Fronleichnamsprozession

Budaörs

Budaörsi

Pest

Magyarország - Hungary

Dieses Jahr

19.06.2025 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

Nächstes Jahr

04.06.2026 (Fronleichnam = 2. Donnerstag nach Pfingsten)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Budaörs

Kreis

Budaörsi

Region

Pest

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung


Das Fronleichnamsfest in Budaörs in der Nähe von Budapest zeichnet sich durch seinen besonderen Blumenschmuck aus. Vier blumengeschmückte Altäre werden um die katholische Kirche herum aufgestellt und mit Pfaden aus kunstvoll gestalteten Blumenteppichen verbunden. Auf diesen Pfaden aus Blütenblättern wird in der traditionellen Fronleichnamsprozession das Sakrament unter einem Baldachin von Altar zu Altar getragen.
Bereits Tage vor dem Fest werden in Gemeinschaftsarbeit Blumen besorgt, zu Sträußen geflochten und Girlanden gebunden. Sie werden im Keller gelagert und erst am Festtag in der Frühe ausgelegt. Die sorgfältig geplanten und gestalteten Blumenkreationen zeigen augenfällige Abbildungen von kirchlichen Symbolen und abwechslungsreichen zierlichen Motiven.

Zur Geschichte
Ältere Beschreibungen geben darüber Auskunft, wie sich das in Budaörs groß angelegte und traditionsreiche Fronleichnamsfest früher gestaltete. Michael Ritter beschreibt: "Der Dreifaltigkeitssonntag war der wichtigste Tag für das Blumenpflücken. Schon morgens um fünf Uhr wurde die erste Messe abgehalten, damit sich die Pflückerinnen beizeiten auf den Weg machen konnten, um auf Wiesen, Feldwegen, Waldlichtungen und Berghängen viele Feldblumen zu suchen. Gesammelt wurden [...] Margeriten, Butterblumen, Heckenrosen, Kornblumen, Pipotschn (Klatschmohn) [...] Kornblumen und Margeriten pflückte man manchmal mit dem Stängel, um daraus "Kranzl" zu flechten. Diese Arbeit übernahm man in jenen Häusern, vor denen an Fronleichnam eine Kapelle aufgestellt wurde. Die Kapellen standen in jedem Jahr vor dem gleichen Haus. Das Kranzlbinden nahm mehrere Tage in Anspruch, denn zum Schmücken einer Kapelle wurden mehrere Hundert davon benötigt."

Um die Blumenstraße kunstvoll zu gestalten, steckte man auf der Gasse einen drei Meter breiten Streifen durch Bäumchen am Straßenrand ab. Man nutzte vorgefertigte Formen aus Brettern, um damit die "Blumen-Wegerl" gleichmäßig zu gestalten. Vor jedem Haus gab es einen Teppich von 60-70 Quadratmetern. Am Auslegen der Blumeteppiche beteiligten sich auch die Männer: "sie hatten viel zu tun, besonders wenn der Wind wehte. Damit die Blumen trotzdem am Boden liegen bleiben, mussten sie mit Wasser besprengt werden, wozu viele Eimer Wasser herbeigetragen werden mussten."

Die Fronleichnamsprozession verlief nach Ritter so:
"Gegen 9 Uhr nahm der Fronleichnamszug Aufstellung vor der Kirche. Voran wurde ein Kreuz getragen, diesem folgten die schulpflichtigen Buben samt ihren Lehrern, danach kamen die schulpflichtigen Mädchen mit ihren Lehrerinnen, den Nonnen des Ordens des Heiligen Vinzenz von Paul. Danach die "Marienmädchen", Angehörige eines ebenfalls von den Nonnen geleiteten Vereins der schon erwachsenen Mädchenjugend, ihnen folgten die Angehörigen der "Levente-Jugend", die ebenfalls schon erwachsenen Jungmänner. Danach gingen in ihrer Uniform die Angehörigen der Feuerwehr, danach die Musikkapelle. Kurz vor dem "Himmel", dem Baldachin, gingen die Geistlichen und die vielen Ministranten, zwischen ihnen, rückwärts gehend, zwei weißgekleidete junge Mädchen mit einem Körbchen voller Blumen, die sie während der Prozession vor dem nun folgenden "Himmel" ausstreuten. Unter dem Baldachin trug der Pfarrer die Monstranz mit dem Allerheiligsten. Der "Himmel" wurde von Angehörigen des Gemeinderates getragen, neben ihnen gingen die Lampenträger, dies waren die Angehörigen des Kirchenrates, neben diesen liefen noch die Schützen. Hinter dem Baldachin folgten die Repräsentanten des Ortes, danach die Männer, ihnen folgten die Frauen. [...] Unterwegs wurde bei jeder Kapelle eine kurze Andacht gehalten. Während des Zuges liefen alle, die vor dem ¿Himmel¿ hergingen, paarweise am Rand des Teppichs, bei den schönen Ornamenten wichen sogar die Musiker aus, damit der Pfarrer mit der Monstranz sie als erster betreten sollte. [...] In allen Häusern, an denen die Prozession vorbeizog, standen Heiligenfiguren, Kreuze, Vasen voller Blumen und brennende Kerzen in den Fenstern." Gegen Mittag endete das Fest und die Besucher begaben sich in die Gaststätten. Nach dem Nachmittagsgottesdienst ¿wurde an den Kapellen mit dem Austeilen der Kränzchen begonnen; wer immer danach verlangte, dem wurde eines ausgehändigt, zumal ja viele Menschen zum Dekorieren der Kapellen beigetragen hatten. Die Einheimischen nahmen in der Regel nur eines mit, das sie als ¿Segensbringer¿ im Haus aufbewahrten."

Noch bis 1946 wurde jedes Jahr eine drei bis vier km lange Blumenstraße in Budaörs angelegt. 1946 fand die Vertreibung der Budaörser Deutschen statt, die damals den größten Teil der Bevölkerung der Gemeinde stellten. Die wenigen Verbliebenen konnten die Tradition nur eingeschränkt pflegen, doch sie haben sie nicht aufgegeben: Auch wenn nur innerhalb des zugelassenen Territoriums der Kirche, sie haben an Fronleichnam weiterhin kunstvoll und abwechslungsreich Blumenteppiche gestaltet. Seit 1989 wird die Tradition der Fronleichnamsprozession wieder verstärkt gepflegt.

Referenzen

Michael Ritter: Ein Jahr in Budaörs. Egy naptári év szokásai Budaörsön, Budaörs 1996, S. 44-50.