Gerichtsspiel „Rabvágás“

Sajónémeti

Ózdi

Borsod-Abaúj-Zemplén

Magyarország - Hungary

Dieses Jahr

01.03.2025 (Fastnachtssamstag)

Nächstes Jahr

14.02.2026 (Fastnachtssamstag)

Turnus

alle 6 Jahre

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Sajónémeti

Kreis

Ózdi

Region

Borsod-Abaúj-Zemplén

Staat

Magyarország - Hungary

Beschreibung


Die Vorbereitungen auf das Spiel in Sajónémeti fangen schon Wochen vor Fasching an. Dabei ist es von größter Bedeutung, die jährlich aktuelle "Anklagerede" aufzuschreiben. Diese ist ein in gereimter Form geschriebenes, längeres Gedicht, das sämtliche begangenen Straftaten, Diebstähle, Prügeleien, die das Dorf getroffenen Schäden u.v.m. beinhaltet. Diese Straftaten werden im Rahmen des Spiels zwei "Gefangenen" vorgeworfen und bilden letztlich die Grundlage für das Urteil.
Der Text der Anklagerede stammt häufig von älteren, für ihre früheren Gedichte bereits bekannten Dorfbewohnern. Die Eingangs- und Schlussstrophe sind dabei traditionell:

Anfangsstrophe:
"Összegyűlt a falu népe
E két rabló nézésére
Halálra vannak ítélve
Azért vannak vasra verve"

Auf Deutsch etwa:
"Das Dorf hat sich versammelt
Um diese beiden Räuber anzuschauen.
Zum Tode verurteilt sind die beiden,
Deshalb liegen sie in Ketten"

Endstrophe:
Aki eztet el nem hiszi,
Bikszárdra menjen kérdezni,
Ott lakik a kegyes Atya,
Aki aztat majd megmondja.

Auf Deutsch etwa:
"Wer dies nicht glaubt,
Soll nach Bikszárd gehen,
Da wohnt der gnädige Pfarrer,
Der soll's ihm erzählen."

In der Anklage können auch wirtschaftliche Missgeschicke oder lustige Vorkommnisse erzählt, und gelegentlich merkwürdige Geschichten einzelner Personen auf die Schippe genommen werden.

Ablauf:
Das Gerichtsspiel findet heutzutage am Faschingssamstag statt, wobei die zwei Gefangenen bereits die Nacht auf Samstag im "Gefängnis"(der Keller einer Kneipe) verbringen müssen und dort von zwei Männern bewacht werden. Am Faschingssamstag werden die "Täter" dann mit Peitschenknall und Getrommel an der Hauptsstraße entlang zum "Richtplatz" geführt. Dort wird vor dem dreiköpfigen Gericht und vielen Schaulustigen die Anklagerede vorgelesen. Im Jahr 2004 waren unter anderem folgende Untaten auf der Liste: Hühner und Obst wurden gestohlen, im Lebensmittelladen dreimal eingebrochen, ein Steinkreuz wurde beschädigt und einmal im Winter wurde eine Straße mit Wasser aufgegossen, so dass ein Auto ins Rutschen geriet und die Gemeindewasserleitung beschädigte und damit "den ersten Springbrunnen" von Sajónémeti verursachte. Die Beschuldigten leugnen alles und geben einander die Schuld. Ihre "Angehörigen", die Frauen und vor allem die zahlreichen Kinder der zwei Sünder bangen und jammern um die zwei Angeklagten, doch schließlich fällt der Richter alljährlich dasselbe Urteil:

"Mostan ítéletet mondnunk,
Valamennyien itt vagyunk,
Hogy itten már nincsen kegyelem,
Fejezzék le ezen percben!"

"Nun wird das Urteil gesprochen,
Da wir alle versammelt sind,
Und es keine Gnade mehr gibt,
Sollen diese augenblicklich geköpft werden!"

Unmittelbar danach werden die Verurteilten "enthauptet", d.h. sie knien sich nieder und die auf ihren Köpfen platzierten Tontöpfe werden mit einem Stock vom Kopf geschlagen und zerschmettert. Die Scherben der Töpfe fliegen durch die Zuschauer, die "Getöteten" selbst fallen nieder. Doch kaum sind sie "gestorben", springen sie wieder auf und der gesellige Teil des Faschings beginnt.

Geschichte: Dieses Volksspiel gehört zu den heute wiederbelebten Bräuchen. Der Brauch wurde im 19. Jahrhundert nachgewiesen, aber in der Zwischenkriegszeit kaum vorgeführt. Nach dem 2. Weltkrieg gab es wieder einige wenige Gerichtsspiele, aber erst heutzutage ist der Brauch überregional bekannt und besucht.

Früher wurden die zwei "Henker" und "Täter" am Faschingsmontag in der örtlichen Kneipe ausgewählt. Die Gendarmen führten die Gefangenen an der Kette ins Tanzhaus, wo es bis Dienstagnachmittag getanzt wurde. Die Sträflinge entwischten gerne dabei: Sie liefen in die Kneipe oder zu einer bekannten Familie, wo sie gut bewirtet wurden. Die Gefangenen zu finden, war nicht einfach, da die Familien deren Versteck nicht preisgaben. Die Fluchten wiederholen sich mehrmals, um die Zuschauer zu belustigen. Die Verurteilung selbst fand am Nachmittag des Faschingsdienstags statt und die Jugend feierte bis Aschermittwoch Mitternacht im Tanzhaus. Genau um Mitternacht wurde dann dem Geiger der Bogen aus der Hand genommen, um nicht nur der Belustigung, sondern der ganzen Faschingszeit ein symbolisches Ende zu setzen.

In Sajónémeti spielt man "Rabvágás" zwar ausschließlich während der Faschingszeit, aber in den Komitaten Borsod-Abaúj-Zemplén, Nógrád und Heves wird das Gerichtsspiel gelegentlich am zweiten oder dritten Tag einer Hochzeit vorgeführt.

Referenzen

Zoltán Újváry: Népi színjátékok és maszkos szokások (= Volksschauspiele und Maskenbräuche), Debrecen 1997, S. 109-114.