Farsangtemetés / Faschingsbegräbnis
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jährlich
Festausübung
aktuell
Allg. Festbeschreibung
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Beschreibung
Das Faschingsbegräbnis, das ein wichtiger Teil der Fasching in Solymár geworden ist, wurde als ein neuer Brauch auf Initiative der örtlichen Minderheitenselbstverwaltung der Deutschen eingeführt.
Das Spiel wird am Faschingsdienstag (húshagyókedd) um 21:45 Uhr nach dem Faschingsball im Hauptsaal der Schule aufgeführt. Die Organisatoren und Darsteller sind Mitglieder des Deutschen Nationalitätenvereins und des Traditionsbewahrenden Frauenchors. Sie treten während des Faschingsballes und des Begräbnisses in Tracht auf. Unter den Darstellern gibt es auch Männer (z. B. die Fahnenträger), aber die Hauptrollen werden von Frauen gespielt. Die Teilnehmer bereiten sich mit dem Schreiben von Reden in deutscher Sprache, mit Gesang, Kostümen und mit der Fertigstellung der Totenbahre lange auf das Spiel vor. Die Sprache des Spieles ist überwiegend Deutsch.
Darsteller:
Der Priester trägt einen flachen, breitkrempigen Hut und ein schwarzes Priestergewand mit Stola. Der Bischof erscheint in spitzer, mit Goldpapier eingewickelter Mütze, in der Hand hält er einen Hirtenstock. Der Ministrant trägt einen Behälter voller Wasser, in Anspielung auf die Weihkessel der katholischen Kirche. Die zwei Leichenbegleiter haben ein schwarzes Band diagonal über den Oberkörper gelegt, in der Hand halten sie Lichter. Die Leichen- und Fahnenträger haben keine besondere Bekleidung. Die Klageweiber werfen nur schwarze Tücher über ihre traditionellen schwäbischen Ballkleider. Der Tote ist eine in Säuglingskleider gekleidete Puppe. Sie liegt in einer von Blumen umgeben schwarzen, sargförmigen Kiste. Auf ihrem spitzenbesetzten, gekräuselten Leichentuch ist eine schwarze Schleife. Die Totenbahre sieht genauso aus wie eine Bahre für einen Säugling vor dem zweiten Weltkrieg.
Ablauf:
Die Musik verstummt, die Zuschauer setzen sich. Der Leichenzug betritt den Saal. Vorneweg gehen die Fahnenträger mit ihren schwarzen Fahnen und mit einem mit Blumen geschmückten Friedhofskreuz. Danach kommen der Priester, der Bischof und der Ministrant. Ihnen folgen die Leichenträger mit dem Sarg, den sie auf einem hohen Tisch absetzen. Alle stellen sich um den Sarg. Die Zeremonie besteht aus der Rede des Bischofs. Er beginnt mit der Abschiedsrede "Circum dederum", danach folgt das schwäbische Frage-Antwort-Rollenspiel zwischen dem Bischof und dem Chor. Im deutschen Text kommen vereinzelt auch lateinische Parodien vor. Während der Zeremonie singen die Klageweiber ungarische Volkslieder mit dem Thema des Begräbnisses wie zum Beispiel "Árvalányhaj lengedez a hegyteteőn..." (Federgras - im ung. "Gras des Waisenmädchens" - weht auf dem Berghügel), "Ha meghalok, széles úton vigyenek..." (Wenn ich sterbe, soll man mich auf einer breiten Straße entlang tragen) oder "Búcsúzom tőled kedvesem..." (Ich nehme Abschied von dir, meine Geliebte). Zum Auszug reiht sich der Trauerzug wieder auf, geht im Saal einmal herum und dann verlässt er die Zuschauer. Damit wird die Fasching beendet, die Teilnehmer gehen nach Hause.
Geschichte:
Die Siedlungen der Pilis-Gebirge sind ethnisch gesehen sehr bunt. Es leben dort neben Ungarn und Slowaken vor allem Deutsche. Nach ihrem Ursprung, ihrer Sprache und Kultur ähneln sich die deutschen Minderheiten in den Gemeinden Pilisvörösvár, Solymár, Szentiván und Piliscsaba im Pilis-Becken. Diese Zusammengehörigkeit spiegelt sich auch in den Bräuchen wider. Demnach kann man im Ablauf des Faschingsbegräbnisses in Pilisvörösvár und den anderen Gemeinden gewisse Ähnlichkeiten entdecken.
Heute werden nicht nur alte gemeinsame Bräuche - wie zum Beispiel Fasching und Faschingsbegräbnis - wieder ausgeübt, sondern auch neue werden erfunden, die aber nur in bestimmten einzelnen Siedlungen gefeiert werden.
