Leonhardifahrt

Benediktbeuern

Bad Tölz-Wolfratshausen

Bayern

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

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Geografie

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Ort

Benediktbeuern

Kreis

Bad Tölz-Wolfratshausen

Region

Bayern

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Am Sonntag vor oder nach Leonhard - um am Leonharditag in Bad Tölz dabeisein zu können - bewegt sich die Fahrt nach Aufstellung in der Schwimmbadstraße über die Dorfstraße, B 11 und Prälatenstraße zum Klosterhof. Dort ziehen die Festgespanne und Reiter an dem segnenden Geistlichen vorbei; danach ist Festgottesdienst im St. Benediktus-Münster. Nach der Messe formiert sich der Wallfahrtszug erneut und zieht über den Weiler Pechlern zurück zur Ortsmitte, wo er sich auflöst. Die Musikkapellen verteilen sich nunmehr in den verschiedenen Gaststätten, während die Burschen ihre Geschicklichkeit beim Schnalzen mit den schweren, bis zu fünf Meter langen Fuhrmannspeitschen zeigen. In den Nachmittags- und Abendstunden werden dann die bis dahin vor den Höfen zur Besichtigung abgestellten auswärtigen Gespanne mit Musik zum Ortsausgang begleitet und dort vom Bürgermeister und Pfarrer mit Dank für die Teilnahme auf den Heimweg entlassen. Es kommen u. a. aus folgenden Ortschaften Festgespanne und Reiter: Bad Tölz, Beuerberg, Bichl, Eurasburg, Großweil, Habach, Kochel, Oberbuchen, Penzberg, Staatsgestüt, Schwaiganger, Sankt Heinrich, Wallgau und Benediktbeuern selbst.

Die frühesten Brauchanfänge gehen auf eine Laurentius-Stephanuskirche zurück: Probst Ratold errichtete um das Jahr 1000 neben dem Münster ein Laurentiuskirchlein. Es nahm später St. Stephanus und auch das Hl. Kreuz (ca. 15. Jh.) als weitere Patrozinien an. Die unter Anrufung des hl. Stephanus vollzogene Segnung und der Umritt verschoben sich in der Neuzeit allmählich auf den Leonhardstag. So erhielt auch um die Mitte des 17. Jh. die Laurentiuskirche einen Altar mit einem Leonhardsgemälde. Stephanus und Laurentius waren die Assistenzfiguren. Beim Bau der jetzigen Abteikirche wurde das Laurentiuskirchlein abgebrochen. St. Leonhard bekam in der jetzigen Kirche die rückwärtige Seitenkapelle zugewiesen. Diese Kapelle erhielt ca. 1780/90 einen neuen Altar, in dem jenes frühbarocke Leonhardbild verblieb. Den ehemaligen Standort des Laurentiuskirchleins zeigt nun die um 1690 zur Fortsetzung des Umritts errichtete Leonhardisäule an. Die ursprünglich auf dieser Säule befindliche Leonhardsfigur wird im Kloster verwahrt. Benediktbeuern kann also seit dem Spätmittelalter als Kultzentrum der Pferdeweihe betrachtet werden - auch eine Kultübertragung vom Bichler Georgshügel wird für möglich gehalten - konnte sich doch in der Barockzeit kein eigenständiges Brauchtum mit Wallfahrt und Votivgaben entwickeln, da die dortige Anastasiawallfahrt zu dominierend war und selbst den Benediktuskult in den Hintergrund drängte. Bis um 1800 war deswegen wohl auch die Leonhardsverehrung höchstwahrscheinlich auf die Pfarrei bzw. deren nächste Umgebung beschränkt und griff erst allmählich auf entfernte Orte über. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, seit etwa 1880, entstand dann die Benediktbeurer Leonhardifahrt in ihrer jetzigen Form als Nachahmung der Tölzer Fahrt. Bei dieser Erweiterung des Kultes vom ursprünglichen Umritt zur Leonhardifahrt verlor auch die Leonhardisäule ihre Bedeutung, doch wurden noch 1912 trächtige Stuten um sie geritten.
Finanziert und organisiert von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Pfarramt, ist diese aufwendige Fahrt mit ihren fast durchweg stilvoll gestalteten Motiven und prächtig geschmückten Festgespannen ein besonders eindrucksvolles Beispiel oberbayerischen Brauchtums.

Referenzen

Günther Kapfhammer (Hrsg.): Brauchtum in den Alpenländern. Ein lexikalischer Führer durch den Jahreslauf. München 1977. S.