Simon-Júda-Gang
Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
In der multiethnischen (ungarisch-slowakisch-deutschen) Ortschaft Pilisszentkereszt (Komitat Pest) findet ein Faschingsbrauch mit einem "tanzenden" oder "närrischen Rad" und mit "Simon und Juda" statt. Ein tanzendes Paar wird durch lebensgroße Puppen dargestellt, die einander am Arm halten und auf einem Holzrad angebracht sind. Die Frauenpuppe trägt die charakteristische Ballkleidung, zu der die "csepec", eine Perlenkette, und das Leibchen gehören. Die Männerpuppe trägt einen typischen Hut mit einem Band in den ungarischen Nationalfarben.
Der Rand des gekippten Rades, das von einem Pferdewagen gezogen wird, beginnt sich zu drehen, sobald es auf dem Boden aufliegt und dreht die Puppen mit. Auf dem mit Bändern verzierten Pferdewagen mit zwei Pferden sitzen zwei Kutscher und in der Mitte die Musikanten: ein Harmonikaspieler und ein Trommler, und hinten sitzt der "Steuerer", der mit einer langen Stange gelegentlich das daran befestigte Wagenrad bewegt, wodurch sich die Puppen in die entgegengesetzte Richtung drehen.
Die Puppen werden in Pilisszentkereszt das ganze Jahr über im Gemeindehaus der Slowaken aufbewahrt, wo die Frauen am Faschingssamstag gemeinsam die Faschingskrapfen backen. Zu diesem charakteristischen Gebäck gehört auch eine Wetterprognose: Konnte man den Krapfen unter dem Wetterdach essen, war das Wetter also gut, so musste man das Ostergebäck drinnen essen - dann war es zu Ostern nämlich kalt und regnerisch. Krapfen, Glühwein und Salzgebäck werden den Kirchgängern und denen, die auf dem Wagen sitzen, angeboten. Anschließend fährt der bimmelnde Wagen mit dem sich drehenden Rad durch die Straßen des Dorfes los. Es werden Hochzeits- und Unterhaltungslieder gespielt, aber man achtet darauf, dass man vor den Häusern der Schwaben und der Ungarn anhält, und dort deren Lieder spielt. Auch vor den Häusern von Bekannten, Freunden und Verwandten wird angehalten, und die Herauskommenden begrüßen die "Vorbeikommenden". Man bietet den Männern auf dem Wagen in der Regel Schnaps, Salzgebäck und Krapfen an, manchmal auch Würste und Wein. Zum Mitnehmen bekommen sie Flaschenbier und Wein, diese Gaben werden in den Wagen gelegt. Man hält vor den Haustoren an und spielt das Lied des Hausherren und tanzt mit den Frauen. Bei jeder Station werden Wein, Krapfen und Kuchen angeboten. So fährt der Wagen durch das ganze Dorf. Wenn noch Schnee liegt, wird stattdessen mit einem Schlitten gefahren. Zum Schluss erreicht das Gespann die Häuslergasse (Szabadság Gasse), wo die meisten alteingesessenen Familien des Dorfes (und auch der Bürgermeister) wohnen - hier erinnert man sich noch an ältere Brauchformen. Der Steuerer tanzt mit allen alten Frauen.
Die Brauchpfleger und Mitspieler in Pilisszentkereszt sind seit zwei Jahrzehnten immer die gleichen Männer. Sie sind nicht besonders alt, wenn jemand aber, z. B. der Kutscher, krank wird, ziehen die anderen ohne ihn nicht los. Der Erhalt des Brauches hängt also von ihnen ab. Die neueren Siedler nehmen an dem Brauch kaum teil.
Im Rahmen des erstmals 2007 organisierten Krapfenfestivals in Pilis versuchte man diese Tradition erneut zu beleben: am Faschingssamstagsumzug der Traditionspfleger haben auch Simon und Juda teilgenommen. Am nächsten Tag, am Faschingssonntag zog die Gruppe dann los, um mit den Frauen von Pilisszentkereszt zu tanzen.
