Judasumzug

Ablauf:
Am Umzug nehmen nur Jungen teil. Einer der Jungen stellt den "Judas" dar. Der Umzug geht durch das Dorf von Haus zu Haus, seine Teilnehmer bitten um Geld.
Judas trägt eine Maske aus Werg, die ungefähr 20 Kilogramm wiegt. Werg wird in Vraclav deshalb benützt, weil in der Umgebung des Dorfes bis 1965 Flachs angebaut wurde. Zur Schnur gewickelt, umhüllt es den ganzen Körper des Jungen, dessen Gesicht wird mit einer Paste aus Creme und Russ beschmiert. Auf dem Kopf trägt Judas eine hohe, mit Krepppapier geschmückte Kappe aus Teerpapier. Der Maskenträger kann sich nur langsam bewegen. In der Hand trägt er eine Kanne, in der er Geld sammelt. Im Umzug wird auch ein langer (ungefähr 3 m lang), mit Bändern aus Krepppapier geschmückter Ast mitgetragen.
Die am Umzug teilnehmenden Jungen unterliegen einer starken Hierarchie. An der Spitze steht "Judas". Es ist eine Ehre diese Rolle zu spielen. Der ausgewählte Junge kann den Judas nur einmal im Leben darstellen. Neben dem Judas (Schüler der neunten Klasse) gehen zwei "párovníci" / "Paarjungen" (Schüler der achten Klasse). Sie sind nach dem Judas die ältesten im Umzug, sie achten auf die Ordnung während des Zugs, bestimmen, wo es ausgerufen wird, achten auf die jüngeren Umzugsteilnehmer. Nach den párovníci folgen Jungen mit Klappern, die Lärm machen. Dann folgen die "košíkáři"/ "Korbträger" (Schüler der siebten Klasse), die Gaben sammeln – das Geld geben sie dem "Judas", die Süßigkeiten lassen sie in den Körben. Nach dem Umzug werden die Süßigkeiten unter den Teilnehmern verteilt – am meisten bekommt "Judas", etwas weniger die "párovníci" und so weiter bis zu den Klapperjungen.
Nach zwei Stunden ist der Umzug beendet. Am Ende wird ein Bund Stroh verbrannt.

Geschichte:
Der Brauch des Judas-Umgangs könnte als Relikt aus Passionsspielen angesehen werden. Früher lief gleich nach der Messe ein Junge aus der Kirche hinaus, die anderen liefen hinter ihm, sie verfolgten ihn scheinbar. Sie hielten dazwischen auf den wichtigen Plätzen, vor den Häusern der reichen Bauern, wo sie die Nachricht vom Verrat Judas´ verkündeten und dafür beschenkt wurden. Die Judas-Jagd wurde allmählich zum Judas-Umgang oder zum Judas-Fahren.
Der Judas-Umzug ist im Vraclav für die letzten 80 Jahre schriftlich belegt.
Der Umzug wurde 1818 noch in der Nachbarstadt Vysoké Mýto durchgeführt, er findet heute noch in den umgebenden Dörfern: Stradouň, Vinary, Domoradice, Městec, Ostrov, Štěnec, Záležice, Martinice a Jenišovice statt.
Früher wurde die Maske aus Werg am Ende des Umzugs verbrannt. Weil Werg heutzutage teuer ist, wird nur ein Bund Stroh verbrannt, der Werg wird für das nächste Jahr aufbewahrt.