Bockkirchtig

Am Tag vor Mariä Himmelfahrt - Vorabend von Kirchweih - versammelten sich bis in die 1960er Jahre hinein die Burschen des Dorfes. Einer war als alte Jungfrau verkleidet. Zwei weitere Burschen traten als Händler auf. Zehn bis vierzehn weitere Burschen waren die Lärmmacher, zu denen einst auch ein Ziehorgelspieler, Schnöller u.a. gehörten. Im Oberdorf scharten sie sich um einen Heuwagen und zogenvor jene Häuser, in denen es noch Jungfrauen über dreißig Jahren gab. Die "Jungfer" am Wagen vertrat bei den folgenden Verhandlungen die Stelle der für Burschenbegriffe schon altjungferlichen Hausbewohnerin. Diese Handlerei brachte in alter Zeit alle Tadel, geheimen Liebschaften, die erhaltenen Körbe, kurz alles, was der Jungfrau im Haus zur Unehre gereichte, an den Tag. Dann ist man duldsamer geworden und hütete sich verletzend zu sein. Wenn eine Jungfrau eine recht "Betete" (heilige) war, wurde mit "Nuster" (Rosenkranz) und Nustergrallen (Rosenkranzperlen) gehandelt, usw. Danach wurden die Burschen noch bewirtet. Da gab es meist Krpfen. Später erhielten sie höchstens einen Schnaps. Die Goaßlschnöller (Peitschenknaller) sind die Ordnungshüter dieses heiteren Zuges. Sie halten die neugierigsten Zuschauer vom Wagen fern. Am Dorfende löst sich der Zug auf. In einem Gasthaus wurde dann mit den Jungfrauen getanzt.