Hammeltanz

Trienz/Fahrenbach

Neckar-Odenwald

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

20.10.2025 (3.Montag im Oktober)

Nächstes Jahr

19.10.2026 (3.Montag im Oktober)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Geografie

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Ort

Trienz/Fahrenbach

Kreis

Neckar-Odenwald

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Kerwemeini (Kerwemontag) wurde früher nie gearbeitet, und die Schulkinder hatten einen Ferientag. Am Nachmittag dieses Tages traf sich das ganze Dorf zum Hammeltanz. Er geht auf jene Zeit zurück, als in der Gemeinde noch eine Schäferei bestand. Jedes Jahr stiftete der Schäfer den begeisterten jungen Tanzpaaren einen Hammel. Der Austanz des Hammels fand meist auf einer Dorfwiese in der Nähe des Trienzbaches statt. In der Mitte des Platzes stand der Tanzmeister oder Hammelführer, neben sich den mit einem Girlandenkranz, bunten Bändern und Schleifen dekorierten Hammel. Jedes teilnehmende Paar mußte sich vorher verpflichten, im Falle des Zuschlags den Hammel von der Festwiese durch das Dorf bis zum betreffenden Wohnhaus zu führen und ihn eine Woche zu füttern und zu pflegen.

Während nun die Paare tanzten und die Reihenfolge genau einhalten mußten, gab ein Geselle des Hammelführers auf dessen Zeichen einen Schuß ab, der Hammel erschrak und wollte wegspringen und jenes Paar, das in diesem Augenblick dem Hammel am nächsten war, bekam das blumengeschmückte Tier zugesprochen. Acht Tage später wurde der Hammel geschlachtet und von den Tanzpaaren beim gemeinsamen "Hammelessen" in einer der Gaststätten verzehrt.

Der Brauch wurde bis zum Beginn des 1. Weltkrieges regelmäßig durchgeführt, schien in Vergessenheit zu geraten und lebte anfangs der 30er Jahr wieder auf. Das war im Oktober 1934. Alle Bemühungen der im Dritten Reich zuständigen und verantwortlichen Partei- und Ortsfunktionäre, diesen alten Brauch mit neuem Leben zu füllen, blieben ohne Erfolg. Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, war die Durchführung des Hammeltanzes ohnehin nicht mehr gegeben. Erst 1950 erlebte der Hammeltanz eine Wiederbelebung durch die Initiative einiger junger Männer und mit dem Gesangsverein als Veranstalter. Auf dem Platz gegenüber der "Alten Mühle" fanden sich zahlreiche Neugierige ein. Der Ablauf des Tanzes mußte gegenüber früheren Tänzen ein wenig geändert werden, denn vom Schießen hatten die Menschen genug und obendrein war das Waffentragen durch die Siegermächte für alle Deutschen verboten. Statt dessen wurde neben dem Hammel ein großer alter Wecker auf einen Hocker gestellt und ein großer Blumenstrauß mußte von Paar zu Paar weitergegeben werden. Der Wecker wurde auf eine vorher vereinbarte Zeit eingestellt, und sobald er nun rasselte, wurde der Hammel jenem Paar zugeführt, das zufällig zu Beginn des Rasselns den Blumenstrauß in den Händen hielt. Auch das Hammelessen fand 1950 statt. Es blieb der letzte Hammeltanz und das letzte Hammelessen bis 1996, als der Sportverein FC Trienz den Brauch des Hammeltanzes im Rahmen der Kerwe wieder zu neuem Leben erweckte. Der Ablauf hielt sich an den im Jahre 1950 beobachteten. Auch ein Hammelessen fand eine Woche später im Sportheim statt. 1997 fand der Hammeltanz wieder statt.

Referenzen

Friedrich Schneider/Erna Münch: Trienzer Heimatbuch, Horb a. Neckar 1992, S.131.