Fronleichnamsprozession
Beschreibung
Die Fronleichnamsprozessionen mit Blumenteppichen in der Umgebung von Buda gehören zu den sehenswürdigsten Traditionen und religiösen Äußerungen der katholischen Deutschen.
Der vor einigen Jahren wiederaufgenommene Brauch wird nun in veränderter Form durchgeführt. Der Verkehr kann nicht stillgelegt werden und die Unversehrtheit und die Heiligkeit des verzierten Gebietes werden nicht mehr durch den einst vorherrschendem Glauben geschützt, dass nämlich, wenn ein (Pferde-) Wagen über den Blumenteppich fahren würde, das Dorf von einer Feuersbrunst zerstört werden würde.
In den teilweise von Deutschen bewohnten Dörfern wird ein einige Meter langer Blumenteppich vor der Kirche (oder wie in Visegrád nur in der Kirche) hergestellt. Siedlungen, in denen um die Kirche ein größerer Platz zur Verfügung steht, sind in dieser Hinsicht begünstigt.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist in einigen Siedlungen des Komtitats Pest das "Aufblühen" der Prozession zu beobachten, da aus dem Kirchenfest immer mehr ein Gemeinschaftserlebnis wird. In Budaörs entsteht um die Kirche aus dichten Blütenblättern ein Muster, das an echte blumengemusterte Teppiche erinnert. Auf der anderen Seite der Donau liegt Csömör, ein Dorf neben Pest, wo sich neben den evangelischen Slowaken katholische Deutsche niederließen, die jedoch assimiliert wurden. Von ihrem Ursprung zeugt aber u. a. das Vorkommen des Blumenteppichs zu Fronleichnam. In unseren Tagen ist er in Pilisvörösvár am längsten, wo er den ganzen Platz um die Kirche ausfüllt.
Die Muster für die anderthalb Meter breiten Teppiche werden gewöhnlich mit Hilfe einer Schablone auf der befeuchteten Grundlage aus Reibsand am Morgen des Festes hergestellt. Es werden religiöse (Altarsakrament, Taube, Anker, Christus- und Mariamonogramm) und nationale Symbole (Heilige Krone, Wappen) dargestellt und an längeren Abschnitten abwechselnde Reihenmuster sowie liturgische oder biblische Sätze verwendet – heute jedoch bereits in ungarischer Sprache. Die Gläubigen verzieren den Abschnitt vor ihrem Haus auch heute noch, aber es nehmen auch andere, z. B. die Pfadfinder an den Arbeiten teil. Die vier Zelte und deren Umgebung stellen bestimmte Familien mithilfe von Nachbarn auf. Anstelle von Steinkapellen werden heute Zelte mit Holzgerüst aufgestellt, die mit Laub bedeckt und mit Blumen verziert werden. Die Zelte können einfarbig oder - nach den Rosenkranzfarben - mit weißen, rosa und gelben bzw. mit bunten Blumen verziert werden. In Budaörs stehen freie Altare, um die aus Blumen geflochtene Kränze gelegt werden. Die einstigen Blumenkränze kann man an anderen Stellen höchstens an den Armen der Gläubigen sehen, nicht mehr an den Zelten, weil sie von Besuchern, die die Bräuche nicht kennen, wahllos mitgenommen werden. An der Zeremonie nimmt nicht jeder Besucher teil, von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der "Zuschauer" zu. Von den Blumen an den Zelten nehmen nicht nur die Gläubigen, sondern auch die Zuschauer und Andersgläubigen als Erinnerung mit. Die Zelte werden nach der Prozession sofort abgebaut. Die ausgesiedelten Deutschen fanden in Deutschland die Prozession zu Fronleichnam nicht mehr vor. Mit starkem Glauben und Verbundenheit zu ihren religiösen Bräuchen wurde in kurzer Zeit auch dort diese Tradition erneut belebt.
Geschichte:
Vor dem Zweiten Weltkrieg zog sich die Prozession über eine Strecke von bis zu zwei Kilometern und berührte die Mittelpunkte der Siedlungen. Für das Hügelland der Pilischer und Budaer Gegend waren die aus Stein oder Ziegelsteinen gebauten Prozessionskapellen charakteristisch. Diese wurden für das Fest traditionell geschmückt. In vielen Dörfern (Budaörs, Budakeszi, Csobánka) wurden an die Wände der Kapelle/des Zeltes kleine Kränze von allen Familien gehängt. In Zsámbék wurden sie mit Heiligenbildern bedeckt. In Pilisvörösvár wurden unter den Altar Heilkräuter gelegt. Jeder Gegenstand und jede Pflanze wurde als geheiligt behandelt und sie wurden auch zur Abwendung von Unheil und zur Heilung verwendet.
Früher wurden die Straßen noch in ihrer ganzen Breite verziert, an beiden Seiten wurden grüne Zweige in die Erde gesteckt und die Straße wurde mit klein geschnittenem Gras bestreut. Die Mitte der Straße wurde in einer Breite von 60 cm bis zwei Meter mit Reibsand abgedeckt, darauf kamen die Muster aus Blütenblättern. Der Anteil der verschiedenen Blumen war unterschiedlich, dieser hing vom Wetter und den lokalen Gewonheiten ab. In Solymár zum Beispiel legte man die Muster aus farbigem Reibsand auf der Grundlage von weißem Reibsand aus, an beiden Seiten von Blütenblättern eingerahmt. Ein breiteres Blumenmuster wurde vor der Kirche und vor den Kapellen hergestellt. Die breitesten Blumenteppiche wurden in Budaörs hergestellt, wo ein Teil der Verzierung einen - manchmal mehrzeiligen - deutschen religiösen Text bildete, oder auch Bibelzitate. Die Fronleichnamsprozession wurde in den 1930er Jahren ein von den Budapestern gern besuchtes Fest, von dem auch Farbfotos aufgenommen wurden.
In den 1950er Jahren sind die Prozessionen verboten worden, doch die Aussiedlung der Deutschen aus Ungarn tat der Tradition der Blumenteppichherstellung bereits früher einen Abbruch.