Geschichte: Im Karpatenbecken war die sich auf dem Rad drehende Puppe, das "tanzende" oder "närrische Rad", bekannt. Es existieren jedoch nur vereinzelte Angaben und Niederschriften über dieses Spiel, das ein Element des Weinlesefestes oder von Fasching war. Der Brauch hat einen deutschen Ursprung und blieb deshalb in deutschen Gemeinschaften erhalten. Im Komitat Pest siedelten sich in Pilisszentkereszt neben Slowaken einst auch Deutsche an, letztere wurden jedoch vollständig assimilert (slowakisiert). Mehrere Elemente ihrer alten Bräuche sind jedoch im Faschingsbrauchkreis erhalten, so z. B. auch der Simon-Juda-Gang. Im Dorf gingen die verkleideten Burschen am Faschingssonntag hinter dem vom Wagen gezogenen Faschingsrad mit Musik von Haus zu Haus und tanzten mit den Frauen und Mädchen. Während des Tanzes sprangen sie auf – "damit man eine gute Kartoffel-, Hanfernte usw. bekomme". Dann wurden sie bewirtet, sie bekamen auch Eier und Würste, die sie dann am Abend in der Gastwirtschaft gemeinsam verzehrten. Der Simon-Juda-Gang ist in der Erinnerung der Einwohner "seit Menschengedenken" Brauch. Es kam auch vor, dass man mit Pferden, die eine Glocke um den Hals trugen, auch in das benachbarte Dorf der Slowaken, Szántó und Szentlászló ritt. Maskierte Begleiter oder andere Begleiterscheinungen wurden zu diesem Brauch nicht überliefert, der Simon-Juda-Gang war eine selbständige Tradition. Heute wissen die Leute nichts mehr darüber, wie es zu dieser Namenswahl kam. Man nimmt an, dass dieser Tag nach dem Spruch "Simon und Juda vertreiben den Winter" slowakisch "Jozef Mariu aj Simon Judu zabiju zimu" den Frühling ankündigt.
Bei den Deutschen aus Elek erschienen zur Fastnacht unter anderem die als Hantsl und Kredl genannten Maskenfiguren, Braut und Bräutigam, die sich auf einem am Wagen angebundenen Rad drehten.
Eine andere interessante Parallele finden wir ebenfalls am Bergfuß von Tokaj (Tokaj Hegyalja), wo man das tanzende Rad auch kennt. Hier wird das "verrückte Rad" allerdings beim Umzug von verkleideten Kutschern zum Weinlesefest gezogen, denn der Simon-Juda-Tag bedeutete hier den Beginn der Weinlese. Nach der lokalen Überlieferung soll Juda eine sehr faule Frau gewesen sein, die nur tanzen und sich vergnügen wollte. Simon war ihr Partner, mit dem sie tanzte.
Im Rahmen des erstmals 2007 organisierten Krapfenfestivals in Pilis versuchte man diese Tradition erneut zu beleben: am Faschingssamstagsumzug der Traditionspfleger haben auch Simon und Juda teilgenommen. Am nächsten Tag, am Faschingssonntag zog die Gruppe dann los, um mit den Frauen von Pilisszentkereszt zu tanzen.
Geschichte: Im Karpatenbecken war die sich auf dem Rad drehende Puppe, das "tanzende" oder "närrische Rad", bekannt. Es existieren jedoch nur vereinzelte Angaben und Niederschriften über dieses Spiel, das ein Element des Weinlesefestes oder von Fasching war. Der Brauch hat einen deutschen Ursprung und blieb deshalb in deutschen Gemeinschaften erhalten. Im Komitat Pest siedelten sich in Pilisszentkereszt neben Slowaken einst auch Deutsche an, letztere wurden jedoch vollständig assimilert (slowakisiert). Mehrere Elemente ihrer alten Bräuche sind jedoch im Faschingsbrauchkreis erhalten, so z. B. auch der Simon-Juda-Gang. Im Dorf gingen die verkleideten Burschen am Faschingssonntag hinter dem vom Wagen gezogenen Faschingsrad mit Musik von Haus zu Haus und tanzten mit den Frauen und Mädchen. Während des Tanzes sprangen sie auf – "damit man eine gute Kartoffel-, Hanfernte usw. bekomme". Dann wurden sie bewirtet, sie bekamen auch Eier und Würste, die sie dann am Abend in der Gastwirtschaft gemeinsam verzehrten. Der Simon-Juda-Gang ist in der Erinnerung der Einwohner "seit Menschengedenken" Brauch. Es kam auch vor, dass man mit Pferden, die eine Glocke um den Hals trugen, auch in das benachbarte Dorf der Slowaken, Szántó und Szentlászló ritt. Maskierte Begleiter oder andere Begleiterscheinungen wurden zu diesem Brauch nicht überliefert, der Simon-Juda-Gang war eine selbständige Tradition. Heute wissen die Leute nichts mehr darüber, wie es zu dieser Namenswahl kam. Man nimmt an, dass dieser Tag nach dem Spruch "Simon und Juda vertreiben den Winter" slowakisch "Jozef Mariu aj Simon Judu zabiju zimu" den Frühling ankündigt.
Bei den Deutschen aus Elek erschienen zur Fastnacht unter anderem die als Hantsl und Kredl genannten Maskenfiguren, Braut und Bräutigam, die sich auf einem am Wagen angebundenen Rad drehten.
Eine andere interessante Parallele finden wir ebenfalls am Bergfuß von Tokaj (Tokaj Hegyalja), wo man das tanzende Rad auch kennt. Hier wird das "verrückte Rad" allerdings beim Umzug von verkleideten Kutschern zum Weinlesefest gezogen, denn der Simon-Juda-Tag bedeutete hier den Beginn der Weinlese. Nach der lokalen Überlieferung soll Juda eine sehr faule Frau gewesen sein, die nur tanzen und sich vergnügen wollte. Simon war ihr Partner, mit dem sie tanzte.












