Scheibenschlagen

Prato allo Stelvio / Prad am Stilfserjoch

Bolzano

Südtirol-Trentino

Italia - Italy

Dieses Jahr

09.03.2025 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima) - 09.03.2025 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima)

Nächstes Jahr

22.02.2026 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima) - 22.02.2026 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima)

Turnus

0

Festausübung

N
aktuell

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Prato allo Stelvio / Prad am Stilfserjoch

Kreis

Bolzano

Region

Südtirol-Trentino

Staat

Italia - Italy

Beschreibung


Das Scheibenschlagen ist ein mitteleuropäischer Brauch, bei dem glühende Holzscheiben (beispielsweise aus Zirbe oder Fichte), erhitzt an einer Feuerstelle, mit Hilfe von elastischen Stecken (aus Haselnuss oder Birke) von Berghängen ins Tal geschleudert werden. Der Brauch ist unter verschiedenen Bezeichnungen verbreitet. Sein Zentrum liegt im schwäbisch-alemannischen Raum, im Südtiroler Vinschgau, in der Gegend um Landeck, im hinteren Virgental (Osttirol), verbreitet ist er aber auch im Südteil der Oberrheinischen Tiefebene (Schwarzwald, Breisgau, Baselbiet, Elsass), in Vorarlberg, im Bündner Oberland und Churer Rheintal. Der Brauch wird immer am ersten Fastensamstag oder - wie auch in Prad am Stilfserjoch (Obervinschgau/Südtirol) - am ersten Fastensonntag abgehalten.

Das Scheibenschlagen beginnt bei Abenddämmerung und endet spät in der Nacht. Die Scheiben sind überwiegend quadratisch mit leichten Wölbungen (damit sie besser fliegen) und haben einen Durchmesser von ca. 10 cm und eine Dicke von ca. 2 cm. Sie sind mittig durchbohrt, damit sei auf den Stecken gesteckt werden können. Beim Transport werden sie üblicherweise auf eine Schnur oder einen Draht aufgereiht.

Vor dem Abschleudern, während die Scheibe geschwungen wird, singt die Scheiben schlagende Person bestimmte Reime in einfachen, engräumigen Melodien, die besonders von der "Rufterz" (kleine Terz) geprägt sind. In Prad beginnt der Reim mit: "O Reim, Reim, / O Reim Reim, /vr wem weard eppar dia Scheib sein?". Jede Scheibe wird einer Person oder einer Gruppe gewidmet.

In Prad, wo jede Fraktion über ihren eigenen Scheibenschlagplatz verfügt - die Bewohnerinnen und Bewohner der Koatlacke haben einen besonders schönen Platz im Wald, wo man den gesamten Obervinschgau sieht -, ist es üblich, dass nacheinander die "Larch" und dann um Punkt 20 Uhr das ca. 15 Meter hohe "Kreuz" angezündet werden. Bei beiden handelt es sich um mit Schilfgras und Stroh umwickelte Konstrukte aus Holzstämmen. Vor dem Anzünden des Kreuzes werden Gebete gesprochen, und während das Kreuz brennt, singt die Gruppe fröhlich unentwegt: "Zunta, zunta, tralla la!"

Das Alter des Brauches ist unbekannt. Der älteste Beleg stammt aus dem Jahr 1090: Durch eine Scheibe war ein Nebengebäude des Klosters Lorsch (in Hessen) in Brand geraten. Früher war das Scheibenschlagen ein Brauch der heranwachsenden männlichen Jugend, heute nehmen Menschen aller Altersgruppen daran teil.

Verfasst von: Thomas Nussbaumer