Fastnacht

Laufenburg

Waldshut

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

20.02.2025 (Donnerstag vor Sexagesima = 2. Do. vor Fastnacht) - 20.02.2025 (Donnerstag vor Sexagesima = 2. Do. vor Fastnacht), 13.02.2025 (Donnerstag vor Septuagesima = 3. Do. vor Fastnacht) - 13.02.2025 (Donnerstag vor Septuagesima = 3. Do. vor Fastnacht), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag) - 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag) - 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn) - 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Nächstes Jahr

05.02.2026 (Donnerstag vor Sexagesima = 2. Do. vor Fastnacht) - 05.02.2026 (Donnerstag vor Sexagesima = 2. Do. vor Fastnacht), 29.01.2026 (Donnerstag vor Septuagesima = 3. Do. vor Fastnacht) - 29.01.2026 (Donnerstag vor Septuagesima = 3. Do. vor Fastnacht), 12.02.2026 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 12.02.2026 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht), 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag) - 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag), 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag) - 17.02.2026 (Fastnachtsdienstag), 18.02.2026 (Aschermittwoch = Fastenbeginn) - 18.02.2026 (Aschermittwoch = Fastenbeginn)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Geografie

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von maps.google.de zu laden.

Inhalt laden

Ort

Laufenburg

Kreis

Waldshut

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Tschättermusik

An den drei Donnerstagen vor Fastnacht, den sogenannten "Faissen Donnerstagen" wird in Laufenburg von der gemeinsamen Fastnachtszunft die Tschättermusik durchgeführt. Zusammen mit einer großen Schar bunt maskierter Gestalten ziehen die Narronen frühmorgens um fünf Uhr mit Trommeln, Pauken, schweren Eisenstücken und allen möglichen Lärminstrumenten durch die Stadt. Nach der Melodie "d'Müllere hät, si hät..." schreitet der gespenstische Zug mit schwerem Schritt und dumpfem Klang in monotonem Rhythmus durch die engen Gassen. Dasselbe wiederholt sich nochmals am Abend.
1925 wird der Brauch, der damals wohl noch nicht von der Zunft getragen wurde, noch folgendermaßen beschrieben: Am frühen Morgen der drei "feisten Donnerstage" schleichen sich die Jungen noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus. Bei sich tragen sie Glocken, Blechbüchsen oder sonstige Lärminstrumente. Am Wasenturm treffen sie sich und beginnen in rhythmischen Akkorden zu "musizieren". Dabei wird gesungen:

"D'Mülleri hät sie hät - D'Mülleri hät si hät - D'Mülleri hät i d'Jüppe g'schisse - D'Mülleri hät si hät!"

Damit ziehen sie durch die Stadt.
Am Abend findet dasselbe Spektakel, nun verstärkt durch Erwachsene, wieder statt. Danach geht es in die Wirtschaft, wo die "Huschi" umgehen: verkleidete Bürgerstöchter, die "den beim Abendschoppen sitzenden Männern unerkannt allerlei Wahrheiten ins Ohr zirpen, die sie den betreffenden sonst nicht zu sagen wagen würden."
Die Laufenburger können auf eine lange Fastnachtstradition zurückblicken. Schon 1611 wurde ihnen vom Rat ein Verbot auferlegt, das "alles haffenklopffen unnd ungebeurliche mummereyen genzlich abgeschafft" haben wollte. Und die älteste Holzlarve aus dem ganzen südwestdeutschen Raum ist vermutlich ein Laufenburger Narrone mit barocken Gesichtszügen aus dem späten 17. Jahrhundert. Die Narro-Alt-Fischerzunft beruft sich gar auf das Jahr 1386, als der gänzlich verschuldete Habsburger Graf Hans IV. die Stadt Laufenburg an seinen Vetter Leopold III. verkaufte. Der Kinderspruch, am Narrolaufen tausendfach gerufen: "Es hocke drei Narre uf s'Hanselis Charre, wie lache die Narre, Narri, Narro!" soll darauf zurückgehen. Die Laufenburger hatten damals ihrem neuen Herrscher eine Delegation mit Vertretern der Fischerzunft nach Brugg gesandt und überbrachten ihm einige mächtige Salmen als Huldigung. Zum Dank soll er ihnen ein "sonderbarlich Kleid aus lauter kleinen, farbigen Lappen zusammengesetzt" zugestellt haben, das sie fortan an Umzügen und in der Fastnachtszeit tragen durften.

