Messti / Kirchweih

Hanauerland

Bas-Rhin

Grand Est

France - France

Turnus

jährlich

Festausübung

N
erloschen

Geografie

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Ort

Hanauerland

Kreis

Bas-Rhin

Region

Grand Est

Staat

France - France

Beschreibung


Während sich 1931 die Gemeinden, Wirte und Vereine um die Organisation des Messti kümmerten, waren noch früher die Burschen des Dorfes dafür zuständig. Sie kamen einige Zeit vor dem Messti zusammen, um ihn zu versteigern. Wer den Zuschlag erhielt, war Messtibursch. In großen Dörfern kostete der Messti mitunter mehr als 100 Maß Wein, die sogleich vertrunken wurden. Da der Messtibursch für das gute Gelingen des Festes verantwortlich war, musste er nicht nur über einiges Geld verfügen, sondern auch ein aufgeweckter, selbstbewusster Bursche sein. Im oblag die Finanzierung sowie die Sorge für den richtigen Verlauf des Festes mit den üblichen Gebräuchen. Um zu Geld zu kommen, ließ er an den Sonntagen vor dem Messti tischweise würfeln. Der Einsatz betrug zwei Sous, der Gewinn bestand in einem Krüglein oder in einem halben Dutzend Teller.
Am Nachmittag oder Abend vor dem Fest holten die Burschen den Messtimaien, ein Birken- oder Tannenstämmchen oder eine Pappel aus dem benachbarten Wald. Der Baum wurde dann ganz oder spiralförmig geschält, mit Blumen, Bändern, Goldflittern, manchmal mit einer Fahne, Rettichen, Gurken oder Kürbissen, als Kletterbaum auch mit Gebrauchsgegenständen und Esswaren (Cervelat, Brezeln,...) geschmückt und auf einem freien Platz im Dorf gesetzt.
Das ganze Dorf traf Vorbereitungen für das Fest. Haus und Hof wurden gründlich in Ordnung gebracht, auch schlachtete man gewöhnlich ein Schwein. Am "Kuchenbacksamstag" wurden wie jetzt noch Mürbe-, Flammen- und Zimtkuchen, Hirzhörnle, Torten und Kugelhopfe gebacken.
Gleich nach der Nachmittagskirche ordnete man sich zum Zug zum Herrn Bürgermeister. An die Spitze trat der Messtihüter. Er ging in Hemdärmeln und weißer Schürze, trug ein Gewehr und hatte im Knopfloch einen Löffel. Dann kam der Messtihammel oder der Hahn, der ausgetanzt werden sollte, dann erst die Musik, ebenfalls mit Löffeln im Knopfloch. Gewöhnlich bestand sie aus fünf Mann, zwei Klarinetten, Geige, Cello und Posaune, oder Klarinette, Flöte, Geige, Horn und Bass. Es folgte der Messtibursch, der als Zeichen seiner Würde einen dicken Strauß aus künstlichen Blumen, Gold- und Silberflittern und gefärbten Federn, sowie eine kurze, unten mit Spitzen besetzte Schürze und ein Leiwandfürtüchel trug. Er führte das Messtimaide am Arm, das in weißer Schürze durch Bänder oder einen auf der Brust weithin leuchtenden Stern von grün und rot gesträußeltem Samt kenntlich war. Hintennach kamen die Burschen in breiten Reihen, dann die Mädchen, Arm in Arm oder Hand in Hand. Ein Schuss des Messtihüters, und der Zug setzte sich unter den Klängen eines flotten Marsches in Bewegung. Jeder Bursche hatte eine mit Wein gefüllte Flasche oder Karaffe mit roten Bändchen und darübergestülptem Trinkglas in der Hand. Unterwegs wurde tüchtig getrunken. Als der Zug in den Hof des Bürgermeisters einbog, fiel wieder ein Schuss des Messtihüters, und die Musik spielte im Hof eine Serenade, während der Messtibursch und sein Mädchen und die anderen ins Bürgermeisterhaus eintraten. Der Messtibursch überreichte ihm mit einer Ansprache eine zinnerne Platte und darauf einen großen Lebkuchen, in Buchsweiler einen Kugelhopf. Dann schenkten die Burschen aus ihren Flaschen ein und tranken mit dem Maire auf die Gesundheit. Dieser dankte und gab dem Messtiburschen ein Trinkgeld. Wiederum setzte die Musik ein, und der Maire tanzte