Sankt-Stephans-Fest

Székesfehérvár

Székesfehérvári

Fejér

Magyarország - Hungary

Dieses Jahr

20.08.2025 (20.8.)

Nächstes Jahr

20.08.2026 (20.8.)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Székesfehérvár

Kreis

Székesfehérvári

Region

Fejér

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung


Der 20. August, das Fest des Hl. Königs Stephan (ca. 975-1038), ist der wichtigste Nationalfeiertag in Ungarn. Der Kult um Stephan wurde zum Symbol der tausendjährigen ungarischen Staatlichkeit, denn der erste christliche König hat für die ungarische Geschichte zugleich als Staatsgründer entscheidenden Einfluss ausgeübt.
Stephan, geboren als Sohn des Stammesfürsten Géza, wurde als Kind auf den Namen Vajk getauft. Durch seine Krönung im Jahre 1000 und durch die von Papst Sylvester II. erhaltene Krone ("Stephanskrone") schuf er für die Magyaren den Eintritt ins "Regnum Christianum", welches die christlichen westeuropäischen Völker umfasste. Dies wurde durch eine dynastische Verknüpfung, nämlich durch seine Heirat mit Gisela, der Schwester des späteren deutschen Kaisers Heinrich II., bekräftigt. Stephan baute nicht nur die wichtigsten kirchlichen Institutionen aus (gründete zwei Erzbistümer und acht Bistümer), sondern seiner Figur hat man schon im Mittelalter tiefe christliche Überzeugung und wundertätige Kraft zugeschrieben. "Dieser selige Stephanus war so fromm, daß Gott ihn zierte mit der Glorie manchen Wunders" steht in der Legenda aurea von Jacobus a Voragine (seit ca. 1263). Einem Brief von Abt Odilo von Cluny (vor 1038) entnehmen wir, dass die Frömmigkeit des Königs "beinahe durch die ganze Welt" verkündet worden sei. Zu seinem Porträt gehört nicht nur das harte Vorgehen gegenüber den heidnischen Aufständischen im Interesse einer Christianisierung des Landes, sondern auch das Leid über den Verlust seines bei einem Jagdunfall verunglückten Sohnes Imre / Emmerich (1031).
Die "Ermahnungen" an seinen Sohn Emmerich (Libellus de institutione morum, vor 1031) gehören zu den wichtigsten schriftlichen Überlieferungen von Stephans Werk und werden in Ungarn bis heute häufig als Beispiel für perspektivisches Denken und Toleranz zitiert: "Wie die Gäste (hospes) aus den verschiedensten Ländern und Provinzen kommen, so bringen sie auch die verschiedensten Sprachen und Sitten, die verschiedensten Erfahrungen und Waffen mit sich [...]. Ein Reich mit einer Sprache und denselben Sitten ist hinfällig und zerbrechlich. Deshalb befehle ich dir, mein Sohn, dass du sie (nämlich die Gäste und die Fremden) wohlwollend gedeihen läßt und in Ehren hältst, damit sie lieber mit dir leben als irgendwo anders wohnen." (Übers. aus dem Latein nach: Ungarndeutsches Archiv, S. 9.)

45 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1083 wurde Stephan auf die Initiative von König Ladislaus (1040-1095) heilig gesprochen. In der Stadt Székesfehérvár erfolgte die elevatio nach der von Bischof Hartvik geschriebenen Legende (um 1100) am 20. August: Man öffnete das Grab und sammelte die Gebeine in einen Silbertrog. Die Quellen verbinden die Ereignisse mit wundersamer Heilung von Kranken. Dieser legendär gewordene Akt der Kanonisierung dürfte der Anfang eines durch Jahrhunderte andauernden Stephanskultes sein. 1084 soll die durch einen Kleriker namens Merkur bereits vorher entwendete abgetrennte rechte Hand des Heiligen, die "Heilige Rechte" (ung. "szent jobb"), aufgefunden worden sein. Die Handreliquie des Königs, die bis heute unversehrt erhalten blieb, wird in der Stephansbasilika in Budapest aufbewahrt und ist seit ihrer Wiederauffindung im 18. Jh. Gegenstand eines neuen Kultes.

Das Fest des hl. Königs Stephan wird landesweit in jedem Ort Ungarns begangen, in zwei Orten kommen jedoch dem Fest durch Reliquien eine besondere Rolle zu: in Budapest durch die Prozession mit der Handreliquie und in Székesfehérvár, wo der König gekrönt und begraben wurde und wo mit seiner Kopfreliquie ebenfalls eine Prozession durchgeführt wird.