Narrolaufen

Am Fastnachtsdienstag sammeln sich am frühen Nachmittag am Wasentor die Schulkinder. Kurz vor 14 Uhr tauchen unter Trommelklang eindrückliche Maskengestalten auf. Es sind die Narronen in ihren bunten, aus Hunderten von Blätzchen besetzten Kostümen. Auf dem Rücken tragen sie das Stadtwappen, den Habsburger Löwen, um den Hals eine weiße Leinenkrause, und um die Hüften haben sie ein Fischernetz geschlungen. Ihre ausdrucksstarken Holzlarven sind teils freundlich lächelnde, hämisch grinsende aber auch kummervoll verzogene und gar weinende Gesichter. Mit Banner und Tambouren ziehen die Narronen durch das mittelalterliche Städtchen - gegenüber im badischen Laufenburg marschieren zur gleichen Zeit die Zunftgenossen aus der minderen Stadt los. Beide Teile der gemeinsamen Narrenzunft treffen sich auf dem Laufenplatz, gehen zusammen über die Rheinbrücke und durch Klein-Laufenburg bis zum Waldtor. Die Landesgrenzen werden ignoriert. Bei der Rückkehr zum Wasentor sind die Zuschauer kaum noch zu halten. Mit quergestellten Stangen versuchen die Narronen unter Mithilfe größerer Buben die drängende Masse zurückzuhalten. Sie haben sich riesige weiße Leinensäcke umgehängt, gefüllt mit Brötchen, Würsten und Orangen. Im Chor rufen die Kinder jetzt altüberlieferte Verse und heischen um Gaben. Schritt um Schritt weichen die Narronen rückwärts in die Stadt hinein und werfen ihre Happen in den tobenden Haufen. Je lauter das Geschrei, umso reicher der Segen. Dasselbe geschieht auf der anderen Rheinseite im deutschen Laufenburg, seit man wegen allzu großen Andrangs das Narrolaufen nach dem zweiten Weltkrieg aufgeteilt hat.
1925 findet sich unter dem Zusatz, dass man in Laufenburg in "lobenswerter Art" darangegangen sei, "diese schönen Bräuche neu aufzufrischen und festzuhalten in ihrer alten guten Art", folgende Beschreibung des Narrolaufens: Alle Narren der Alt-Fischerzunft gehen an diesem Tag im Häs los, bei sich tragen sie einen großen Sack, gefüllt mit Nüssen, Dörrobstschnitzen, Wecken und Würsten. Sie versammeln sich in einem Gasthaus, in dem sich bald auch die Kinder der ganzen Umgebung einfinden. Von der ersten Handvoll der Gaben angeheizt, die unter die Wartenden geschleudert wurde, rufen die Kinder mit größtmöglicher Lautstärke ihre Sprüche:

"S'isch Fasenacht, s'isch Fasenacht / die Bure fresse Würscht, / Und wenn sie gnueg gfresse hend, / So lond sie großi Fürz!" oder: "Narro chriedewiß, häsch d'Chappe volle Lüs." oder: "'s hocke drei Narre / Uf's Hanselis Charre / Wie lache die Narre / Narri, Narro!" oder: "Luschtig isch de Fricker Seppli / Suuft alle Stund e Schöppli!" oder: "Luschtig isch de Bogeschütz / er frißt am Fritig Speck und Schnitz!" oder: "D'Mülleri hät si hät / D'Mülleri hät si hät / D'Mülleri hät i d'Jüppe g'schisse / D'Mülleri hät si hät!"

