Weingärtner-Brauch
Turnus
jährlich
Festausübung
erloschen
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Der Montag nach St. Ulricus war in Reutlingen ein Festtag der Weingärtner. An diesem Tag fand ein Festzug mit Zunftfahnen und Musik zur Kirche statt, wo eine Predigt gehalten wurde. Nachher fand ein Umzug durch die Stadt statt, wobei das kleine Rebmännchen (eine kleine Figur, den hl. Urban als Schutzpatron der Weingärtner darstellend) vorausgetragen wurde, neben zwei silbernen Weingärtner-Hapen, die sie von einem deutschen Kaiser zum Geschenk erhalten haben wollen. Vor den Häusern der geistlichen und weltlichen Obrigkeit wurde Halt gemacht und denselben durch Fahnenschwenken gehuldigt. Abends gab es einen Ball.
Nachdem die Reutlinger seit 1524 nach und nach evangelisch geworden waren, kehrten sie 1548 wieder zum katholischen Glauben zurück und führten die heilige Messe wieder ein. Als ein Jahr darauf am Montag nach St. Ulricus ein Unwetter in ihren Weinbergen großen Schaden anrichtete, behaupteten die Weingärtner, dass die Wiedereinführung der heiligen Messe schuld an dem Unglück sei. Sie zogen deshalb zur Hauptkirche, zerstörten die Altäre, Bilder, Statuen, etc., und bald folgten diesem Beispiel noch andere Zünfte. Die katholischen Priester wurden wieder durch evangelische ersetzt.
Referenzen
Anton Birlinger: Volksthümliches aus Schwaben. Sitten und Gebräuche. Freiburg 1862. S. 292-293.