Auferstehungsfeier und Osterprozession
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Beschreibung
Der festlichen Freude über die Auferstehung verlieh die Kirche des Mittelalters Ausdruck durch eine feierliche Prozession.
Diese Prozession war nur eine Erinnerung an den feierlichen Zug der Täuflinge, die in frühchristlicher Zeit in der Ostersamstagnacht nach vollzogener Taufe von dem Klerus in die Kathedralkirche geleitet wurden.
Um das Jahr 1130 hat der Straßburger Domherr Baldolf, der im Domkapitel das Amt eines Kantors, d. h. Leiters des liturgischen Chorgesanges bekleidete, die kirchlichen Gebräuche und Zeremonien im Münster beschrieben: das kostbare Werk ist noch in einer Handschrift der fürstlichen Bibliothek zu Donaueschingen erhalten.
Nach Baldolf wickelte sich die dramatisch bewegte Auferstehungsfeier in folgender Weise ab:
Ablauf:
Am frühen Morgen (aus späteren Zeugnissen wissen wir, daß es um 2 Uhr war) kamen die Stiftsherren, die damals noch im Bruderhof als Marienbrüder ein gemeinsames klösterliches Leben führten, ins Münster und begaben sich zum Heiligen Grab. In dasselbe hatte man nach der Kreuzfeier des Karfreitags das Kreuz auf das sogenannte Schweißtuch (sudarium) gebettet und es mit einer Decke (pallium) verhüllt. Damit sollte in sinnigster Weise die Grabesruhe des Gekreuzigten angedeutet werden. Vor den nun versammelten Brüdern wurde das Kreuz aus dem Grabe genommen und an seine gewöhnliche Stelle gebracht. Dann wurde das Zeichen zum Absingen der Metten gegeben. Jetzt begaben sich zwei Diakone, (welche die Grabesengel), und drei Priester,( welche die das Grab besuchenden Frauen vorstellten), mit Rauchfässern, zum leeren Grab. Die Engeldarsteller setzten sich hin, und nun begann ein Wechselgesang:
Die Engel fragten:" Wen suchet ihr?"
Die Frauen antworteten: "Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten, ihr Himmelsbewohner."
Die Engel: "Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er vorausverkündet hat. Gehet hin und meldet, daß er aus dem Grabe erstand.
Jetzt entfernten sich die Engel, und die Frauen traten an das Grab, räucherten es ein, trugen das ausgespannte Leichentuch vor den Hauptaltar und sangen: "Der Herr ist aus dem Grabe erstanden und hat sein Volk erleuchtet, das er mit seinem Blut erlöste, Alleluja!
Ihnen antwortet der Chor: "Christ ist erstanden."
Die Frauen erwidern:" Denn der Herr ist auferstanden und wird euch vorausgehen nach Galiläa, Alleluja. Dort werdet ihr ihn sehen, Alleluja, Alleluja, Alleluja.
An diese Auferstehungsfeier schloß sich gleich das Absingen der Metten, Laudes und Prim an. Dann begann die feierliche Osterprozession, zu der sich die Stiftsherren von St. Thomas und Jung St. Peter prozessionsweise einfanden, nachdem sie selbst in ähnlicher Weise in ihren Kirchen die Auferstehungszeremonie abgehalten hatten. Nach erfolgter Besprengung mit Weihwasser stimmten die Chorschüler den Gesang "Sei gegrüßt, du festlicher Tag" an, und die Prozession verließ in zwei Abteilungen durch die Portale des Querschiffs den Münsterbau, umging denselben und vereinigte sich im Paradies, d. h. in der Vorhalle des Haupteingangs, um durch das Mittelschiff unter steten Wechselgesängen wieder zum Chor zurückzukehren.
Erlaubte schlechtes Wetter das Verlassen des Münsters nicht, so fand der Umgang im Kreuzgang des Bruderhofes statt.
Referenzen
L. Pfleger: Ostermorgen. In: Elsaß-Land - Lothringer Heimat, April 1927, S. 112-114.