Darauf werfen die Narren mit vollen Händen den Inhalt ihrer Säcke unter die Kinder - und auch mal einen Eimer voll kaltem Wasser hinterher.
Unvergesslich blieb den älteren Laufenburgern die erste Fastnacht nach dem Zweiten Weltkrieg 1946, als es keine Möglichkeit zu einem gemeinsamen Narrolaufen gab. Doch man wusste sich zu helfen: die Schweizer kamen mit ihren Säcken zur Rheinbrücke und warfen die Brötchen einfach über den Zoll auf die deutsche Seite hinüber. An die tausend Personen von der badischen Seite stürzten sich in großem Tumult auf diesen unerwarteten Segen.
Maskenfiguren: Die bunten Blätzle am Häs der Laufenburger Hauptfigur, des Narro, sind in Form und Farbe nicht festgelegt. Am häufigsten findet man quadratische Blätzle in den Farben Rot, Orange oder Gelb, aber auch rauten- oder schuppenförmige Stoffflicken bedecken Kittel und Hose des Narro. Eine Brokatborte bedeckt den Kittelverschluss. Als Schärpe dient dem Narro ein Fischernetz, das darauf hinweist, dass einst die Fischerzunft die Fastnacht ausrichtete. Schwarze Schuhe, weiße Handschuhe und eine helle Leinenhalskrause gehören ebenso zum Häs des Laufenburger Narro. Die bemalte Holzmaske kann unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten haben: lachend, weinend, gutmütig oder grinsend. Ein Abbild dieser großen Larve ist auf der linken Seite des Narrokittels als kleine Maske, als sogenannte Miniatur angebracht. Eine weitere Laufenburger Fasnetsfigur ist die Narrönin. Dieser auffallend große weibliche Narro, hinter dem sich allerdings ein Mann verbirgt, steckt in einem langen beigefarbenen "Gwändle". Rosetten in Rot, Dunkelblau, Schwarz, Hellblau, Grün und Gelb schmücken dieses Kleid. Große überzogene Knöpfe schließen es vorne. Die samtene Larvenhaube ist mit roten Rosetten besetzt. Die Larve zeigt ein kunstvoll stilisiertes Frauengesicht mit Kinngrübchen. In der Öffentlichkeit tritt die Narrönin stets mit rotem Schirm auf.
Geschichte: Die beiden Laufenburg diesseits und jenseits des Rheins, die einst als eine der vorderösterreichischen Waldstädte zusammengehörten, sind seit dem Frieden von Lunéville 1801 zwar politisch getrennt, jedoch verbindet sie die Fastnacht nach wie vor. Zwar gibt es auf Badischer wie auf Schweizer Seite je eine Narrenzunft, aber sie hat im jährlichen Wechsel einen gemeinsamen Zunftmeister und im großen Zunftrat trifft man sich, um gemeinsam zu planen und sich auszutauschen. Und an der Fastnacht gibt es selbst am Zoll keinen Halt für die Narren. Bereits seit 1386 soll die "Fischerzunft" bestehen. Damals, als die stark verschuldete Herrschaft Laufenburg an den österreichischen Herzog Leopold II. verkauft wurde, huldigten die Laufenburger ihrem neuen Landesherren. Die sagenhafte Überlieferung weiß dazuhin: Nach einem besonderen Anliegen gefragt, bat man um ein Kleid, mit dem man überall die treuen Untertanen dieser Stadt erkennen könne. Und diese Bitte wurde erfüllt: Wochen später brachte ein Bote ein Paket in die Stadt, welches ein aus vielen bunten Lappen zusammengesetztes Kleid enthielt, das an Fischschuppen erinnerte. Die Fischerzunft machte im Gegensatz zu manchem Herrn kein langes Gesicht, sondern übernahm das Gewand als Ehrenkleid der Narronen an Fastnacht. Und so ist es bis heute.
1924 gestaltete man die Fischerzunft neu und passte die Zunftordnung von 1630 teilweise der neuen Zeit an. Auch den Namen änderte man um in "Narro-Altfischerzunft", da die Zunftmitglieder längst keine Fischer und Flößer mehr waren.
Dass die Fischerzunft Laufenburg zu den ältesten innerhalb der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte gehört, dokumentiert auch eine Maske: In Privatbesitz kann man in Laufenburg die wohl älteste Holzmaske im deutschen Südwesten bestaunen, einen Narro, der zwischen 1690 und 1710 entstanden sein dürfte. Der Brauch der Tschättermusik ist bereits sehr früh belegt. So steht im Ratsmanual 1611-1617 der Stadt Laufenburg zu lesen: "die nechst kommende fassnacht ist alles haffenklopffen und ungebeurliche mummereyen genzlichen abgeschafft unnd fernners das überlouffen mitt dem kuechlin holen an beyden fassnachten sowohl der herren als altten fassnacht von den jungen kindern umbziehendt verbotten worden; es sollen hierüber leüth verordnet werden, die auff die ungehorsamen achtung geben." Dieser Ratsbeschluss zeigt, dass die "Tschättermusik" bereits im 17. Jahrhundert fester Bestandteil der Laufenburger Fastnacht war. Die Aufnahme der Narro-Altfischerzunft 1386 in die VSAN war 1924 (Gründungszunft).

Fastnacht verbrennen

Im badischen Laufenburg wird bereits am Fastnachtsdienstagabend die Fastnacht in Form des aufgebahrten "Bantli" nach einer Abdankung verbrannt.
Alfred Joost beschreibt das Fastnachtsverbrennen 1925 noch folgendermaßen: "Am Aschermittwochabend wurde sodann von weißen, in Leintüchern gehüllten Gestalten mit Kerzenlichtern in Papiertüten, unter lautem Wehklagen, die wieder für ein Jahr entschwundene Fastnacht begraben und beweint. Die durch eine Strohpuppe verkörperte "Fasinacht" sei angezündet und von der Brücke in den Laufenstrudel hineingeworfen worden.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Erloschene Bräuche
Die Buben sprangen hinter dem Hansele her und sangen:

"'S hocke drü Narre
Hänsili's Charre.
Wie lache die Narre,
Narri, Narro!"

Schnurren:

Die in Laufenburg schnurrenden vermummten Bürgerinnen wurden "Huschi" genannt.

Referenzen

Alfred Joos: Hie "Alt-Fischerzunft" Laufenburg! Narri - Narro. In: Mein Heimatland 1925, o. O., S. 41ff. und Edith Schweizer-Völker: Butzimummel, Narro, Chluri. Bräuche in der Region. Basel 1990. S. 36-39.