Urbansfeier

Folgendermaßen wurde in den 1860er und 1870er Jahren in Kintzheim am 25. Mai Sankt Urban gefeiert. An diesem Maientag wurden eifrig die bereits getriebenen Rebschöße geschnitten und damit die aus der Kirche herausgeholte Statue des Rebenpatrons von den größeren Schulbuben und -mädchen geziert.
Dann bildete sich ein jugendlicher Festzug: Voran gingen vier stämmige Buben, die den Heiligen trugen. Ihnen folgten zwei weitere Buben, die einen großen Krug mitführten, um den Wein zu fassen. Darauf kamen zwei Mädchen mit einer "langen Zein'" für die sonstigen Gaben - denn der ganze Aufzug war ein richtiger Beutezug. Die Kinder gingen von Haus zu Haus und sangen vor jeder Tür folgendes Lied:
"Sankt Urwe, -- Liewi Herre,
Was welle-n ihr uns bescheere
An diesem hejligen Daag?
S'kejt e Stück vom Himmel eraa,
Kejt im Dejffel d'r Kraaje eraa:
Eewe-n eraacht, eewe-n eraacht!
Wann die Drywle zittig seyn,
Drinke mit d'r schlechte Weyn
Nach diesem hejligen Daag!"

Ein gemeinsam gebetetes Vaterunser verschärfte sodann die Bitte des hungrigen Grüppchens, und bald erschien die Frau des Hauses mit ihren Gaben: Da gab es Schmutz (Fett zum Schmelzen), Eier, Schnitz und Wein. In ärmeren Häusern erhielt man wenigstens Brot. Und nachdem man so das ganze Dorf durchzogen hatte, war die Zein' und der Weinkrug mehrmals gefüllt. Eine Mutter, die sich dazu bereit erklärte, bereitete aus den Gaben ein Essen für die Kinder.