Hirzgiger
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Beschreibung
Am Mittfastensonntag zogen schulpflichtige Knaben oder junge Burschen mit einem oder mehreren in Stroh eingehüllten Kameraden, dem Hirzgiger, singend und bettelnd von Haus zu Haus.
In Biederthal stellten zwei junge, bis auf die Füße in Stroh eingebundene Burschen die Hirzgiger dar. Ihr Lied lautete:
"Hütt isch Mittelfaschte,
Mir trate in die Lachi,
Helant di lais!
Wenn dir eis kei Mahl wellt gä,
Soll eich der Acker kei Korn me gä,
Helant di lais!
Wenn dir eis kei Eier wellt gä,
So müess der Acker kei Korn me gä,
Helant di lais!
Un wenn dir eis kei Eier wellt gä,
So müess der Iltis die Eier all näh,
Helant di lais!
Wenn dir eis kei Anke wellt gä,
So müess die Küh keini Milch me gä,
Helant di lais!"
Diesen Text hat Archivar Pfannenschmid 1879 an Ort und Stelle persönlich aufgenommen. Den geheimnisvollen Kehrreim liest er 'Hel anti lais' und übersetzt ihn mit "Heil und Bitte". Auch in 'Lachi' will er ein uraltes Wort sehen, das eine durch das Los (griech. Lachos) bestimmte Gemeinschaft bezeichnet. So soll der Lais ursprünglich das von den erwählten Gildegenossen beim Einsammeln der für Kultzwecke bestimmten Gaben gesungene Wunsch- und Bittlied bezeichnen.
Der ursprüngliche Brauch des Hirzgigerumzugs ist vor dem ersten Weltkrieg ausgestorben. Übrig geblieben ist ein Kinderheischegang. Der Hirzgigerumzug war ein ausgesprochen oberelsässischer Brauch. Er ist aus der großen Hartebene südlich von Colmar und aus dem Sundgau überliefert. Die bekanntesten Hirzgigerdörfer sind Hirtzfelden, Dessenheim, Oberhergheim, Rixheim und Biederthal.
Referenzen
Elsaß-Land - Lothringer Heimat, März 1939, S.65 f.