La Fête de L’Ours / Fest des Bären
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02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)Nächstes Jahr
17.02.2026 (Fastnachtsdienstag)Turnus
jährlich
Festausübung
aktuell
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
In der französischen Region Languedoc-Roussillon im Département Pyrénées-Orientales findet am ersten Sonntag der lokalen Schulferien im Februar das Fest des Bären (La Fête de L'Ours) statt. Das Fest, dessen Kernstück die Jagd auf den Bären bildet, ist fester Bestandteil des alljährlichen Karnevals in der Region. So wird etwa auch im Nachbarort Arles-sur-Tech der Bär gejagt.
Ablauf:
Es gibt mehrere Besonderheiten, die Bestandteil des Karnevals der katalanisch beeinflussten Region sind. Am Nachmittag des Fastnachtssonntags vollzieht sich die Jagd auf den Bären. Nach dem Mittagessen bereiten sich die "Bären" (ours) und "Jäger" (chasseurs) auf einer Anhöhe in der Nähe des "Fort Lagarde" vor. Das Fort ist der Ausgangspunkt des großen Kampfes. Die einen, "die Jäger", bewaffnen sich mit Gewehren und Platzpatronen, die anderen, "die Bären", verkleiden sich mit einem Schafspelz und bestreichen ihre Arme und ihre Gesichter mit einem schwarzen Gemisch, bestehend aus Ruß und Öl.
Dann beginnt das Schauspiel. Die Bären stürzen sich von der Anhöhe in die Stadt, wo die Menge sie bereits mit Spannung erwartet. Die Jäger jagen den Bären hinterher, und die Bären wiederum stellen vor allem den Mädchen nach. Wen immer der Bär ergreifen kann, den schwärzt er mit seinem Farbgemisch. Bis zum Ende des Nachmittags treiben die Bären ungebändigt und wild in der Stadt umher. Die Barbiere, die sich nun unter die Menge mischen, versuchen die Bären zu bändigen und mit Ketten einzufangen. Sie sind in Weiß gekleidet und ihre Gesichter sind mit Mehl beschmiert. Sobald sie einen Bären gefangen haben, machen sie sich an ihre Arbeit. Eine Blutwurst, die man in Wein tunkt, dient als Rasierpinsel. Die Barbiere tun dann so, als ob sie die Bären rasierten. Mit diesem Brauch versucht man den Bären das Gesicht zu rasieren und ihnen ein menschlicheres Aussehen zu geben. Nachdem sie von ihrer tierischen Gestalt befreit sind, kommt es zur Versöhnung mit ihren Bezwingern und den Einheimischen.
In der Karnevalszeit gibt es in Prats de Mollo noch weitere Brauchelemente:
"L' Encadenat" ist ebenfalls ein Ereignis am Fastnachtssonntag. Dabei verkleiden sich Menschen als Geistliche, Feen, Teufel, Zauberer, Verrückte und als Hirten aus den Pyrenäen und säumen die Straße des Platzes "place du Foiral". Die ganze Straße entlang verflechten sie sich schließlich in zwei Reihen ineinander, um eine Kette als Zeichen der Einheit zu knüpfen.
"Le ball de posta" ist ein Brauchspiel, bei dem sich Paare vor dem Träger der "Posta" (Bildtafel) am Fastnachtsmontag präsentieren. Die Bildtafel ist auf der einen Seite mit dem Bildnis der Jungfrau Maria versehen, während auf der anderen Seite der Teufel abgebildet ist. Ein Richter hält dann der Frau des Paares das eine oder das andere Gesicht vor, wobei die Frau das Bildnis der Jungfrau Maria umarmen und das Bildnis des Teufels von sich stoßen muss. Wenn sie sich irrt, bekommt sie als Bestrafung symbolisch den Hintern versohlt.
Den Abschluss der Karnevalstage bildet ein Brauch am Abend des Fastnachtsdienstags. Nach dem Karnevalsball beginnt "le Tio-Tio". Im Gänsemarsch besuchen seltsame Wesen den Ball. Sie tragen ein langes weißes Hemd und eine Nachtmütze, ihr Gesicht ist mit Mehl bestäubt, und in ihrer Hand tragen sie eine Kerze. Sie singen beim Betreten des Festsaals auf Katalanisch das Lied über "el tio" (katalanischer Spitzname für den Teufel). Dabei versucht jeder, den am Hintern des Vordermanns befestigten Schwanz aus Zeitungspapier mit der Kerze zu entzünden und gleichzeitig sein eigenes Gesäß mit verschiedenen Verrenkungen zu schützen. Der Gesang des Umzugs und der Rhythmus verursachen einen Höllenlärm, der den angesungen Teufel betäubt und ihn zusammenbrechen lässt.
Der Karneval endet mit der Verbrennung einer Karnevalsstrohpuppe als Sündenbock auf dem Scheiterhaufen.
Geschichte:
In der Pyrenäengegend ist der Bär ein mythisches Tier. Dies macht sich besonders in der karnevalistischen Praktik deutlich. Nach altem Glauben erwacht der Bär aus seinem Winterschlaf und verlässt seine Höhle am 2. Februar, an Mariä Lichtmess. Wenn an diesem Tag der Mond voll ist, wird der Bär (ein Tier der Dunkelheit) durch die Helligkeit so aufgeschreckt, dass er sich wieder in seine Höhle zurückzieht. Dies bedeutet, dass man sich noch gedulden muss, bis der Frühling kommt. Ist der Mond am 2. Februar zunehmend, dann kommt das Tier in jedem Fall ans Licht. Die Seelen, die er während seines unterirdischen Winterschlafs verschlungen hat, werden nun durch die Fürze des Bärens befreit und können vom Mond eingeamtet und ins Jenseits gebracht werden. Der Bär wird als ein Symbol für den Kampf zwischen den Jahreszeiten, der Dunkelheit des Winters und der Helligkeit des Frühlingsanfangs, gesehen.
Die Jagd auf den Bären entstand aus dem Gedanken, dass jedem menschlichen Wesen eine Tiernatur, d. h. eine triebhafte Gewalt innewohnt. Der zivilisierte Mensch versucht diese triebhafte Natur zu bändigen. Diese Triebsublimierung wird angeblich mit der Bärenjagd an Karneval dargestellt.
Zahlreich sind die Legenden, welche die Versöhnung zwischen den zwei Wesensarten des Menschen, dem "Wilden" und dem "Zivilisierten", veranschaulichen. In Prats de Mollo erzählt man sich, dass ein junges Mädchen von einem Bären gefangen gehalten wurde. Der Bär war in Wirklichkeit der Teufel, der versucht hatte, sich an dem Mädchen zu vergehen. Aber durch Gebete konnte sie den Bär von sich fernhalten. Eines Tages soll es Hirten gelungen sein, das junge Mädchen von dem Tier befreien. Seitdem - so die Lokalsage - terrorisiere der Bär die Einwohner, um sich zu rächen. Mit der Bärenjagd an Karneval wird dieser Mythos nachgespielt.
Referenzen
Beatrice de Villaines/Guillaume d'Andlau: Les fêtes retrouvées. Tournai 1997.



