Kirmes/Kirchweih mit „právo“ und mit Köpfen des Bockes
Beschreibung
Ablauf:
Am Samstagnachmittag geht ein Umzug junger, in Tracht gekleideter Leute durch das Dorf. Im Umzug trägt der Kirchweihbursche das "právo"/Recht in der rechten Hand. Es handelt sich um eine Imitation des Stabs des Schultheiß. Sie hat in Kunovice die Form einer mit Bändern und mit Rosmarin geschmückten weiblichen Figur auf einem Stab, an deren Spitze statt des Kopfes ein großer Apfel befestigt wird. Das ältere Kirchweihmädchen trägt im Umzug eine Obstschale, die dem Bürgermeister als Dank für die Bewilligung der Kirchweih überreicht wird. Der jüngere Kirchweihbursche trägt einen Säbel, geschmückt mit Rosmarin, sein Kirchweihmädchen trägt eine Flasche mit Wein.
Der Umzug endet beim Bürgermeister, der um die Bewilligung der Kirchweih gebeten wird.
Am Samstagabend findet ein Ball statt. Das "právo"/Recht wird im Tanzsaal so aufgehängt, dass es mit der Hand erreicht werden könnte. Den ganzen Abend müssen die jungen Leute darauf aufpassen. Falls es gestohlen werden würde, müsste es wieder ausgelöst werden. Um Mitternacht tragen der Kirchweihbursche und das Kirchweihmädchen das "právo" weg. Es wird bis zum nächsten Jahr aufbewahrt.
Am Sonntag fahren die jungen Leute einen Bock auf einem kleinen, mit Reisig und Bändeln geschmückten Wagen vom Haus zu Haus. Die Bewohner des Dorfes werden so zum Ball, der am Abend stattfindet, eingeladen. Der Bock wird heute nicht mehr getötet, wie das noch bis zum 19. Jahrhundert der Fall war.
Geschichte:
Die Kirmes wurde in ganz Westeuropa häufig vom rituellen Töten von Tieren begleitet. Dieser Brauch könnte als Weiterführung der mit dem Festmahl verbundenen Opfergabe interpretiert werden. In den böhmischen Ländern handelte es sich oft um das Töten (Erschlagen oder Köpfen) eines Hahns, eines Erpels oder eines Bockes. Im 19. Jahrhundert wurden diese Bräuche immer wieder amtlich verurteilt und verboten, trotzdem blieben sie in einigen Regionen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erhalten. Heutzutage werden bei diesen Veranstaltungen keine Tiere mehr getötet.
Der Kirchweihbursche wurde früher ausgewählt, es soll sich um den tapfersten und geschicktesten Junggesellen im Dorf gehandelt haben. Nach der Wahl musste er ein Fass Bier bestellen und es über den Kopf heben. Er besaß während der Kirchweih große Freiheiten, er musste von den anderen Junggesellen respektiert werden und auf die Ordnung während der Kirchweih achten. Vor allem war er für das "právo"/Recht verantwortlich, er bewachte es, damit es nicht gestohlen wurde.

