Pfingstknechte
Dieses Jahr
20.05.2024 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)Nächstes Jahr
09.06.2025 (Pfingstmontag = Montag nach Pfingstsonntag)Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Am Pfingstmontag in aller Früh sammeln sich die schulpflichtigen und jüngeren Buben. Einer von ihnen, der Pfingstenklotz, wird in unförmiger Weise mit Stroh ausgestopft und unkenntlich gemacht, indem man ihn im Gesicht mit Ruß schwärzt und mit alten Kleidungsstücken ausrüstet. Manchmal bekommt er alte französische und deutsche Uniformstücke ohne Wahl angezogen. Man setzte ihm einen alten Zylinder auf und gab ihm einen Säbel in die Hand. Ein anderer Knabe erhielt einen bänder- und blumengeschmückten Maien. Ein dritter trug an einem geschälten Stock einen dicken, schönen Strauß frischer Blumen mit einer prachtvollen Schleife. Dieser Strauß wird der "Gosse" genannt, dann kommen die anderen Jungen und tragen paarweise mehrere mit Spreu gefüllte Körbe und Kübel sowie ein Wännchen. Zwei jüngere Knaben tragen jeder eine Speckgabel, die anderen haben spiralförmig geschälte Stecken. So ziehen alle Pfingstknechte paarweise von Haus zu Haus und sagen im Hofe folgende Pfingstensprüche auf. Der Träger des "Gosse":
"Do komme di arme Pfingsteknecht,
Sie wolle hawe das Pfingsterecht.
Sie schauen an die Stange,
Wo die lange Brotwürst hange.
Die eint'isch zu gross, die ander isch ze klein,
Ge'n mer liewer zwo für ein'.
Zwei Dutzed Eier, drei Pfund Speck,
Von der Mohre Seit eweg,
Drei Mose Wein,
Zu wolle mer alli lustig un zefriede sein."
Der Maienträger:
"Un wer das Pfingsterecht nit gi't,
Der isch des Kaisers Freund au nit."
Der Pfingstenklotz:
"Un wann mer den alte Geisbock metze,
Bekommen ihr e Stück vom Hintertheil."
Der Bauer und seine Familie haben die Pfingstenknechte schon längst erwartet. Aufmerksam lauschen sie dem Pfingstspruch, den sie einst selber gesprochen haben, und spenden der jugendlichen Gesellschaft Eier, Speck und Wein, auch Wurst, Brezeln, Wecken oder Geld. Die Eier werden in einen Korb gelegt, der Speck kommt an die Gabeln oder in das Wännchen, der Wein fließt in einen Kübel. Die Pfingstenknechte ziehen in der nächsten Hof, wo sich derselbe Auftritt wiederholt. Das Ergebnis des Pfingstenlaufens sind gewöhnlich 100-120 Eier, abgesehen von den anderen Vorräten. Oft laufen zwei oder drei Parteien in Alteckendorf. Nachher werden die Eier in einem Privathaus gebacken, dazu der Speck gegessen und der Wein getrunken, alles übrige geteilt. Oft geht es dabei unmäßig zu, und so wird oft Anlaß zur Abschaffung des Brauches gegeben.
Der Brauch soll das Wiedererwachen der Natur und die Fruchtbarkeit versinnbildlichen.
Referenzen
Elsaß-Land - Lothringer Heimat, Juni 1931, S. 178.