Vinzenztrieb-Schneiden/ Vince-napi vesszővágás
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Beschreibung
Beim traditionellen Weintriebschneiden am Vinzenztag (ung. Vince-napi vesszővágás) gehen die Winzer in die Weinberge, um frische Weintriebe abzuschneiden, damit sie diese mit nach Hause nehmen und ins Wasser stellen können. Grund für diese Handlung ist die Annahme, dass man durch die Entwicklung der Triebe auf die Weintriebschäden schließen könne. Wenn die Knospen anschwellen, heißt es, können die Triebe den winterlichen Frostschäden standhalten. Auch glaubt man, dass man anhand der Wetterlage am Vinzenztag auf den künftigen Weinertrag schließen könne.
Das heutzutage veranstaltete Vinzenztrieb–Schneiden ist eng mit dem nach dem Schutzpatron benannten St.-Vinzenz-Weinorden (Szeged) verknüpft, der Träger und Initiator dieses Festes in Ópusztaszer ist. Zwischen 1991 und 1995 veranstaltete man das Vinzenzfest zunächst nur unter den Mitgliedern des Weinordens. 1996 wurde das rituelle Weintrieb-Schneiden jedoch nach Ópusztaszer in den Nationalen Historischen Gedenkpark verlegt und seither ist es für einen viel größeren Interessentenkreis zugänglich.
Der Festtag wird an einem Samstag vor oder nach dem 22. Januar begangen. Die Weintriebe werden im Weingarten eines Szegediner Einzelgehöfts (Szegedi tanyák) unweit vom Gedenkpark entnommen. Der Umzug dorthin gestaltet sich folgendermaßen: An der Spitze des Umzugs marschieren die Scolari peregrini (Wanderstudenten, ung. vándordiák), anschließend die Musikkappelle, gefolgt von den Mitgliedern des St.-Vinzenz-Weinordens, schließlich die geladenen Gäste und Besucher.
Nach der Weintriebentnahme durch den Bergrichter (hegybíró) erfolgt die rituelle Aufnahme der neuen Mitglieder in den Weinorden. Die Kandidaten müssen vorher eine Probe bestehen, die aus einem theoretischen Teil (Fragen zur Weinkultur und Gastronomie) und einer praktischen Weinprobe besteht. Bei Letzteren muss der Kandidat mit verbundenen Augen unter verschiedenen Weinsorten den besten Vorzeigewein (zászlós bor) des Ordens erkennen. Als Kulisse zur Zeremonie des Weinritterschlagens dient ein zentrales Denkmal des Gedenkparks, das anlässlich des 1000jährigen Jubiläums der ungarischen Landnahme 1896 entstand und 1997-98 erneuert wurde.
Die Anwesenheit der Weinorden zahlreicher Weinregionen verschafft dem Ereignis einen gewissen überregionalen Rang. Im Jahr 2002 waren es die Mitglieder des "Matthiasz-János-Weinordens" (Kecskemét), des "Cultoris moris Redemptionis" (Kiskunhalas), des "St.-Urban-Winordens" (Hajós), des Weinritterordens "Gondűző" (Kiskőrös), "Strázsa" (Monor-Gegend), "Pax Corporis" (Csátalja), "Schomlauer" (Veszprém) und einiger weiteren Weinorden aus dem Ausland.
Geschichte:
Das Weintrieb-Schneiden war in mehreren Gebieten Ungarns verbreitet, war jedoch nicht ausschließlich an den Vinzenztag geknüpft (Vgl. das Weintrieb-Schneiden am St. Georgitag im westungarischen Kőszeg). Die Weinorden nehmen auf die historisch ab dem 17. Jahrhundert belegten, jedoch wesentlich älteren Berggemeinden (hegyközség) Bezug und betrachten sich offensichtlich als Nachfolger dieser, die die Weinproduktion, -verwertung und -schutz aber auch die damit verbundenen Verhaltensweisen der Gemeinschaft in Gesetzen normativ regelte. Der Tradition wurde 1949 mit der generellen Aufhebung dieser Organisationsform ein Ende gesetzt und der Weinbetrieb wurde in die Zuständigkeit des Gemeinderates verlegt. Neue Berggemeinden-Gesetze wurden erst 1996 wieder eingesetzt.
Der Glaube an eine Vorhersage für die Ernte ist auch durch Bauernregeln überliefert. Der ungarischen Bauernregel "Ha fénylik/megcsordul Vince, borral telik a pince" entspricht etwa die deutsche "Vinzenzen Sonnenschein bringt viel Korn und Wein."
St. Vinzenz von Saragossa (Nordspanien) ist Wetterpatron. Nach der Legende war er Diakon des Bischofs Valerius von Valencia und erlitt nach grausamer Folterung den Märtyrertod am 22.01.304. St. Vinzenz wurde in verschiedenen Gebieten Mitteleuropas als Schutzpatron nicht nur der Winzer, sondern auch der Holzfäller, Dachdecker, Zimmermänner, Töpfer und Seeleute.
Referenzen
András Simon; László Mód: Vince-napi vesszővágás Ópusztaszeren. In: Éva Pócs (szerk.): Rítus és ünnep az ezredfordulón. (Studia Ethnologica Hungarica VI.), Budapest 2004, S. 365-380.

