Saurer

Thurn

Lienz/Osttirol

Tirol

Österreich - Austria

Dieses Jahr

23.04.2025 (23.4.)

Nächstes Jahr

23.04.2026 (23.4.)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Thurn

Kreis

Lienz/Osttirol

Region

Tirol

Staat

Österreich - Austria

Beschreibung

In der Jörgennacht vom 23. auf den 24. April ist in Thurn bei Lienz der "Saurer" auf dem Weg.
Beim Dunkelwerden schleichen sich die Buben des 6., 7. und 8. Schuljahres zum "Sauboden". Das ist ein Platz weit oberhalb des Dorfes, den Scheibenschlagplätzen anderer Orte ähnlich. Der letzte der ankommenden Buben ist der "Saurer". Nun wird ein Feuer angezündet und dabei fest mit dem Bockshorn geblasen.
Dann beginnen die Buben ein Spiel, das sie "Touletreiben" nennen und das in anderen Gegenden als "Sautreiben" bekannt ist.
In der Mitte des Platzes ist eine kleine Grube. Im Kreis um diese Vertiefung herum sind in ungefähr gleichen Abständen sieben kleinere Löcher. In der größeren Grube in der Mitte des Kreises liegt ein kleiner Holzklotz, die "Toule". Jeder Mitspieler hat einen etwa zwei Meter langen rohen Stock, dessen Spitze in ein Loch am Kreisrand langt. Der "Saurer" ist in der Mitte. Er muss versuchen, die "Toule" in eines der kleineren Löcher zu bringen. Die Mitspieler aber trachten, sie möglichst weit wegzuschlagen. Bei dieser Gelegenheit nehmen sie die Stöcke aus ihren Gruben. Diesen Augenblick sucht der "Saurer" auszunützen, um seinen Stock in eine der freien Randgruben zu stellen. Gelingt ihm dies oder bringt er die "Toule" in eine der Gruben, so darf er aus dem Kreis, und der Überlistete muss seine Stelle einnehmen.
Mit diesem Spiel und mit Raufen vertreiben sich die Buben die Zeit, bis sie müde werden. Dann legen sie sich auf mitgebrachte Decken und schlafen trotz der empfindlichen Langeskälte. Das Los regelt die Wachen. Um Mitternacht weckt der "Wachhabende" alle Schläfer, und der neue Tag wird mit Bockshornblasen begrüßt. Dann legt sich alles wieder nieder. Aber schon beim ersten Morgengrauen machen sich die Buben auf den Weg von Hof zu Hof. Angefangen wird beim Egg-Hof, dem höchstgelegenen Bauerngut von Thurn.
Der "Saurer" legt sich in einen zweirädrigen Karren, in ein "Grattile". Er wird gut zugedeckt, denn keiner darf ihn erkennen. Wie schon des Nachts haben die Buben ihre Hüte mit blühenden Zweigen geschmückt und ziehen nun den "Saurer" recht mühsam von Hof zu Hof. Sie stoßen in ihr Bockshorn und warten auf das Erscheinen der Bauersleute. Dann sagen sie ihr Sprüchlein auf:

Saurer, Saurer, pipo,
beiß in Saurer in Zipf o,
beiß in decht nit ganz o,
sinst fangg er an zi blüatn,
kann er nächsts Jahr nimmer hüetn
Pomperniggl, Haberkorn,
der Thurner Hagmoar isch Saurer worn.

Die Hütbuben werden mit Speck, Kücheln, Eiern und anderen Lebensmitteln beschenkt. Hie und da gibt es auch Geld. Bockshornblasend geht es dann dem nächsten Hof zu.
Für den Saurer ist dieses Liegen im Karren kein Vergnügen, da es über Stock und Stein geht. Dafür bekommt er auch beim Teilen die Hälfte der Heischegaben, während sich alle anderen mit der zweiten Hälfte begnügen müssen.
In einfacherer Form war der Saurer bis noch vor kurzer Zeit in Rasen anzutreffen. Dort bauten sich die Hütbuben im Wald Laub- oder Mooshütten. Gegen Mitternacht fanden sich die Buben bei diesen Häusern ein. Der Letztangekommene war dann der Saurer. Sie blieben bis in der Früh. Franz Kollreider hat aus der Lienzer Umgebung noch eine andere Fassung des Saurerspruches überliefert:

Saurer, Saurer, pipo,
beiß dem Fack den Zipf o,
beiß ihn lei nit gor o,
laß a bißl aufs nächste Johr,
ferchtn bin i geborn
heuer bin i Saurer worn.

Dieser Hütbubenbrauch hatte früher eine weitere Verbreitung. Er wurde auch in Oberdrum, in Oberlienz usw. ausgeübt.

Referenzen

Friedrich Haider: Tiroler Volksbrauch im Jahreslauf, Innsbruck/Wien/München 1968, S. 267f.