Fastnacht

Tettnang

Bodenseekreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Tettnang

Kreis

Bodenseekreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung


Zu den traditionellen Bräuchen der Tettnanger Fastnacht gehören die "Schülerbefreiung", "Narrensprung" und das "Aufstellen des Hopfennarren".

Maskenfiguren:
Das Häs der Hopfennarren ist mit Blättern, Hopfen und Ranken bemalt. Der Hopfennarr trägt eine Holzlarve, auch sie ist mit Ranken geschmückt. Sie zeigt ein übermütig lachendes Gesicht. Hopfen und Blätter aus Filz, die an der Larvenhaube festgenäht sind, umrahmen die Maske. Neun kleine Messingglocken sind am Schellenstab befestigt, den der Hopfennarr in der Hand hält.
Ebenfalls aus der Welt des Hopfens entstanden ist die Hopfensau. Früher nannte man die Frau, die bei der Ernte der Hopfenblüten den letzten Ranken pflückte, schlicht "Hopfensau". Sie durfte, mit Hopfen bekränzt, auf der Heimfahrt oben auf dem Wagen sitzten und ließ sich von den anderen Pflückern hochleben: "Die Hopfensau lebe hoch!". Beim anschließenden Vesper bekam die Hopfensau die doppelte Portion.
Die Hopfensau trägt das selbe Gewand wie der Hopfennarr, jedoch mit weißen Handschuhen. Ihre Larve ist ebenfalls aus Holz und stellt einen mit geschnitzten Hopfenblättern und Hopfenblüten verzierten Schweinskopf dar. Gefährliche Hauer vervollständigen das Gesicht dieser Figur. In der Hand hält die Hopfensau einen Stecken mit einer Saubloder.
Die Fastnachtsgestalt der Roten Spinne erinnert an den größten Schädling des Hopfenbaus. Ihr Häs besteht aus schwarzer Hose und grünem Kittel. Auf der Rückseite des Kittels befindet sich ein großer roter Fleck, um die Schultern ein gezaddelter Kragen, der mit kleinen Schellen und Hopfenblüten besetzt ist. Bewegliche Fühler wippen auf der als Insektenkopf dargestellten Maske. Die Larvenhaube trägt einen Stirnkranz, der mit Hopfenblüten verziert ist. Hopfenblüten schmücken auch den roten Schirm, den die Rote Spinne bei sich hat.
Als 1952 aus der "Narrengesellschaft Narhalla" von 1889 die heutige Narrenzunft entstand, gehörten Gätterlet und Giggeler bereits zu den ganz alten Fastnachtsfiguren. Das Narrenkleid des Gätterlet hat man in den 1950er Jahren nach der Beschreibung des 1857 geborenen Tettnangers Georg Locher neu angefertigt. Locher kannte die Fastnachtsgestalt noch aus seiner Jugend. Der Name "Gätterlet" ist wohl das alte Wort für "Gatter" oder auch "Viereck". Mit seinem Blätzlehäs gehört der Gätterlet zu den Blätzlenarren. Das Besondere ist jedoch, dass die einzelnen Blätzle, anstatt auf einem Stoffhäs aufgenäht, aneinandergenäht sind. Die Stoffrauten oder die auf die Spitze gestellten Quadrate sind schwarz, weiß, blau, grün, rot und gelb. Eine Rüsche liegt um den Hals. Die Larve des Gätterlet ist aus Holz. Das markante Männergesicht mit den geschwungenen Augenbrauen lächelt. Eine knarrende Rätsche dient der Figur als Lärminstrument. Das Gätterlet kann seine Herkunft aus der Commedia dell'arte nicht verleugnen und hat einen interessanten "Vetter" im "Butz" von Oberstaufen, wo ebenfalls eine Linie der Grafen von Montfort residierte.
Eine alte traditionelle Fastnachtsfigur ist zudem der Giggeler. Hauptsächlich die Jugend trägt dieses Häs, das aus Hose, Kittel und Larvenhaube in dottergelber Farbe besteht. An allen drei Teilen dieses Hahnenkleides befinden sich rote gezaddelte Besätze, an deren spitzem Ende je ein Glöckchen hängt. Larvenhaube und Larve sind eins, wobei Nase-, Mund- und Augenöffnungen hineingeschnitten sind. Auf dem Kopf sitzt ein roter Hahnenkamm. Zur kompletten Figur gehört die Saubloder am Stecken.

Geschichte:
Im Jahre 1574 starb Graf Ulrich, einer jener Grafen von Montfort, die im Schloss Tettnang residierten. Dieser hinterließ unter anderem "ein groß gestaffel voll Maschgera". Dies ist der früheste Hinweis auf ein eventuelles närrisches Treiben in Tettnang, auf jeden Fall auf Maskentragen. Die Chronik berichtet aus dem Jahr 1700, dass sich eine Gräfin von Montfort bei einem Maskenball sechsmal umgezogen hat. Man weiß, daß ihre Untertanen sich als "Giggeler" und "Gätterlet" verkleideten und nimmt an, dass sie zwar unverlarvt waren, sich ihre Gesichter aber mit Ruß oder Mehl einfärbten.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts stellt der Hopfenanbau die Haupteinnahmequelle der Tettnanger Bauern dar. Das soziale Leben veränderte sich dadurch und diese Tatsache hatte auf die Entwicklung der Fastnacht einen großen Einfluss: heute weisen die meisten Fastnachtsfiguren auf den Hopfenanbau hin.
1937 entwarf man den Ur-Hopfennarren, der heute die Schar der Hopfennarren anführt. In seinem Häs aus Filz gleicht er den Abbildungen des Ur-Hopfennarren, die man auf alten Narrenfahnen findet.
Nach einer Zwangspause der Fastnacht durch den Zweiten Weltkrieg sah man 1953 die ersten Hopfennarren springen. 1952 entstand aus der "Narrengesellschaft Narhalla" von 1889 die heutige Narrenzunft.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand im Jahr 1962 statt.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.