Kirbe

Benningen

Ludwigsburg

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Benningen

Kreis

Ludwigsburg

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Wochenende vor Martini wird in Benningen alljährlich die Kirbe gefeiert. Der Jahrgang der 20-jährigen jungen Männer ist für die Ausrichtung des Festes verantwortlich. Am Freitagnachmittag wird die Kirbe traditionell eingeschossen. Die Kirbebuben laufen in Zweier- bis Vierergruppen durch den Ort und sammeln in den Privathäusern für eine gemeinnützige Einrichtung, die sie vorher ausgewählt haben. Unter lauten Signaltönen werden die Spenden eingesammelt, die statt in eine Sammelbüchse in eine Sargattrappe wandern. Das ganze Wochenende werden die Kirbebuben sowohl in den öffentlichen Gaststätten als auch in Privathäusern freigehalten. Am Samstagabend findet der große Kirbetanz in der örtlichen Kelter (heute Bürgerhaus) statt. In allen Gaststätten gibt es spezielle Kirbegerichte und Kirbekuchen. In Benningen ist es Tradition, dass man Verwandte von außerhalb zu diesem Wochenende zu sich einlädt.
Sowohl am Samstag als auch am Sonntag ziehen die Kirbebuben sammelnd und lärmend durch den Ort. Am Montagmorgen wird der erste Zug am Bahnhof mit Böllerschüssen begrüßt. Am Montag gegen 19 Uhr treffen sich alle Kirbebuben an der Gemeindehalle und ziehen von dort, schwarzgewandet als Kapuzenmänner und Fackeln tragend, durch den Ort zum Neckar hinunter. In der Ortsmitte wird der große Sarg, der extra für die Kirbeverbennung gezimmert wurde, abgesetzt, und der Kirbepfarrer hält eine Predigt, in der das örtliche Geschehen und die Politik auf gut schwäbisch ordentlich auf die Schippe genommen wird. Danach bewegt sich der Zug unter Jammern und Wehklagen zum Neckar und der Sarg wird zu Wasser gelassen. Ein großes Feuerwerk beendet das Benninger Kirbewochenende.

Die Benninger Kirbe hat sich aus dem alten Brauch entwickelt, ein Stück Kuchen zu vergraben, wie man es am Ende der Kirchweih in vielen Orten früher machte. Der Grundgedanke des Kirbevergrabens lag in dem Glauben, der Erde etwas zurückgeben zu müssen, weil diese das ganze Jahr über reichen Segen gegeben hatte. Mit diesem Opfer wollte man auch für das kommende Jahr um neue Gaben bitten. In Benningen wandelte sich dieser Brauch. Die Kirbebuben waren ursprünglich wohl die jungen Burschen, die zum Militär eingezogen wurden. Statt den Kirbekuchen in der Erde zu vergraben, kam ein Jahrgang wohl auf die Idee, den Kuchen in einer Kiste im Neckar zu versenken. Schon um die Jahrhundertwende feierte man die Benninger Kirbe auf diese Weise, doch lässt sich nicht mehr feststellen, welcher Jahrgang die Sargverbrennung eingeführt hat. Als gesichert gilt nur, dass jeder Jahrgang versuchte, die Zeremonie etwas spektakulärer zu gestalten. Und so hat sich seit den 1920er Jahren bis heute die Benninger Kirbe zu einem großen Schauspiel entwickelt, das weit über die Landesgrenzen bekannt geworden ist.

Referenzen

Chronik: Benningen am Neckar. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung Benningen am Neckar 1979. G. Wacker und I. Rietzke: Benningen in alten Bildern. Horb 1990. I. Rietzke: "O'bschria!" - Alter Glaube - Abgergalube - Magisches Brauchtum. Katalog zur Sonderaus.