Eierlauf

In der Gemeinde Dorlisheim war bis an die Revolutionszeit die Gewohnheit, daß alle Jahre bei gutem Wetter, die jungen, ledigen Burschen um die Eier liefen.
Dies ging folgendermaßen vor sich:
Während der Karwoche wurden von den jungen Männern Eier gesammelt, ein jedes Haus steuerte freiwillig bei nach Belieben der Hausfrau oder der Töchter. Am Ostermontag um 15 Uhr nach dem Nachmittagsgottesdienst wurden die Eier in Körben außerhalb Dorlisheim getragen auf die Straße nach Mutzig zu. Jedes Ei wurde 6 bis 7 Schuh weit vom nächsten ausgelegt, so daß dies eine lange Reihe ergab. Die jungen Leute, die mit diesem Eierspiel zu tun hatten, waren in zwei Teile geteilt. Von einer Partei wurde ein junger Bursche von 18 bis 20 Jahren bestimmt, der die Eier, die auf der Straße ausgelegt waren, eines nach dem anderen aufheben und ununterbrochen in einen Korb legen mußte. Wenn er ein zerbrochenes Ei in den Korb legte, so wurden die damit verbundenen Unkosten von seiner Partei abgezogen. Der Bursche von der anderen Partei mußte, während der erste die Eier aufhob, um das ganze Dorfe herumlaufen. Wer von beiden als erster seine Bahn vollendet hatte, der hatte für sich und seine Partei gewonnen. Der Gewinn bestand darin: Es wurde während dieser Zeit ein gutes Gastmahl zubereitet, als Festschmaus für beide Parteien. Die Partei aber, die verloren hatte, mußte die andere Partei von allen Unkosten frei halten, die das Gastmahl mit sich brachte. Auf beiden Seiten hatten die jungen Männer ihre sogenannten Messtijungfern bei sich und noch andere Verwandte und gute Freunde. Auch erschienen als geladene Gäste die Vorgesetzten im Orte und etliche Musikanten, denn es wurde jedesmal dabei getanzt.

Das Eierwettlaufen hat sich in Dorlisheim das ganze 19. Jahrhundert hindurch erhalten. Statt um das Dorf mußte später der zweite Läufer nach Mutzig laufen, um dort einen Wecken zu holen, und wieder zurück. Um 1900 erst ist es abgekommen.