Das Faschingsbegräbnis war und ist in den deutschen Gemeinden im Pilis-Gebirge und in der Donaukurve als eine Parodie des katholischen Begräbnisrituals bekannt und symbolisierte das Ende des Winters und das Begrüßen des Frühlings.
Anfang des 20. Jahrhundert wurde die Fasching in Form einer Flasche (wie in Budaörs) oder eines Sarges begraben. In Pomáz hieß die Fasching "Farsang Ferkó", in Visegrád "Karnevál herceg".
Der Brauch wurde, wie heute, am Faschingsdienstagabend zwischen 22 und 23 Uhr in der örtlichen deutschen Kneipe oder in einem Restaurant ausgeübt. Die Feier lief folgendermaßen ab: Man legte einen Burschen oder einen Mann in einen Trog. Er war der die Fasching verkörpernde Tote. Er wurde von vier Männern in die Mitte der Kneipe oder des Restaurant hineingetragen. Vor ihnen gingen der "Pfarrer", der Kantor, die Ministranten, die Witwe und die Klageweiber. Oft waren auch einige Nebendarsteller wie der Barbier, der Doktor oder der Vogler dabei. Die Zeremonie wurde im örtlichen deutschen Dialekt abgehalten. Man skandierte die katholische Zeremonie nachahmende, witzige und obszöne Texte. Die Darsteller, die vorwiegend männlich waren, improvisierten meistens vor Ort, denn das Spiel brauchte keine besondere Vorbereitung. Nur die lateinischen Sätze des Priesters und die lange Abschiedsrede des Kantors waren abgeschrieben.
Die Kostüme der Spieler waren bezeichnend, zum Beispiel das Kopftuch der Witwe oder der Seilgurt und die Stola des Priesters.
Zu den Requisiten gehörte das mit Bier gefüllte Töpfchen, woraus man mit Besen und Tüncher "weihte".
Das Ende der Zeremonie lief in den 1920-1950er Jahren unterschiedlich ab. Mancherorts trug man den Sarg aus dem Friedhof, ging mit ihm um das Dorf oder die Kneipe herum und kippte ihn anschließend in den Schnee oder in den Bach. Anderswo blieb der "Tote" in der Kneipe und man bespritzte ihn mit Wasser, worauf er dann auferstand. Zum Schluss spielte die Musikkapelle noch ein Lied und dann, auf einen Wink des Richters, erstarb die Musik und bis Mitternacht waren alle zu Hause. Die Mädchen schauten das Spiel nach den örtlichen Normen nicht an, sondern gingen schon davor nach Hause.
Die Wiederaufnahme der deutschen Bräuche begann mit der Bildung von Selbstverwaltungen der Minderheiten. Am frühesten wurde in Visegrád und Budaörs das Faschingsbegräbnis wiederaufgenommen. Ihrem Beispiel folgten die anderen Gemeinden (z.B. Budakalász, Dunabogdány) und auch diejenigen, in denen der Brauch früher gar nicht gefeiert wurde wie in Solymár. Der erneuerte Faschingsbrauch bei den Pilischer Gemeinden weist viele Gemeinsamkeiten auf. Alle werden von den deutschen Minderheitenvereinen organisiert und deren Leiter sind die Hauptorganisatoren. Die "Seele" der Veranstaltung ist oft jahrelang dieselbe Person. Ort der Feier ist das Kulturhaus, selten eine Gaststätte. Der Zeitpunkt der Veranstaltung ist der Faschingsdienstag. In traditionellen katholischen Gegenden ist das Faschingsbegräbnis das Ende des Festes. In Solymár gehen die Leute bereits um 22 Uhr, in Visegrád um Mitternacht nach Hause. Wo der religiöse Hintergrund des Festes nicht mehr lebt, feiert man bis morgens früh. Die Sprache der Veranstaltung ist heute hauptsächlich Ungarisch, wird aber mit dem örtlichen Dialekt und mit schwäbischen und lateinischen Parodien gemischt. In Visegrád wird ein ganzer Text im örtlichen deutschen Dialekt vorgetragen und in Pilisvörösvár liest der "Pfarrer" seine Rede sowohl auf Ungarisch als auch auf Deutsch vor, der Barbier sprichst nur im Dialekt und die anderen Teilnehmer äußern sich nur auf Ungarisch. Heute gibt man auch dem Fasching öfters Namen, wie "Farsang Tóbiás", "Trinkoffen Sáni", "Karnevál herceg" oder "Farschang herceg".
Referenzen
Judit Tóth: Megújuló szokások a Pilis-hegység német közösségeiben. Faschingsbegräbnis. (Sich erneuernde Bräuche in den Gemeinden der Pilis-Gebirge. Faschingsbegräbnis.) In: Veronika Mészáros/Hajnalka Vörös: Háztörténetek. A dunántúli németek kultúrális jellemzői. (Hausgeschichten. Deutsche Spuren in den Donauländern.) Veszprém 2006.