Fertálymesteravatás/Viertelmeister in Eger

Eger

Egri

Heves

Magyarország - Hungary

Turnus

0

Festausübung

N
aktuell

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Eger

Kreis

Egri

Region

Heves

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung



Der Lokalpatriotenverein der Stadt Eger hat 1996 eine alte örtliche Tradition aufgegriffen und pflegt sie seither - es handelt sich dabei um die jährliche Einsetzung der vierzehn "Viertelmeister" (ung. "fertálymester"). Diese waren einst wichtige städtische Verwaltungsfunktionäre. Die Funktion des Amtes ist heute hingegen eine rein repräsentative. Einst an den 9. Februar, den Tag der St. Apollonia geknüpft, zelebriert man die Tradition heute am Samstag vor dem Gedenktag der Märtyrerin.
Ablauf
Die heutigen Feierlichkeiten beginnen mit einer Messe in der Basilika, die eines der größten sakralen Gebäude Ungarns ist. Anschließend marschieren die festlich gekleideten vierzehn Viertelmeister-Kandidaten ins Rathaus, wo ihnen ein Eid abgenommen wird. Dann erhalten sie ihre langen, schwarzen Amts-Talare, die auf der Brust mit silberner Schnalle zusammengehalten werden, und ihre Amts-Stäbe (quasi Richterstäbe). Diese waren früher die wichtigsten Symbole ihrer Macht. Anschließend findet eine große Bewirtung aller Viertelmeister statt. Die Zeremonie zieht viele Schaulustige an.
Zur Geschichte
Die Stadt Eger ist eine der ältesten Stadtgründungen Ungarns und besitzt noch heute beeindruckende Denkmäler aus der Zeit der 91-jährigen Türkenherrschaft im 17. Jahrhundert (z.B. das nördlichste Minarett Europas seiner Zeit). Nach den Aufzeichnungen des türkischen Weltreisenden Evliya Çelebi, seien in der Stadt bereits zur türkischen Besatzungszeit "die Bezirke von 12 ungläubigen [= christlichen] Richtern mit Silberstöcken" verwaltet worden. Nach Sándor Bálint soll die Institution der Viertelmeister nach der Türken-Befreiung zur Neuorganisierung des Verwaltungssystems gedient haben. Fest steht, dass die in ungarischen Städten im 18. Jahrhundert noch verbreitete Institution der Viertelmeister mit den Gesetzen von 1848 zwar aufgehoben wurde, in einigen Städten jedoch, wie z.B. in Eger und Komárom, quasi als Ausdruck für den Bürgerrang, aufrechterhalten wurde. Viertelmeister gab es in Eger bis zum Anfang des 20. Jahrhundert. Erst 1949 wurde die bürgerliche Tradition - vorerst endgültig - abgeschafft.
Viertelmeister konnten (und können) nur ehrwürdige, eingesessene Egerer Bürger werden. Sie verfügten traditionell über große Macht in ihren Revieren. Sie wurden zuerst von den Bürgern, später von den früheren Amtstragenden auf Wahlversammlungen (ung. "suttogó") am Tag der Märtyrerin ernannt. Es blieb bis jetzt ungeklärt, warum die Wahl der Viertelmeister an den Apollonia-Tag geknüpft war. (Die Märtyrerin aus Alexandria (gest. 249), der für ihr Glauben u.a. die Zähne ausgeschlagen wurden, galt meist als Schutzpatronin der Zahnleidenden und Zahnärzte).

Referenzen

Sándor Bálint: Ünnepi kalendárium [Festkalender]. Budapest 1977, Bd. I., S. 216-219.