Pfingstbrauch / Pfingstträg

Oberndorf/Kuppenheim

Rastatt

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Nächstes Jahr

25.05.2026 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Oberndorf/Kuppenheim

Kreis

Rastatt

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Die Gestalt des Pfingstträg versetzt jedes Jahr wieder jung und alt in Oberndorf in Jubel und frohe Erwartung. Ganz besonders die Jugend wird von der freudigen Spannung erfaßt. Am Pfingstmontag können es die Schulbuben kaum erwarten, bis der Gottesdienst am Vormittag beendet ist. Sie haben eine Arbeit vor sich, die sie nach dem Mittagessen vollziehen. Der Pfingstträg ist in seine "Gewänder" zu kleiden. Der Auserwählte muß sich unbemerkt an eine bestimmte Stelle im Wald begeben; nur die älteren Buben wissen, wo sie ihn antreffen, und nur sie dürfen dort hin. Für die jüngeren Knaben besteht die Aufgabe, Farn zu suchen, und diesen an einen verabredeten Treffpunkt im Wald zu schleppen. In das Gebiet, in dem sich der Pfingstträg vorbereitet, darf sich von ihnen niemand wagen. Ein älterer Bub holt das Farnkraut am ausgemachten Platz ab, und dann kann die Einkleidung des Pfingstträgs beginnen. Zunächst werden ihm die Beine mit Farn umwickelt und hernach der ganze Körper so dicht in Farn gepackt, wie nur irgend möglich. Um die Brust bindet man eine starke Schnur, um Weidenzweige hineinzustecken, die über dem Kopf zusammengebunden werden. Auch die Weiden selbst werden wieder mit Farn umwickelt. Auf solche Weise eingemummt, kann und darf der Darsteller des Pfingstträg von niemandem erkannt werden. Einer der großen Buben bekommt eine große Stange, an deren Spitze eine Schelle erklingt und eine Brezel angebunden ist. Dieser Stangenträger geht voraus, der Pfingstträg folgt hintendrein, von zwei Knaben geführt, denn er kann in seiner Vermummung nichts sehen und fast nicht gehen. Und in lebhaftem Zug hintendrein springen die kleineren Buben, die mit viel Aufwand an Kraft und Begeisterung einen Vers singen: "Pfingstträg, Pfingstträg, oha! Hat Erbse g'fresse, Hat sei Roß im Stall vergesse!" So begibt sich der Zug zum Dorf. Im Ort selbst wird der Pfingstträg schon von den Mädchen und auch von älteren Einwohnern erwartet. Es wird gerätselt und getuschelt, wer wohl dieses Jahr der Pfingstträg ist. Wie ein König umjubelt und besungen zieht die seltsame Gestalt durchs Dorf. Nebenbei sammeln einige Buben "eine gute Gabe für den Pfingstträg". Die Gabe wird fast ausnahmslos in Form von Eiern oder ein wenig Geld gegeben. Und wenn der eigenartige Zug durch das Dorf beendet ist, zieht man den Pfingstträg an verborgenem Platz wieder aus. Die Kleinen erhalten zur Auskunft, daß der Pfingstträg in die Murg geworfen worden sei. Und nach getaner Arbeit erfolgt die Verteilung der Gaben. Zufrieden mit einem Ei und einigen Groschen, aber mit Stolz ziehen die Buben heim. Und sie brüsten sich gerne: "Mir hens recht gemacht, und mer hat uns au singe höre!"

Referenzen

Historischer Verein Kuppenheim e.V., Bernardusstraße 5, 76456 Kuppenheim, Mitteilungsblatt der Gemeinden Kuppenheim + Oberndorf 5/1970.