Klöckler

Sarnthein

Bozen

Südtirol-Trentino

Italia - Italy

Dieses Jahr

19.12.2024 (Donnerstag vor dem 4. Advent), 12.12.2024 (Donnerstag vor dem 3. Advent), 05.12.2024 (Donnerstag vor dem 2. Advent)

Nächstes Jahr

18.12.2025 (Donnerstag vor dem 4. Advent), 11.12.2025 (Donnerstag vor dem 3. Advent), 04.12.2025 (Donnerstag vor dem 2. Advent)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

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Geografie

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Ort

Sarnthein

Kreis

Bozen

Region

Südtirol-Trentino

Staat

Italia - Italy

Beschreibung


"Klöckeln" kommt von "Anklopfen" und ist in Südtirol die gängige Bezeichnung für den Brauch des Klöpfelnachtsingens (nordtirolerisch: "anklöpfeln", "uklöpfin"; salzburgerisch: "anglöggln"). Klöpfelbräuche, ursprünglich an die Donnerstage im Advent gebunden, sind im deutschen Sprachraum seit dem 15. Jh. belegt. Heute werden sie noch in Oberbayern, Salzburg, Kärnten und eben in Teilen Nordtirols und Südtirols ausgeübt, wobei die Praxis des Singens weihnachtlicher Hirtenlieder durch Gruppen, die als Hirten von Bethlehem verkleidet sind, die Norm darstellt.

Die im Sarntal/Südtirol gängige Spielart des "Klöckelns" ist einzigartig. Gruppen von zur Unkenntlichkeit verkleideten Männern oder Jungen ziehen an den Donnerstagen im Advent von Hof zu Hof und im Hauptort Sarnthein von Platz zu Platz (außer an jenem Donnerstag, der auf die von der geisterhaften "Liesl mit der Hack" gefährdeten Thomasnacht, den 21.12., fällt). Die Hauptmasken einer "Klöckelkutt" (Klöcklergruppe) sind das Zusslmandl und das Zusslweibele, beide gekleidet in bäuerlichen Alt-Sarner Feiertagstrachten (in der ersten Hälfte des 20. Jhs. trug das Zusslweibele noch ein Kostüm aus Stroh und das Zusslmandl einen Sonntagsanzug). Eine weitere wichtige Maske ist der Lottersackträger, der die Geldspenden des Publikums einsammelt, und natürlich der Spielmann an der Diatonischen Harmonika.

Zum Brauchablauf:
Lärmend zieht die Klöckelkutt in Richtung eines Hauses. Das Zusslpaar läuft voran, dringt ins Haus ein und begehrt Schnaps oder zerrt beliebige Gegenstände aus den Schupfen und Garagen. Inzwischen formiert sich der Rest der Gruppe – je nach Ortschaft variierend – entweder zu einem geschlossenen oder halboffenen Kreis oder in einer Reihe und singt – in den meisten Fällen zweistimmig und immer a cappella – das Sarner Klöckellied ("Heit ischt uns eine heiligschte Klöckelsnåcht"). Inzwischen sind die Hausleute vor die Tür gekommen um zuzuhören. Kaum ist das Lied zu Ende, beginnt die Gruppe zu lärmen und der Ziehharmonikaspieler spielt vor dieser Lärmkulisse ein beliebiges ländler- oder walzerartiges Stück. Meistens kehrt in diesem Augenblick das Zusslpaar in den Kreis der übrigen Klöckler zurück, und nun beginnt das Danklied ("Iatzt håt man´s uns ehrsåmen Leitlar schon gebm"), begleitet vom Ziehharmonikaspieler, zu dem das Zusslpaar, je nach tänzerischer Begabung der Darsteller, kess bis frivol tanzt oder – an den Armen eingehängt - bloß schunkelt. Das Zusslmandl schlägt dazu mit seiner meist als Holzschwert gestalteten Pritsche rhythmisch auf Handfläche, Unterarm, Oberschenkel, manchmal Wade, bisweilen auch dem Zusslweibl neckisch auf das Hinterteil. Die Schlagfolge und Rhythmik sind frei und dem Ausübenden überlassen. Manche Zusslmandl-Darsteller schlagen zum Danklied stereotyp den Dreivierteltakt, andere variieren beständig das rhythmische Muster und erzielen so eine graziöse, gleichsam tänzerische Wirkung.

Der Brauch ist seit 1865 belegbar. Germanisch-heidnische Herkunftstheorien, die insbesondere in der NS-Zeit (und auch später noch) vertreten wurden, erwiesen sich als haltlos. Der Brauch stellte noch in der ersten Hälfte des 20. Jhs. eine Form des legitimierten Bettelns dar. - Auf dem Video sieht man nacheinander eine Knabengruppe und zwei erwachsene Gruppen.

Thomas Nußbaumer, Universität Mozarteum Salzburg