Auselige Montag

Reutlingen

Reutlingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

25.05.2024 (25.5. (Fest des heiligen Urban))

Nächstes Jahr

25.05.2025 (25.5. (Fest des heiligen Urban))

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Reutlingen

Kreis

Reutlingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Bis zum Ersten Weltkrieg beging die Weingärtnergenossenschaft als legitime Nachfolgerin der reichständischen Weingärtnerzunft in Verbindung mit dem im Jahre 1848 gegründeten Weingärtner-Liederkranz alljährlich am Montag nach dem 25. Mai (= Fest des Heiligen Urban) den Festtag des "Auseligen Mentigs", von manchen auch "Rebmännlestag " genannt. Nur wenn in den Maifrösten erhebliche Schäden in den Weinbergen aufgetreten waren, entfiel die Feier. Es war ein Fest für die ganze Stadt, denn bis zur Industrialisierung waren die Weingärtner der größte Reutlinger Berufsstand.

Früh begann der Festtag mit Choralblasen vom Turme der Marienkirche. Um 7 Uhr zog eine Abordnung vor das Haus des Genossenschaftsvorstandes, wo die Zunftfahne von 1795 unter den Klängen der Stadtkapelle "geflaigt" (geschwungen) wurde. Die Zeremonie wurde vor dem Haus des Vizevorstandes wiederholt. Dann traf sich die Allgemeinheit der Weingärtner in der Weingärtner- oder Stadtkelter. Nach deren Abbruch im Jahre 1913 versammelte man sich in der Armenkelter und zuletzt in der Spitalkelter. Im Hofe der Kelter wurde ein Appell aus einem großen Buch abgehalten. Der Vorstand hielt eine Rede über die Bedeutung des Tages. Nun formten die Festordner den Zug. Voraus marschierten die Stadtkapelle, die Fahnenträger und der Speerträger, manchmal auch ein eingeladener Verein. Es folgten die Knaben mit dem Rebmännle. Für die Kinder in ihren weißen Kleidern gab es besondere Ordner. Am Schluss folgten die festlich gekleideten Weingärtner, meist im langen Kirchen- oder Hochzeitsrock, den man "Wadenpatscher" nannte. Der Zug marschierte die Kirchstraße (Obere Metzgerstraße) hinaus, in späteren Jahren die Albstraße oder Burgstraße herein zur Wilhelmstraße in die Marienkirche, wo ein auf den Tag abgestimmter Gottesdienst stattfand. Die Straßen waren von Zuschauern umsäumt. Das Rebmännle, eine heidnische Figur, durfte nicht in die Kirche gebracht werden; es wurde einstweilen im Lyceum eingestellt. Nach dem Gottesdienst formierte sich der Zug wieder. In der Kelter fand die eigentliche Feier statt, in dessen Mittelpunkt das Fahnenflaigen stand. Zweimal wurde geflaigt, vom Vorfähnrich, dessen dreispitziger Hut einen weißen Federrand trug, und vom Nachfähnrich mir schwarzbefedertem Hut. Zur Feier waren, neben den Zuschauern, der Bürgerausschuss und andere Honoratioren gekommen. Nach Abschluss der Feier zog man in eine Wirtschaft. Um 13 Uhr war die Feier beendet. Aber auch am Nachmittag wurde gefestet. Um 15 Uhr ging man mit der ganzen Familie in eine Gastwirtschaft. Abends war der Ball des Weingärtner-Liederkranzes.

Beim "Rebmännle" handelte es sich um eine ursprüngliche Urbansfigur, die aber im reformierten Reutlingen vom Heiligen zum entchristlichten Rebmännle wurde.

Der letzte Auselige Mentig wurde 1934 begangen, nachdem er zuvor nur noch sporadisch stattfand. 1967 fand auf Anregung einiger Weingärtner eine improvisierte Feier zum 410. Jahrtag des Rebmännletages statt. Auch im darauffolgenden Jahr gab es wieder eine Feier, die aufgrund einer Ankündigung in der Tageszeitung mehr als tausend Zuschauer anzog. Die gute Resonnanz war auch Anlaß für den Beschluss, den Auseligen Montag alle 2-3 Jahre auf dem Rathausplatz zu begehen.
Trotz dieser gelegentlicher Reaktivierungsversuche ist der Brauch heute ausgestorben.

Referenzen

Karl Keim: Das Wiederaufleben des auseligen Montags. In: Reutlinger Geschichtsblätter. Jahrgang 1969. Nr. 7. S. 29-41.