Fasnacht
Turnus
Festausübung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Schellerlaufen
Die Nassereither Fasnacht, die nur alle drei Jahre stattfindet, zählt zu den schönsten Fasnachten des Alpenraumes und stellt mit ihren vielen Veranstaltungen ab dem Dreikönigstag ein sehr komplexes Ereignis dar. Im Mittelpunkt des großen Umzugs, des Schellerlaufens, steht der Kampf des Bärentreibers gegen den Bären, den der Bärentreiber schließlich verliert. Im Verständnis vieler Nassereither Fasnachtler ist dies der Kampf des Frühlings (Bär) gegen den Winter (Bärentreiber). Diese Deutung ist jung und kam erst im 20. Jahrhundert auf.
Video von 2019:
Das zugehörige Video dient der Absicht, die Unmittelbarkeit des Erlebnisses der Nassereither Fasnacht darzustellen, besonders den eindrucksvollen Beginn des Umzugs. Während die Schnöller auf dem Schneepodest ihre „Goaßeln“ knallen lassen, stürmen die Sackner energievoll in den Kreis um das Podest. Ihnen folgen die Spritzer und bald auch die Ruaßler. Mit jeder Maske, die in den Kreis läuft, wächst die Pracht der Farben. Die Masken der „Schönen Züge“ (Kehrer, Roller, Scheller) werden von den Majen und Spritzern umkreist und fast unbemerkt mischen sich die ernst einherschreitenden Paarlen in die Menge.
Der Kampf zwischen dem Bärentreiber und dem Bären ist bis ins Detail genau choreografiert und wird seit vielen Jahren immer auf dieselbe Weise durchgeführt. Im Film wird die Perspektive der dritten Aufführung durch jene der ersten gelegentlich ergänzt. Die Aufnahme des ebenfalls ritualisierten „Hexenschwurs“ erfolgte am Majenbrunnen, dem zweiten Aufführungsplatz des Nassereither Schellerlaufens. Ferner sieht man Szenen des sogenannten „Einführens“ (auch der Hexen), des Geschehens am „Huamatle“ der Karrner, die singende Labera mit ihren satirischen Liedern über mancherlei Missgeschick und anderes mehr.
Das Video entstand im Rahmen der Feldforschung „Musik und Fasnacht in Tirol/Südtirol“.
Video von 2013:
Das Video zeigt diesen Kampf, der bis ins Detail genau reglementiert ist und seit vielen Jahren immer auf dieselbe Weise durchgeführt wird, vollständig, ebenso den ritualisierten „Hexenschwur“. Ferner sieht man Szenen vom Aufzug der Masken, vom „Goaßelschnöllen“ der „Schnöller“ um 12 Uhr, vom Kreis der „Schönen Züge“ mit den Kehrern, Schellern, Rollern und Ordnungsmasken, vom Zug der schönen Fasnachtswägen durch den Ort, vom „Einführen“, und manches mehr.
Schalleprobiere
Die Schelle ist das wichtigste „Instrument“ der Fasnacht. Am Sonntag vor dem großen Umzug des Nassereither Schellerlaufens erfolgt abends das „Schalleprobiere“ (Schellen-
probieren). Dabei handelt es sich weniger um eine Probe als vielmehr um eine Parodieveranstaltung.
Maskiert sind lediglich die „Schnöller“, „Ruaßler“, „Sackner“, ein „Kehrer“ und ein „Roller“, und ebenso die „Scheller“, letztere allerdings nicht so wie beim Schellerlaufen, sondern wie beim „Fasnachtausruafe“. Nach dem Schnöllen beginnt ein von den Schellern eröffneter Umzug, wobei die Scheller in jener Reihenfolge auftreten wie beim Schellerlaufen. Ein den Umzug begleitender Nachwächter ruft, wie früher üblich, die Stunden aus. Die Ruaßler versuchen, die Zuschauer zu „ruaßeln“ (ihre Gesichter zu schwärzen) und alle anderen tragen skurrile Maskierungen mit dem Ziel, die ehrwürdigen Masken der Nassereither Fasnacht zu parodieren.
Da treten uralte Scheller auf, die zum Schellen Ärzte und Sanitäter benötigen, andere Scheller, die anstatt der Schellen Eimer, Waschbecken u.a. umhängen haben, Roller, die sich skurril im Rollstuhl drehen, Kehrer, die anstelle des Kehrerbesens Strohbesen oder sogar Klobürsten verwenden, gealterte Hexenmusikanten, die Leute aus dem Publikum zwingen, mit ihnen das Hexenmarschl zu üben, Karrner, die ein Hoamatle in lächerlicher Miniaturausführung umherziehen, hässliche Majen mit Plastikkübeln, Spritzer mit Plastikspritzpistolen und viele mehr.
Jedes Mal werden neue Formen der Parodie und Satire entwickelt, den Nassereithern geht die Vorstellungskraft nie aus. Beim Schalleprobiere werden alle Ordnungen der an sich ernsthaften Nassereither Fasnacht auf den Kopf gestellt.
Recording: Thomas Nussbaumer
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Fasnacht und mehr / Feldforschung
Für den Inhalt verantwortlich: Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Nußbaumer




