La Fête des Soufflets ou Soufflaculs (das Fest der Blasebälge)
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jährlich
Festausübung
aktuell
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Beschreibung
Dieser Karnevalsbrauch findet heute besonders in den Regionen der Languedoc und in der Provence statt. Die bekanntesten Tänze bzw. Feste der Blasbälge gibt es in Nontron in der Dordogne und in Saint-Claude im Jura. In Nontron wird dieses Fest jedes Jahr im Rahmen des Karneval am letzten Sonntag im März oder am ersten Sonntag im April gefeiert.
Ablauf:
In Nontron wird das Fest der "Soufflaculs" (Französisch: souffler à cul = "Arschblasen") mit einem Umzug durch die Stadt eingeläutet. Menschen ziehen in zwei Reihen im Gänsemarsch durch Nontron. Sie tragen weiße Nachthemden, weiße Nachtmützen und Holzschuhe und verbergen ihre Gesichter mit Masken. In der Hand halten sie Blasebälge, die sie auf das Gesäß des Vordermanns richten, um ihn, wie man glaubt, von seinen Dämonen zu befreien.
Sobald die Pfeife des Zeremonienmeisters ertönt, der sich in der Reihe befindet, entfachen die Soufflaculs mit ihren Blasebälgen einen wahrhaften Sturm. Der Chef der Gesellschaft der Blasebälge, war früher "Zeichen seiner Autorität" als Teufel verkleidet. Heute trägt er einen Frack, einen Zylinderhut und weiße Handschuhe und schafft Ordnung in der verrückten Welt des Karnevals. Passend zu dem Blasen des Windes wird die Feierlichkeit mit Musik und traditionellen Gesängen durch die für diesen Tag als Exorzisten fungierenden Soufflaculs untermalt.
Mit dem Auszug aus der Kirche gegen 14.00 Uhr bewegt sich die Prozession der Blasebälge in Richtung des Platzes "Droits-de-l'Homme". Dabei wird der Zug von Karnevalswagen begleitet. Auf dem Platz werden dann diejenigen vom Stadtoberhaupt geehrt bzw. belohnt, die entweder Neumitglieder der Gesellschaft der Soufflaculs geworden sind oder sich bei den Vorbereitungen für die Festlichkeiten besonders verdient gemacht haben. Diesen Brauch nennt man "la remise des sardines valeureuses". Gegen 17.00 Uhr wird "le Pétassou" verurteilt. Er ist die Karnevalsstrohpuppe, die symbolisch allen Laster der Stadt Nontron auf sich vereinigt. Die vorher bei der "remise des sardines valeureuses" Geehrten begleiten die verurteilte Strohpuppe auf ihrem letzten Weg. Mit der Verbrennung der Strohpuppe wird die Gemeinschaft dem Lokalglauben nach von allem Bösen gereinigt. Zum Abschluss des Brauchs versammeln sich die Soufflaclus, ihre Angehörigen und die Nontroner zu einem großen Bankett.
Geschichte:
Der Ursprung des heutigen Brauches liegt im Mittelalter. Das Fest der Blasebälge wurde vor Beginn der Fastenzeit im Januar oder Februar zelebriert und beendete die Zeit des Karnevals am Aschermittwoch In der karnevalistischen Mythologie, so die örtliche Deutung, hatten die Soufflaculs den Auftrag, bei der Wanderung der Seelen ins Jenseits und bei der Vertreibung der bösen Geister zu helfen. Charakteristisch für die Übergangszeit vom Winter zum Frühling sind die starken Winde. Die Saison der starken Winde deutete man als ein Zeichen der Zirkulation der Geister, die an die Erdoberfläche wandern und durch den Mond in Jenseits gebracht werden. Der Mond spielt in der karnevalistischen Mythologie eine bedeutende Rolle. Die Blasebälge halfen dem Wind, die Seelen über den Mond als Intermediär ins Jenseits zu bringen.
Nach einer weiteren lokalen Überlieferung begleiteten die Soufflaculs in ihren weißen, langen Hemden die Priester des Klosters Saint-Sauveur, um das Schlechte in den verborgenen Winkeln oder unter den Röcken der Frauen zu suchen und die Teufel oder Dämonen zu vertreiben. Faktum ist, dass bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die Bruderschaft der Büßer mit langen Prozessionen durch die Straßen zog. Die Soufflaculs sollen angeblich eine Parodie auf die Prozessionen der Büßer sein. Für die Zeit vor dem 20. Jahrhundert gibt es nur wenige Dokumente, die das Fest der Blasebälge bezeugen. Während der beiden Weltkriege verschwand die Tradition ganz, und erst 1979 hat die Gesellschaft der Blasebälge in Nontron das Fest der Soufflaculs wieder ins Leben gerufen.
Im Jura, in der Stadt Saint-Claude, findet alle zwei Jahre ein vergleichbares Fest an einem Samstag im April statt. In der Kostümierung und in den Ursprüngen der karnevalistischen Tradition unterscheiden sich das Fest der Blasebälge in Saint-Claude nicht von dem in Nontron. Die Tradition des Fests scheint heute nicht unbedingt gesichert zu sein.
Referenzen
Beatrice de Villaines/Guillaume d'Andlau: Les fêtes retrouvées. Tournai 1997.