mit dem Messtimaide "drei allein", d.h. zwei kurze Walzer und eine Polka. Der Ehrentanz dauerte um so länger, je mehr die gefeierte Obrigkeit durch greifbare Beweise ihrer Befriedigung Ausdruck gegeben hatte. Nun gab der Bürgermeister die offizielle Erlaubnis zum Abhalten des Messti, der dadurch eröffnet war. Dann ging der Zug zum Messtibaum, dem Maien, wo bereits eine große Zuschauermenge versammelt war. Die Musik schwenkte ein, der Kreis schloss sich, die Burschen stärkten sich. Wieder ein Schuss des Messtihüters, es begann der Vortanz, d.h. der erste Tanz. Zunächst tanzte der Messtibursche mit dem Messtimaide "drei allein", dann folgten drei allgemeine Tänze. Der Messtihüter führte die Mädchen zu den Tänzern und erhielt dafür ein Trinkgeld. Die Mädchen einigten sich in der Regel, einheitlich in Blau oder Grün zu gehen. Nach dem Vortanz wurde der mit Gaben behangene Messtibaum durch Schulbuben geleert. Wiederum ordnete sich der Zug und bewegte sich durch die Dorfstraßen zum Tanzhaus.
Wenn in vorgerückter Stunde die Tanzlust allmählich nachließ, erhob sich plötzlich ein besonders witziger Bursche, der über einen Vorrat von Schnurren und Faxen verfügte, und hielt von einem Stuhl herab eine in Knittelversen verfasste, scherzhafte Rede, eine Messtipredigt.
Erst am zweiten Messtitag, am Montag, wurde der Hahn - manchmal auch ein Hammel - ausgetanzt. Der Hahnentanz wurde um 1860 herum noch getanzt. Der Hahn, den der Messtibursch zu beschaffen hatte, wurde mit Blumen und Bändern verziert. Der lebendige Hahn saß auf einem Querbalken in einer Schüssel, oder ein Bursche hielt ihn mit seinen Armen fest, oder er wurde mit zusammengebundenen Füßen während des Tanzes irgendwo in der Höhe befestigt. Auf einem Balken der Tanzhütte oder auf dem Musikantentisch brannte eine Kerze, die mit einem Bindfaden umwickelt war, woran ein Trinkglas hing. Das Licht wurde angezündet, und der Tanz begann. War nun die Kerze bis an den Bindfaden herabgebrannt, so fiel das Glas zu Boden. Das war der Augenblick des Gewinnes. Die Bestimmung des Paares, das beim Fallen des Glases als Gewinner zu gelten hatte, geschah so: der Messtibursch numerierte die Paare entweder in seinem Notizbuch oder durch Aushändigung von Zetteln an die Burschen oder durch Kreidezahlen auf dem Rücken der Tänzer. Nun wurde getanzt, bis das Glas fiel, oft eine Stunde lang. Das erste Paar bekam einen Blumenstrauß, jetzt gewöhnlich einen Rosmarinstrauß, als Wahrzeichen treuer Sitte in die Hand, den es dem nächstfolgenden Paar übergab, sobald es still stehen musste, um Atem zu schöpfen. Wer den Strauß in der Hand hatte, als das Glas fiel, hatte gewonnen. Die Musik spielte sehr schnell, um die Tänzer außer Atem zu bringen und einen öfteren Wechsel des Straußes zu bewirken. Nicht immer entschied der Zufall; denn die Kosten für den Gewinner waren ziemlich hoch. Dieser bekam mit seinem Mädchen "drei allein" und hob den Hahn mit der Rechten empor. Nach dem Gewinner bekamen auch die verheirateten Männer ihre "drei allein".

Der Hahnentanz war früher ein Singtanz. Die Worte dazu heißen:
"Komm, komm, Bibbele, komm!
Ich will dir e Hämpfele Fresse gen,
Ich hab dich ja schon lang nimm g'sehn.
Lej mir en Ei oder zwei,
Lej mir's in e Hämpfele Stroh,
Wann i komm, ze bin i froh."

Während der Hahnentanz nach seiner eintönigen Melodie getanzt wurde, herrschte große Freude unter den jungen Leuten. Bei den Worten: "Ich hab dich ja schon lang nimm g'sehn" wurden nämlich die Mädchen unter unendlichem Jubel abgeküsst.

Referenzen

Messti im alten Hanauerland. In: Elsaß-Land - Lothringer Heimat, Juli 1931, S.213-216Messti und Kirwe im Elsass, Straßburg 1908.