Wilde-Mändle-Tanz
Turnus
alle 5 Jahre
Festausübung
aktuell
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Wenn der Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein Oberstdorf alle fünf Jahre zur Aufführung der Wilden-Männle-Tänze in die Oybele-Festhalle einlädt, ist das Echo außergewöhnlich. An die 10000 Besucher ergötzten sich 1990 an dem uralten Brauchtumsspiel. Die Oybele-Festhalle verdankt ihre Entstehung den "Wilden Männle". Zu oft waren in früheren Zeiten die Zuschauer vom Regen vertrieben worden, so daß sich die Verantwortlichen genötigt sahen, den "Wilden Männle" und ihren Besuchern ein festes Dach über dem Kopf zu verschaffen.
Die "Wilden Männle" sind Gestalten aus grauer Vorzeit, die durch Jahrhunderte im Gedächtnis vieler Völker haften blieben. Aber gepflegt wird die Erinnerung an sie nur noch in Oberstdorf. Schon das Häs ist urtümlich und weist sie als Waldgeister aus. Der ganze Mann wird von Tannenbart eingehüllt, einer selten gewordenen Moosflechte, die an Bäumen bis in Höhen von 1800 Meter wächst. Den Kopf des "Wilden Mannes" schmückt ein Kranz aus Stechholder. Die Stechpalme, im Allgäu Stechholder genannt, gilt den Älplern als heilige Pflanze, ähnlich der Mistel in England. Ihre Wuchsorte in freier Wildnis werden geheim gehalten und allenfalls Familienangehörigen oder engen Freunden preisgegeben. Zwischen Iller und Lech wurde die Stechpalme außerhalb der Berge noch niemals angetroffen. Gewaltige Bärte aus einer Flechte reichen den "Wilden Männle" bis zu den Beinen. Ihr Gürtel besteht aus geflochtenem frischen Tannenreis.
Ihr Anliegen an die Menschen verraten die "Wilden Männle" durch geheimnisvolle Tänze und Gesänge. Eher scheu und zaghaft lösen sie sich aus einer Waldkulisse. Zuerst wird nur ein Fuß sichtbar, dann eine Hand und schließlich der Kopf, ehe sie sich in voller Größe sehen lassen. Da sind sie keine "Männle" mehr, sondern Respekt heischende Gestalten. Eher hüpfend als gehend formen sie ihre Tanzfiguren. Sie stellen sich auf Kopf und Hände, je nach dem Erfordernis der 18 Szenen. Sie schwingen Kränze und halten große Becher, als möchten sie zum Mittrinken einladen. Dreizehn "Wilde Männle" reihen sich zum "Zirkeltanz". Dann bilden sie mehrere kleine und eine große Pyramide. Gleichfalls pyramidenförmig stellen sie zwölf große Holztafeln auf, auf denen stets der gleiche struppig-wilde Männerkopf zu sehen ist.