Székesfehérvár, das häufig auch als "Königsstadt" bezeichnet wird, hat nicht nur als königliche Grabstätte, sondern auch wegen seiner besonderen "festlichen Kulisse" eine Bedeutung: hier sind die Ruinen der von Stephan gegründeten Basilika zu finden, die das räumliche und ideelle Zentrum des Sankt-Stephans-Festes bilden. Die zu Beginn abgehaltene Messe findet in der in der Barockzeit erneuerten Kathedrale statt, dabei wird die Kopfreliquie im vergoldeten Silberreliquienschrein links vom Altar ausgestellt. Daneben haben weitere mit dem Königtum Stephans verbundene Symbole, "Stephanskrone" und Säbel ihren Platz. Nach der Messe gehen die Prozessionsteilnehmer durch das Stadtzentrum zur ersten Station, zum symbolischen Königsgrab. Der Umzug geht dabei vor der Eingangseite des Ruinengartens vorbei, in dem ein Steinsarkophag ausgestellt steht, von dem angenommen wird, dass er Stephans Sarg ist. Es werden durchwegs von den Prozessionsteilnehmern sowie dem zuschauenden Publikum traditionelle Kirchenlieder angestimmt. Eines der populärsten Lieder stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es erklingt auch in verschiedenen modernen Bearbeitungen:

Ah, hol vagy, magyarok tündöklő csillaga,
Ki voltál valaha országunk istápja?
Hol vagy, István király? Téged magyar kíván,
Gyászos öltözetben Teelőtted sírván.

Ah, wo bist du, leuchtender Stern der Ungarn,
Der Du Beschützer unseres Landes warst?
Wo bist Du, König Stephan? Dich wünscht Ungarn,
In Trauerkleid gekleidet, vor Dir weinend.

Bei dem symbolischen Königsgrab werden Kränze niedergelegt und Reden gehalten. Anschließend bewegt sich der Umzug zur festlichen Bühne, auf der die "Segnung des Brotes" zelebriert wird: Ein junges, in ungarischer Tracht gekleidetes Paar bringt in einem Korb das neue Brot herbei; ein aus neuem Mehl gebackener großer, weißer Brotlaib, der in einem weißen Tuch liegt. Dieser wird feierlich gesegnet. Mit diesem symbolischen Akt ist der Höhepunkt des Festes erreicht. Viele stehende und sitzende Zuschauer wohnen ihm bei. Anschließend wird die Reliquie zur Kathedrale zurückgeführt, wo der Hauptteil des Festes zu seinem Ende kommt. Ein zweiter, viel Musik und Folklore enthaltender Teil des Feiertages knüpft sich an die "Königstage" in Székesfehérvár. Im Rahmen des Folklorefestivals finden sich in- und ausländische Tanz- und Folkloregruppen ein, die das bunte Programm stellen. Die Veranstaltung erfreut sich großer Popularität; das multikulturelle Programm begeistert bis in die Nacht nicht nur junge Besucher.

Auch über die Feierlichkeiten hinaus sind die "Königstage" in der Stadt deutlich bemerkbar: In Schaufenstern sind - wie am 20. August auch sonst in Ungarn - oft Symbole der Ernte, des Brotes, häufig mit einem Bündel Ähre und Trikolore-Band geschmückt, zu sehen. In der Fußgängerzone, unweit von der Festbühne, bieten Kunsthandwerker und Weinhändler sowie Imbissstuben ihre Waren zum Verkauf an.

Die Verehrung der Kopfreliquie blickt auf eine über 200-jährige Tradition zurück und steht in Zusammenhang mit der Wiederauflebung der Heiligenverehrung in der Barockzeit. Erst 1778, etwas später als seine rechte Hand, wurde die Kopfreliquie des Königs aus Ragusa (heute Dubrovnik) zurück nach Ungarn gebracht. Der Bischof des neu gegründeten Székesfehérvárer Bistums, Ignác Nagy Sélyei, sorgte für seine Popularisierung, beispielsweise indem er seinen Gläubigen vorschlug: "An jedem Freitag, wenn du in der Stadt wohnst, oder wenn du von außen hierher kommst auch jederzeit, sollst du dich zu Besuch des Heiligen Schädels unseren Heiligen Königs Stephan eilen [...] und ihn untertänigst verehren" (Lukács 2001). Die heute wiederbelebte Tradition der Verehrung ist hingegen nicht nur dogmenfrei, modern und beliebt, sondern möchte das Bewusstsein für die Bedeutung der damaligen "Hauptstadt" stärken, in der der erste König seine Kirche erhob und die Gesetzestage abhielt. Sie galt auch später als ungarische Krönungsstadt (außer zweien wurden alle Könige Ungarns hier gekrönt) und der Archäologe Alán Kralovánszky nimmt an, dass die Kultstätte am Grab Stephans bis zur türkischen Besetzung (1543) in Gebrauch gewesen sei.
Die Erinnerung an den heiligen König Sankt Stephan hat auch in mündlichen Überlieferungen eine starke Spur hinterlassen: In seinen Forschungen wies der Volkskundler László Lukács auf einen reichen und bis zum 20. Jahrhundert überlieferten Fundus an Sagen in Székesfehérvár und in weiteren Orten des Komitats Fejér hin.

Referenzen

Kralovánszky Alán: Szent István király székesfehérvári sírja és kultuszhelye. In: Szent István és Székesfehérvár, Székesfehérvár 1996, 13-23. [Alán Kralovánszky: Das Grab und die Kultstätte des heiligen Königs Stephan. In: St. Stephan und Székesfehérvár]