Fronleichnamsprozession

Hüfingen

Schwarzwald-Baar

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

30.05.2024 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

Nächstes Jahr

19.06.2025 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

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Geografie

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Ort

Hüfingen

Kreis

Schwarzwald-Baar

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Schon ca. eine Woche vor Fronleichnam schwärmen Schulklassen, Vereine und viele andere freiwillige Helfer aus in die nähere und weitere Umgebung des Ortes. Sie sammeln körbeweise Blüten, Blätter und Gräser für die großen Blumenteppiche an Fronleichnam.
Der gesamte Prozessionsweg wird mit einem 600 m langen und 1,80 m breiten Blumenteppich belegt. Dabei werden die Ornament-Teppiche mit Rapportschablonen aus Holz oder Blech direkt auf die Straße gelegt. Teilweise werden jedes Jahr nach neuen Entwürfen neue Schablonen angefertigt. Vor die vier Prozessionsaltäre werden kunstvoll gestaltete Blumenbilder gelegt. Die Konturen dieser Bilder werden auf Packpapier aufgezeichnet und ein oder zwei Tage vor Fronleichnam werden die Blüten mit Leim aufgeklebt. Die figürlichen Darstellungen zeigen hauptsächlich Szenen aus dem Leben Jesu, die Marienverehrung, Engel oder Heilige. Die Symbole versinnbildlichen meistens die Eucharistie und die aktuellen Themen, die selbstverständlich auch in den Bildern verarbeitet werden, erinnern z. B. an Frieden und Gemeinschaft aber auch an Probleme wie Krieg, Einsamkeit oder Streit. Die Motive sind teilweise eigene Entwürfe, es werden aber auch Vorlagen von Farbfenstern, aus der alten Buchmalerei, aus neuen religiösen Schriften oder Gemälden oder auch einfach von Fotos aus Zeitschriften verwendet.
Das Auslegen des Blumenteppichs beginnt an Fronleichnam morgens um 4 Uhr. An jedem Teilstück sind etwa 10 bis 15 Personen beschäftigt.

Geschichte:
An Fronleichnam 1842 wurde in Hüfingen erstmals ein Blumenteppich gelegt. Der Hüfinger Bildhauer Franz Xaver Reich war im Jahr zuvor auf einer Studienreise in Italien und sah in Portici und Resina bei Neapel Prozessionswege mit farbenprächtigen Blumenteppichen. Als er in seine Heimat zurückkam, fertigte er vor seinem Haus ebenfalls einen Teppich aus Blumen. In den folgenden Jahren beteiligten sich auch die Nachbarn, bis allmählich der ganze Prozessionsweg belegt war. Bereits im Jahre 1849 scheint der Brauch offizielle Anerkennung gefunden zu haben, denn aus einem Dekret des Fürsten zu Fürstenberg aus diesem Jahr geht hervor, dass der Stadt Hüfingen der jährliche und unentgeltliche Bezug von Fronleichnamsmaien aus der Längewaldung zur Gestaltung des hohen Festes zugesichert wurde. 1906 wurde in der Zeitung erstmals hierüber berichtet.
Bis 1915 wurde die Blumenanlage sofort nach der Prozession wieder zusammengeräumt. Zuschauer von außen gab es damals noch keine. Ab 1916 blieben die Blumenteppiche bis zum späten Nachmittag liegen, weil viele auswärtige Besucher nach Hüfingen kamen, um sich die Blütenpracht anzuschauen.
1932 wurde bereits ein Tonfilm über die Prozession gedreht und 1936 wurden neben religiösen auch politische Motive eingeflochten. Während des Krieges war die Prozession in der Hinterstadt und Blumenteppiche wurden nur vor den Altären angefertigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Brauch einen wahren Aufschwung, aus der Volkskunst entwickelten sich künstlerisch gestaltete Bilder mit Figuren und Schattierungen, Schriften wurden beigefügt und aktuelle Themen dargestellt. Die Bilder wurden nicht nur vor den Altären angefertigt, sondern auch als Mittelstück vor den Häusern.
Der Fronleichnamsbrauch in Hüfingen ist heute noch mindestens so lebendig wie vor 50 oder 100 Jahren, und die Hüfinger/innen sind stolz auf ihre Kunst des Blumenlegens. Hüfingen wurde durch seine Blumenteppiche weit über den Schwarzwald-Baar-Kreis hinaus bekannt.

Referenzen

Iris Dostal-Melchinger: Die Blumenteppiche am Fronleichnamstag. München 1990. S. 51 ff und S. 87 ff (Dissertation Uni Freiburg). Katholisches Pfarramt, Pfarrhausstr. 2, 78183 Hüfingen.