Todaustragen

An Lätare mittags um 12 Uhr versammelte sich die männliche und weibliche Schuljugend (von letzterer nur die unteren Jahrgänge) am Ortsausgang. Zuerst wurde der "Angelus" gebetet. Nach dem Gebet bewegte sich der Zug in Prozession durch die Hauptstraße, voran auf hoher Stange der "Doude", folgendes Lied singend:

"Hejo Summertag
Heit trage mer de Doude naus,
Naus, naus Judehaus,
Wenn de Jud ne D'horn is,
Schmeiße mer ne s'Loomelouch."

Am südlichen Ortsausgang auf einer Wiese am Faulbach wurde der "Doude" entkleidet und verbrannt. Anschließend trugen die großen und kräftigen Buben den "Hejo" - eine 5-6 Meter hohe, mit Rosen reich verzierte Fichte ins Dorf zurück und von Haus zu Haus unter dem Gesang:

"Der Hejo ist ein schlimmer Mann
er hat zwei rechte Stiefel an.
Drei Woche in de Faste
Legge die Berke die Kaschte."

An jedem Haus wurden Rosen abgeschnitten. Wurde ein Haus übergangen, lief ein Famillienmitglied dem Hejo hinterher, um ein Rosensträußchen zu erhalten. Während der Hejo von Haus zu Haus wanderte, eilten einige Buben in mehreren Trupps ebenfalls von Haus zu Haus und sammelten Eier, Bonbons, Geld und andere Gaben, die die Veranstalter am Schluß unter sich verteilten. Mit dem Geld wurden die Auslagen für die Papierrosen bestritten. Pfarrer und Lehrer wurden dann meistens mit dem Wipfel beehrt; der Empfänger hatte dann allerdings auch entsprechend zu spenden.

Während des zweiten Weltkrieges wurde das Spiel nicht unterbrochen. Beim Einmarsch der Amerikaner 1945 mußte das Spiel aus Sicherheitsgründen unterbleiben. Aber einige Buben hatten heimlich den "Douden" auf einen Berg getragen und ihn dort verbrannt, um die Tradition zu wahren, denn das Spiel sollte, einem alten Versprechen wegen, Jahr für Jahr vollzogen werden. Die Tradition führte das Versprechen auf die Pestzeit zurück.
Heute gibt es allerdings nur noch den Hejo-Markt.