Scheibenschlagen / Holepfannfeuer

Tarsch

Bolzano

Südtirol-Trentino

Italia - Italy

Dieses Jahr

18.02.2024 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima)

Nächstes Jahr

09.03.2025 (1. Fastensonntag = Invocavit / Quadragesima)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Tarsch

Kreis

Bolzano

Region

Südtirol-Trentino

Staat

Italia - Italy

Beschreibung

Der Auftakt zu den Holepfannfeuern kommt vom Tarscher Bühel. Nach genau festgelegtem Plan werden die weiteren Holepfannfeuer entfacht. Das Scheibenschlagbrauchtum setzt eine gute Arbeitseinteilung voraus. Gewöhnlich wird schon zu Dreikönig ein Obmann gewählt. Es ist ein erfahrener allgemein angesehener Bursche. Gibt man ihm die Stimme, dann ist man ihm unbedingten Gehorsam schuldig. Der Obmann, auch Schaffner genannt, trifft die Arbeitseinteilung; die einen müssen das Holz herbeischleifen, die anderen das Stroh zusammenbetteln und wieder andere die Lärmstangen besorgen. Das Arbeiten selbst beginnt am "Kassamstag", also am Vortag. Die Stangen werden geholt, die Löcher für die Lärmstangen müssen gegraben werden. Am Sonntag sammeln die Schüler das Stroh und tragen es an den Scheibenplatz. Die größeren Burschen umwickeln die Stangen mit Stroh und stellen die Lärmstangen auf. Wenn um etwa vier Uhr nachmittags in der Kirche drunten der Rosenkranz aus ist, soll das Kreuz stehen. Später erst werden die seitlichen Stangen aufgestellt, die verschiedene Namen tragen: Kerzen, rechter und linker Schächer, Hexen, usw. Auch die Scheiben müssen hergerichtet werden. Davon gibt es zwei Formen: die Rundform und die Viereckscheiben. In Eyrs im Mittelvinschgau erreicht man das "Scheibegg" auf einem schmalen Gebirgssteig. Die Lärmstange von Eyrs hat die Form eines etwa 20 m hohen Kreuzes, die Querarme sind durch ungefähr gleich lange Streben gestützt. Parallel zur Kreuzstange in der Mitte stehen rechts und links zwei Stangen für die beiden Schächer, die bis zu den Enden der Querbalken reichen. Alle Holzteile sind dick mit Stroh umwickelt. Am Kreuz hängt eine Nuster, ein Rosenkranz. Eine zweite Nuster wird ins Scheibenfeuer geworfen. Im Tal läutet die Ave-Maria-Glocke das Zeichen zum Beginn des Scheibenschlagens. Der Schaffer hat schon die Lärmstange angezündet, und die Burschen, die sich sie aufgestellt haben, beten den Englischen Gruß. Dann wird die Holepfann entzündet. Sie ist in Eyrs und in Tschengls eine etwa ein Meter im Durchmesser große Strohkugel, deren Gerippe aus biegsamen Haselstangen besteht. Diese Kugel wird nun brennend abgelassen. Zugleich erhebt sich ein ohrenbetäubendes Geschrei der Burschen. Je größer das Geschrei, je schöner der Fall der Holepfann, desto fruchtbarer gestaltet sich die kommende Erntezeit. Inzwischen haben einige Burschen ihre mehrere Meter langen biegsamen Haselgerten ergriffen, die Scheiben darangesteckt und im Feuer angeglüht. Dann schwingt der erste, knapp am Abgrund, die Scheibe um seinen Kopf, daß sie den rechten Schwung bekomme und richtig aufglühe. Dabei schreit er folgenden Spruch ins Tal: Ho ram, ram, Korn in der Wann, Pflueg in der Eard, schaug, wia mei Scheibele außireahrt... Zuerst streift die Scheibe kurz den Boden und fliegt dann in weitem Bogen ins Tal. Weitere Burschen folgen: Ho reim, reim, wem weard epper dia Scheib sein? Dia Scheib und mei weartige Kniascheib gheart insern Pfarrer zur Remigiuskirch.... Korn in der Wann, Pflueg in der Eard, schaug, wia mei Scheibele außireahrt... Da nicht jeder Flug glücken kann, entschuldigt sich der Scheibenschläger vorsichtshalber schon vorher: Hat sie si guet, hat sie si schlecht, sollt's mei Scheibele nicht für Übel habn. Und so geht es fort, oft bis Mitternacht. Sind die Sprüche zuerst Personen gewidmet, die man ehren will, so gelten sie bald darauf der Aufdeckung gewisser, oft ängstlich gehüteter Ortsgeheimnisse, wie in der Fastnacht die "Labera".

Referenzen

Friedrich Haider: Tiroler Volksbrauch im Jahreslauf, Innsbruck/Wien/München 1968, S. 267f.