Fußballspieltag
Turnus
Festausübung
aktuell
Geografie
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Region
Staat
Beschreibung
Wer in der Gegenwart Brauch-Untersuchungen betreibt, darf die großen, regelmäßig stattfindenden Publikumsfeste der europäischen Fußballveranstaltungen nicht vergessen, schrieb der Volkskundler Günter Wiegelmann schon 1987. Fußballveranstaltungsbesucher sind nun eben nicht nur rezipierende Zuschauer, deren Aktionen sich auf Applaudieren oder Missfallenskundgebungen (Pfeifen, Boohen) beschränkt, sondern Teilnehmer, mitwirkende, gestaltungsaktive Partizipanten, die die Veranstaltung mitprägen.
Was den Spieltag in Dortmund von anderen in Mitteleuropa unterscheidet und besonders "bombastisch" macht, ist die vergleichsweise sehr hohe und kontinuierlich hohe Teilnehmerzahl, höher als in allen anderen Bundesliga-Städten. Hier treffen an jedem Spieltag tatsächlich durchschnittlich 74-76000 Menschen zusammen.
Eines der bekannteren Gestaltungselemente, die der Fußballveranstaltung Festcharakter geben, sind die Gesänge des Publikums. Sie verleihen, aus mehreren zehntausend Kehlen, dem Ganzen die kennzeichnende Wucht und Begeisterung unter akustischen Aspekten. Nach den Untersuchungen des Musikwissenschaftlers Reinhard Kopiez für Dortmund sind dies Lieder mit geringem Tonhöhenspektrum und Sprechgesänge, die von nahezu allen Anwesenden artikuliert werden können. Gesang und Geschrei sind wesentlicher Teil der gewollten Exaltation, der emotionalen Verausgabung, die hier zeitweise als erlaubt, ja als gefordert gilt und die temporären Urlaub von der Disziplinierung der Alltagszwänge gewährt.
Ein weiteres Gestaltungselement ist das Mitbringen von identifikationszeigenden Accessoires (insbesondere Fahnen) und der Kleidungswechsel im Publikum. Üblich sind dabei zum einen die Imitate von Spielertrikots oder die mit den Symbolen der Fußballclubs farbig verzierten Jeansjacken, die sog. "Fan-Kutten".
Nach der Beschreibung der Volkskundler Claus-P. Niem und Heike Thelen 1994 wird am Spieltag die ganze Stadt Dortmund von den Farben des Clubs dominiert - schwarz-gelb tragen die Personen, die sich bereits seit dem Vormittag auf den Stadionbesuch einstimmen und so die ausgelassene Atmosphäre auch nach außerhalb der Sportstätte und der eigentlichen Spielzeit ausdehnen.
Wegen der den ganzen Tag über zahlreich anreisenden Fans insbesondere aus dem westfälischen Münsterland stellt die Veranstaltung heute einen gewichtigen Teil der Stadt-Umland-Beziehungen dar.
In der Rückschau werden die Fußballveranstaltungen des Ruhrgebiets vor allem als wesentliche Integrationsereignisse und Anerkennungsgelegenheiten für die vielen Zuwanderer des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus Schlesien, Pommern und Polen in das Ruhrgebiet gesehen und beschrieben. Nicht nur der gemeinsamkeitsstiftende Aspekt der Stadionversammlung ist hier gemeint, sondern auch die zu Berühmtheiten, zu zeitungsbekannten "Sportgrößen" gewordenen Spieler, unter deren Mitwirkung die vielen deutschen und internationalen Meisterschafts- und Pokaltrophäen für das Ruhrgebiet gewonnen wurden.
Geschichtlich ging der Veranstalter, Fußballclub BVB Borussia Dortmund, aus einer katholischen Jünglingssodalität anfangs des 20. Jahrhunderts hervor. Mit der Gründung eines Deutschen Fußballverbandes 1900 und der Organisation eines Ligaspielbetriebs 1903 setzten sich fixierte Plätze und feststehende Zeiten für dieses Sportereignis durch; die Attraktivität als Zuschauer-Veranstaltung stieg nach dem I. Weltkrieg sprunghaft an, als bei bestimmten Spielen mehrere 10000 Besucher anwesend waren. Seit 1924/25 spielte der Club in einem mit aufgeschütteten Erdwällen angelegten Stadionrund, ausgelegt auf etwa 18000 Besucher. Das erste geschlossene Großstadion als erster Hochbau aus Stein in Deutschland, mit Tribünen - für Großveranstaltungen bis zu 50000 Besucher - wurde 1926 errichtet, seit 1937 fanden die Fußballveranstaltungen des BVB Dortmund regelmäßig hier statt (Stadion "Rote Erde"). Der heutige Veranstaltungsort besteht als "Westfalenstadion" seit 1974 für zunächst 42800 Besucher. Nach schrittweiser Erweiterung kann es heute (seit 2001) bis über 80000 Besucher aufnehmen. Hier wurde am 30.01.2004 mit 83000 Personen die seit Bestehen des deutschen Bundesliga-Fußballveranstaltungszyklus höchste Besuchermenge registriert.
