Sagra del grano

Ablauf: Die Sagra del grano (= Getreidekirchweih) von Jelsi findet alljährlich am 26. Juli, dem Tag der heiligen Anna, statt. Das Fest wird von den Einwohnern jedes Jahr ab der Getreideernte vorbereitet. Jeder, der beim Mähen mithilft, legt die größten und goldensten Ähren beiseite, denn sie sind das wichtigstes Material für die Getreideskulpturen, die beim großen Umzug am 26. Juli zu sehen sein werden. Einen Tag ins Wasser gelegt, werden die Ähren für geschickte Finger bearbeitbar und lassen sich zu Zöpfen flechten, die mit Fäden aneinander gebunden und auf mit Tuch bespannten Rahmen zu Darstellungen geformt werden, die überaus effektvoll und spektakulär aussehen. Als dekorative Elemente fungieren zum Beispiel "le palome", Holzstäbe, die in Kreuz- oder Sternform miteinander verbunden und mit geflochtenem Stroh verkleidet sind. Klassische Formen der Dekoration sind außerdem die "ciondiligli" - große, schön gestaltete Strohsträuße in unterschiedlichen Dimensionen. Die figürlichen Kunstwerke aus Stroh und Ähren werden auf die "traglie", auf mit Stroh gefüllte und mit tausenden und abertausenden Ähren kunstvoll verzierte Wagen montiert, die von Ochsen gezogen werden. An dieser gewaltigen Gemeinschaftsarbeit nehmen auch Kinder teil, die Miniaturwagen in derselben Art gestalten. Auch diese sind überaus kunstvoll. So wurde zum Beispiel schon ein ganz aus Ähren und Stroh gefertigtes, vollplastisches Modell des Petersdoms in Rom samt den Kolonnaden mitgeführt, begleitet von Buben in der Uniform der Schweizergarde.
Am 26. Juli kommen dann im Umzug zunächst die kleinen Wagen (piccole traglie) der Kinder, unmittelbar danach dann die eigentlichen und großen und ganz am Ende schließlich die monumentalen, die von schweren Zugmaschinen mit Dieselmotoren bewegt werden. Jeder Wagen, ob groß oder klein, ist ein einzigartiges Monument aus Getreide, das von den zahlreichen Zuschauern mit Begeisterung beklatscht wird.
Den Wagen gehen einige junge Männer in historischen Trachten voraus, die Körbe mit Getreide und Korn tragen. Der allergrößte und schönste Wagen ist derjenige, der in einem Wolkengebilde aus Korn und Stroh die Statue der heiligen Anna mit aufwändigem Goldschmuck trägt.

Geschichte: Die "Sagra del grano", die "Getreidekirchweih" von Jelsi ist ein Fest, bei dem sich alte, nach Meinung lokaler Forscher möglicherweise vorchristliche Ernterituale mit christlichen Elementen verbinden, die inzwischen dominieren.
In seiner heutigen Form soll das Fest an ein Wunder erinnern, das die heilige Anna am 26. Juli 1805 bewirkt haben soll. Ihrem Eingreifen schrieb man es zu, dass die an diesem Tag durch ein schweres Erbeben in Bewegung gesetzten Felsmassen, die die gesamten Nachbargebiete unter sich begruben, Jelsi und seine Felder verschont gelassen haben. Vom Folgejahr an wurde und wird der große Umzug (la sfilata) als Dankprozession zu Ehren der heiligen Anna jährlich an ihrem Festtag durchgeführt.