Fronleichnamsfest
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jährlich
Festausübung
erloschen
Allg. Festbeschreibung
Geografie
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Region
Staat
Beschreibung
Der eindrücklichste Teil des Regensburger Fronleichnamstages, des Festes corporis christi, besteht in der großen Prozession. Nach dem Hochamt im Dom bewegt sie sich in langem Zug durch die mittelalterliche Altstadt. Sie ist immer noch ein Repräsentationswerk der Geistlichkeit, des ortsansässigen Adels und der Bürgerschaft.
Der Ablauf gliedert sich gegenwärtig in vier Stationen. Nach der ersten am Dom schließt sich eine zweite am Neupfarrplatz an, am Kloster St. Emmeram eine dritte und schlussendlich wird wieder bei einem am Dom aufgebauten Altar gehalten. Damit werden zugleich die wichtigsten Orte der Regensburger Geschichte markiert, da St. Emmeram auf die Missionierung des Bayernlandes und zugleich auf den frühmittelalterlichen Herzogssitz, die Neupfarrkirche auf den spätmittelalterlichen, hochfrequentierten Wallfahrtsplatz "Zur Schönen Maria" und zugleich auf die zwischenzeitliche Etablierung des evangelischen Bekenntnisses nach 1546 verweist, der Dombereich sowohl für die römische Bebauung der Stadt als auch für das einzige Gotteshaus gotischen Stils in dieser Dimension steht und zugleich eine Vollendungsleistung des kraftvollen Historismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts darstellt.
Da als Teilnehmergruppen sowohl die Mitglieder des Klerus, die Stadtregierung mit dem Bürgermeister, die Fürstenfamilie des am Ort ansässigen Hauses Thurn und Taxis und die Ritterorden, die großen Vereine als auch der Lehrkörper der Universität vertreten sind, ist der Fronleichnamstag nach wie vor der zentrale gemeinsame Repräsentationsanlass der in der Stadt wichtigsten Institutionen.
Die Bedeutung und die außergewöhnliche Stellung des Regensburger Fronleichnamsfestes innerhalb Mitteleuropas werden jedoch nur aus der Geschichte heraus verständlich.
Die Feier des Regensburger Fronleichnamfestes ist - als eines der frühesten Fronleichnamsfeste überhaupt - bereits im Jahr 1325 bestimmt, noch im 14. Jahrhundert ist die Prozession eingeführt worden, der erste aktenkundig sichere Beleg stammt aus dem Jahr 1395 (Stadtrechnungen). Eine bedeutende Ausnahmeerscheinung stellt das mittelalterliche Regensburger Fronleichnamsfest insofern dar, als es sich bei der Einrichtung der Prozession um eine wichtige bürgerliche (neben der klerikalen) Initiative gehandelt hat.
Der Großkaufmann und Ratsherr Matthäus Runtinger (+ 1408) hatte 1390 eine vergoldete Monstranz zum Zeigen der Hostie gestiftet.
Die eigentliche Prozession fand zunächst am Fronleichnams-Sonntag statt und führte vom Dom durch die ganze Stadt, an allen Stadtmauertoren vorbei wieder zurück. Ausgezeichnete Teilnehmer waren zum einen die Vertreter von Diözese und Klöstern (Bischof, Äbte von St. Emmeram, St. Jakob, Prüfening, Karthause Prüll, Dominikaner, Franziskaner, Augustiner, dem Propst von St. Mang, die "Herren der Alten Kapelle"). Zum anderen wurde in der Ordnung der Prozession schon im 14. Jahrhundert die Struktur und Schichtung einer städtischen Handwerkerschaft sichtbar. In der Reihe gingen zuvorderst (also am weitesten entfernt vom Sakrament) die Stadtbauern, die Bader, die Schröter, die Messerer, usw. Am nächsten zum Sakrament (und damit in angesehenerer Position) gingen die Feinmechaniker (etwa Goldschmiede) und die Lebensmittelberufe (Bäcker, Mezger). Der Baldachin über der Monstranz ("Himmel") wurde von Ratsherren getragen. Die Aufzeichnungen des Kaufmanns Runtinger sagen weiter, dass der Weg schon damals mit Bäumen gesäumt und mit Blättern und Blumen ("Gras") ausgelegt war. Aus Regensburg stammt somit eines der frühesten Zeugnisse für eine Art 'Blumenteppich'. Dass die Männer und die Frauen für sich getrennt gingen, damit beide Geschlechter sich nicht mischten und nicht "Unbescheidenheit treiben" sollten, ist etwas später, in einer Verordnung des Jahres 1452, überliefert. Das außergewöhnlich Interessante am Regensburger Fronleichnamsfest besteht nicht nur in seiner sehr frühen Einführung mit der bürgerlichen Initiative und den Stiftungsschriften, sondern gerade auch in der noch folgenden Dokumentation:
Weil Regensburg Reichsstadt und später Sitz der Reichstage war, verdanken wir der Teilnahme von Kaisern und Königen zugleich instruktive Beschreibungen der Szenerien und damit der Entwicklung der Festelemente. 1531, bei der Teilnahme König Ferdinands I. wurden die Prozessionsstraßen mit Tannen, an denen echtes und künstliches Obst hing, und mit kostbaren Tapeten verziert. Auch 1532, als Kaiser Karl V. in Regensburg weilte, wurde der Prozessionsweg mit grünen, frisch geschlagenen Bäumen umstellt. Die gestreuten Grashalme und Blumen sowie die Blätter (mehrere Fuder "laub") konnten in dieser historischen Zeit dazu dienen, den verschlammten und verschmutzten Untergrund einer Stadt zu überdecken. Ein besonderer Anlass war auch der 7. Juni 1640 mit der Teilnahme des Kaisers Ferdinand III. an der Regensburger Fronleichnamsprozession. Der Kaiser schritt gleich nach dem Bischof und noch unter dem Baldachin. Bei dieser Gelegenheit des 17. Jahrhunderts wurde gleichzeitig vermerkt, dass ein Salutschießen stattfand, hier vier Male mit den großen Kanonen über den Stadtbasteien.
Referenzen
Karl Möseneder (Hg.): Feste in Regensburg. Von der Reformation bis in die Gegenwart. Regensburg 1986.

