Z‘ Liechd gehen

Marlen/Kehl

Ortenaukreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Geografie

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Ort

Marlen/Kehl

Kreis

Ortenaukreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


In der Heimatstube des Vereins für Heimatpflege der Dreiergemeinde Goldscheuer, Marlen, Kittersburg wird auf dessen Initiative hin im Spätjahr (November) und im Frühjahr (März) "z' Liechd" gegangen.
Hintergrund dieses Brauches ist die abendliche Zusammenkunft in Personengruppen in einer Größenordnung von 15 bis 25 Personen. Die Altersstruktur reicht von 35 bis 80, wobei der Schwerpunkt bei den älteren Mitbürgern zwischen 55 und 80 liegt.
Beim "z' Liechd gehen" werden Getränke, selbstgebackenes Gebäck oder auch "Schläggflade" (Marmeladenbrote) gereicht.

Der Entstehungszeitraum dieses Brauches ist nicht belegt. Als Anfangspunkt wird jedoch die Mitte des 18. Jh. angenommen. In früherer Zeit bis vor dem 2. Weltkrieg wurde an diesem Abend hauptsächlich gesponnen, später gestrickt. "Z' Liechd" gegangen wurde von Neujahr bis Fastnacht jeweils Dienstag und Donnerstag. Der jeweilige Gastgeber bewirtete die "Lichtgänger" mit Wein, Bier, Schinken, Wurst und Kaffee, wie die Heimatchronik zu berichten weiß. Nach dem Krieg hatte man andere Sorgen und Geld und Lebensmittel waren Mangelware. So wurde dieser Brauch nicht mehr gepflegt.
In den 1990er Jahren hat der Verein für Heimatpflege den Brauch wieder aufgenommen.

Die abendlichen Treffen waren früher wohl eine Form des "Abschaltens" und des Zeitvertreibs nach dem Tagwerk. Außerdem ersetzte das persönliche Gespräch die Tageszeitung, denn beim "Z' Liechd gehen" war immer etwas zu erfahren.
Heute ist der Sinn dieser Abende zum einen die Zusammenkunft selbst, "man trifft sich mal wieder", man tauscht Neuigkeiten aus, "hechelt" das Dorfgeschehen von heute und früher durch, oder blättert im Bildarchiv des Vereins für Heimatpflege, um bekannte Personen oder Gebäude zu bestimmen. Desweiteren wird der örtliche Dialekt gepflegt, indem Geschichten aus dem Dorf im Dialekt vorgelesen werden, Dialektbegriffe, die nicht mehr gebräuchlich sind, werden erklärt und auch aufgeschrieben und gesammelt.
Jeder Abend steht unter einem bestimmten Motto, wie z.B. Vereinsleben, Kriegszeiten, frühere Lebensumstände, Familiengeschichten usw. Wie in früheren Zeiten bringt auch die eine oder andere Frau ihr Strickzeug oder eine andere Handarbeit mit. Die erzählten Geschichten werden aufgeschrieben und im "Bliwisel", einer jährlich erscheinenden Chronik des Heimatvereins veröffentlicht.

Referenzen

Josef Schäfer und Max Klemm: Heimatchronik der Dreiergemeinde Goldscheuer, Marlen, Kittersburg. 1964.