Feuerrad

Brombach/Eberbach

Rhein-Neckar

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

13.02.2024 (Fastnachtsdienstag)

Nächstes Jahr

04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

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Geografie

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Ort

Brombach/Eberbach

Kreis

Rhein-Neckar

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Ablauf

Schon bald nach Jahresbeginn wird von jungen Menschen des Ortes Stroh gesammelt und in der Tenne eines Hofes weichgetreten. Mit diesem Stroh flechten sie dann lange „Trudeln“ (Strohzöpfe), die in ein großes Rad, das zuvor tagelang im Wasser lag, so gestopft werden, dass aus dem Rad eine Strohwalze wird. Durch die Nabe des Rades wird dann eine 8-10 m lange, ebenfalls gewässerte, Buchenstange gesteckt, an der die Trudeln befestigt werden. Am Nachmittag des Fastnachtsdienstags bringen die Burschen das vorbereitete Rad mit einem Traktor zum Startplatz und decken es mit Stroh und einer Plane ab. Nachdem sich alle Beteiligten in der Gastwirtschaft des Sternenwirtes ausgiebig gestärkt haben, geht es hinauf zum Rad, das nun bei Beginn der Dunkelheit angezündet wird. Zunächst rollt ein brennender Autoreifen ins Tal, um den Weg zu markieren, früher waren dies brennende Bienenkörbe. Das brennende Rad wird dann einige Meter mit der Buchenstange geführt, wobei das Rad derweil mit Strohgabeln gestützt wird. Dann beginnt der freie Lauf etwa 300 m den Steilhang hinab. Der Weg des Rades wird von fackelschwingenden Männern begleitet. Früher waren die Fackeln selbst gefertigte Eichenholzprügel, die lange getrocknet und gespaltet wurden, die sogenannten „Reneklepperli“. Heute werden Pechfackeln verwendet.

Geschichte
Den ersten schriftlichen Beleg für einen Feuerbrauch dieses Typs in Deutschland bietet die Chronik des Klosters Lorsch. Am 21. März 1090 vernichtete ein Feuer große Teile des Klostergebäudes, hervorgerufen durch eine brennende Holzscheibe, die als Volksbrauch zur Frühlingstagundnachtgleiche in die Luft geschleudert wurde. Ein solcher Brauch ist auch heute noch als Scheibenschlagen bekannt.
Im 19. Jahrhundert wurden in der Moseleifel brennende Räder von Bergen und Hügeln heruntergerollt, während zeitgleich ein Strohmann verbrannt wurde. Unter anderem für Wittlich ist dieser Brauch belegt, wo er zum Michaelsfest am 29. September ausgeübt wurde. Bei Gerolstein wurde er bis ins Jahr 1816 praktiziert. Hier wurde ein brennendes Rad von einer Anhöhe zum Fluss Kyll hinunter gerollt. In Oberstadtfeld wurden brennende Räder am ersten Fastensonntag gerollt. Ebenso wurde bei Konz zum Invocavitfeuer ein Feuerrad ins Moseltal herabgerollt. Im niederdeutschen Sprachraum wurde das Rollen von Feuerrädern hingegen nicht mit der Fastenzeit und den Invocavitfeuern, sondern mit den Osterfeuern verbunden. Solche Osterräder finden bis in die heutige Zeit Verwendung.
Auch zum vierten Fastensonntag, dem Laetare, wurden in Teilen Deutschlands Feuerräder gerollt, so beispielsweise bei Eisenach und in Franken. Den Brauch bei den Franken beschreibt auch Jacob Grimm 1854 in seinem Werk Deutsche Mythologie:

„Sie flechten ein Wagenrad voller Stroh, tragen es auf einen hohen […] Berg, haben darauf, so sie vor Kälte mögen bleiben, den ganzen Tag ein[en] guten Mut, mit vielerlei Kurzweil, singen, springen, tanzen […]. Um die Vesperzeit zünden sie das Rad an und lassen es mit vollem Lauf in das Tal laufen. Das gleich an zu sehen ist, als ob die Sonne von dem Himmel lief.“

Es wird angenommen, dass das Feuerrad in vorchristlichen Zeiten ein Frühlingsbrauch zum Äquinoktium gewesen ist, der sich nach der Christianisierung in die Verbindung mit der Fastenzeit in Südwestdeutschland und mit der Osterzeit im nördlichen Deutschland aufspaltete. Noch heute sind beide Ausprägungen zu finden. Auf ein solches Fest zum Frühlingsäquinoktium weist auch der eingangs beschriebene Klosterbrand am 21. März, also genau zum Termin der Tagundnachtgleiche, hin.