Was den Spieltag in Dortmund von anderen in Mitteleuropa unterscheidet und besonders "bombastisch" macht, ist die vergleichsweise sehr hohe und kontinuierlich hohe Teilnehmerzahl, höher als in allen anderen Bundesliga-Städten. Hier treffen an jedem Spieltag tatsächlich durchschnittlich 74-76000 Menschen zusammen.
Eines der bekannteren Gestaltungselemente, die der Fußballveranstaltung Festcharakter geben, sind die Gesänge des Publikums. Sie verleihen, aus mehreren zehntausend Kehlen, dem Ganzen die kennzeichnende Wucht und Begeisterung unter akustischen Aspekten. Nach den Untersuchungen des Musikwissenschaftlers Reinhard Kopiez für Dortmund sind dies Lieder mit geringem Tonhöhenspektrum und Sprechgesänge, die von nahezu allen Anwesenden artikuliert werden können. Gesang und Geschrei sind wesentlicher Teil der gewollten Exaltation, der emotionalen Verausgabung, die hier zeitweise als erlaubt, ja als gefordert gilt und die temporären Urlaub von der Disziplinierung der Alltagszwänge gewährt.
Ein weiteres Gestaltungselement ist das Mitbringen von identifikationszeigenden Accessoires (insbesondere Fahnen) und der Kleidungswechsel im Publikum. Üblich sind dabei zum einen die Imitate von Spielertrikots oder die mit den Symbolen der Fußballclubs farbig verzierten Jeansjacken, die sog. "Fan-Kutten".
Nach der Beschreibung der Volkskundler Claus-P. Niem und Heike Thelen 1994 wird am Spieltag die ganze Stadt Dortmund von den Farben des Clubs dominiert - schwarz-gelb tragen die Personen, die sich bereits seit dem Vormittag auf den Stadionbesuch einstimmen und so die ausgelassene Atmosphäre auch nach außerhalb der Sportstätte und der eigentlichen Spielzeit ausdehnen.
Wegen der den ganzen Tag über zahlreich anreisenden Fans insbesondere aus dem westfälischen Münsterland stellt die Veranstaltung heute einen gewichtigen Teil der Stadt-Umland-Beziehungen dar.
In der Rückschau werden die Fußballveranstaltungen des Ruhrgebiets vor allem als wesentliche Integrationsereignisse und Anerkennungsgelegenheiten für die vielen Zuwanderer des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus Schlesien, Pommern und Polen in das Ruhrgebiet gesehen und beschrieben. Nicht nur der gemeinsamkeitsstiftende Aspekt der Stadionversammlung ist hier gemeint, sondern auch die zu Berühmtheiten, zu zeitungsbekannten "Sportgrößen" gewordenen Spieler, unter deren Mitwirkung die vielen deutschen und internationalen Meisterschafts- und Pokaltrophäen für das Ruhrgebiet gewonnen wurden.
Geschichtlich ging der Veranstalter, Fußballclub BVB Borussia Dortmund, aus einer katholischen Jünglingssodalität anfangs des 20. Jahrhunderts hervor. Mit der Gründung eines Deutschen Fußballverbandes 1900 und der Organisation eines Ligaspielbetriebs 1903 setzten sich fixierte Plätze und feststehende Zeiten für dieses Sportereignis durch; die Attraktivität als Zuschauer-Veranstaltung stieg nach dem I. Weltkrieg sprunghaft an, als bei bestimmten Spielen mehrere 10000 Besucher anwesend waren. Seit 1924/25 spielte der Club in einem mit aufgeschütteten Erdwällen angelegten Stadionrund, ausgelegt auf etwa 18000 Besucher. Das erste geschlossene Großstadion als erster Hochbau aus Stein in Deutschland, mit Tribünen - für Großveranstaltungen bis zu 50000 Besucher - wurde 1926 errichtet, seit 1937 fanden die Fußballveranstaltungen des BVB Dortmund regelmäßig hier statt (Stadion "Rote Erde"). Der heutige Veranstaltungsort besteht als "Westfalenstadion" seit 1974 für zunächst 42800 Besucher. Nach schrittweiser Erweiterung kann es heute (seit 2001) bis über 80000 Besucher aufnehmen. Hier wurde am 30.01.2004 mit 83000 Personen die seit Bestehen des deutschen Bundesliga-Fußballveranstaltungszyklus höchste Besuchermenge registriert.
Referenzen
Reinhard Kopiez: Fußball-Fangesänge. Eine FANomenologie. Würzburg 1998.

