Chalandamarz

Guarda

Scuol

Graubünden

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Dieses Jahr

01.03.2024 (1.3.) - 01.03.2024 (1.3.)

Nächstes Jahr

01.03.2025 (1.3.) - 01.03.2025 (1.3.)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Guarda

Kreis

Scuol

Region

Graubünden

Staat

Schweiz / Suisse / Svizzera - Switzerland

Beschreibung

„Chalandamarz“ bezeichnet in der rätoromanischen Sprache den Beginn des Monats März. Am 1. März (und an manchen Orten an den Tagen zuvor oder danach) versammeln sich im Schweizer Engadin (Engiadina), Münstertal (Val Müstair), Bergell, Puschlav, Misox, Oberhalbstein und Albutal die Schulkinder schon frühmorgens, um mit Schellen- und Glockenklang sowie Frühlingsliedern, gesungen in ihrer Muttersprache (Rätoromanisch), den Winter auszutreiben und den Frühling zu begrüßen.

Von Dorf zu Dorf wird dieser Brauch, der seit dem frühen 19. Jahrhundert belegt ist, unterschiedlich gestaltet. Die Schulkinder treten in (blauen) Bauernblusen, (roten) Zipfelmützen und teilweise in Trachten auf und sind mit Schellen (oder fallweise Peitschen) ausgestattet. Sie ziehen schellend von Platz zu Platz, Haus zu Haus, gelegentlich um die Dorfbrunnen und singen an jeder Station Chalandamarz-Lieder. Das bekannteste Lied – „Chalanda marz, chaland’avrigl“ stammt aus dem „Calvenspiel“ (1899) und wurde von Otto Barblan (1860–1943) komponiert. Andere Chalandamarz-Lieder sind als Kontrafakturen und Varianten von alpenländischen und deutschen Volksliedern (z.B. „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“, „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ u.a.) erkennbar. Die beim Singen eingesammelten Spenden werden meist für eine abendliche Feier oder für Schulveranstaltungen verwendet. Organisatoren sind die Schulen eines Ortes, die Ausführenden sind aber die Schulkinder alleine.

Festablauf in Guarda:
Guarda ist jenes Dorf, in dem die Kindergeschichte „Schellenursli“ (1945) von Selina Chönz und Alois Carigiet spielt, in der der Brauch des Chalandamarz als Anlass im Mittelpunkt steht. Dementsprechend ist der Chalandamarz von Guarda sehr bekannt, was an der Anwesenheit zahlreicher Touristen zu sehen ist. Am 1. März 2017 begann der Chalandamarz um 13.00 Uhr vor dem Hotel Piz Buin. Dort formierte sich allmählich eine Gruppe von ca. 30–40 Schulkindern, wobei die Buben in blauen Bündner Hemden mit roten Mützen und roten Halstüchern gekleidet sind, auf denen unterhalb von Blumenmotiven „Guarda“ steht. Die Mädchen tragen eine schöne Tracht und deshalb keine Schellen. Da die mitwirkenden Kinder am 1. März 2017 recht klein waren, bedurfte es einzelner Erwachsener, die sie dezent gelegentlich anleiteten.
Im Vergleich zu den Ausführungen des Brauches in anderen Orten bestehen zahlreiche Unterschiede. Die Schellengurte werden von den Buben nicht um die Leibesmitte befestigt, sondern um die Oberarme gespannt und mit beiden Händen auf und nieder geschwungen. Die Gruppe zieht regelmäßig schellend im Gänsemarsch von Platz zu Platz, ihr voran gehen die Mädchen sowie ein größerer Junge mit einer Handratsche. Die Gruppe umkreist, bevor sie singt, den jeweiligen Brunnen am Platz und geht auch schellend in die Häuser am Platz, wo im Hausgang ausgiebig geschellt wird, bevor man das Haus wieder verlässt. In der üblichen Aufstellung werden dann ein bis zwei Chalandamarz-Lieder gesungen, wobei vorher die schweren Schellen abgelegt werden, damit sie beim Singen nicht hinderlich sind. Dementsprechend wird unmittelbar nach Ende eines Liedvortrages nicht geschellt. Die Gruppe am 1. März 2017 sang ohne „Dirigenten“, doch ein größerer Junge in der letzten Reihe sagte das jeweilige Lied an und zählte ein. Im Dorfzentrum erinnert das zum Hotel Meisser gehörende „Schellenursli Museum“ an den märchenhaften Schellenursli der Kindergeschichte.

Text, Rec. & Film: Thomas Nussbaumer, Universität Mozarteum Salzburg in Innsbruck
Team der Feldforschung: Thomas Nußbaumer, Andrea Kammermann, Peter Oberosler, Yannick Wey