Todaustragen
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jährlich
Festausübung
erloschen
Allg. Festbeschreibung
Geografie
Ort
Kreis
Region
Staat
Beschreibung
Ablauf:
Die Mädchen zogen mit einer Puppe (dem Tod) und mit geschmückten Zweigen (der sog. "Sommer"/ "máj") durch das Dorf.
Am Samstag liehen die Mädchen in einzelnen Häusern im Dorf Bänder und Kränze aus. Die Bänder wurden in ein Haus getragen, wo am Sonntag "der Tod" angefertigt wurde. Die Mädchen mussten ein bisschen Geld mitbringen, für das Geld wurde am nächsten Tag ein Mahl für sie vorbereitet.
Am Sonntag früh gingen die Mädchen zur Messe, nach der Messe versammelten sie sich im Haus, in dem der Tod vorbereitet wurde. Die Puppe wurde von den älteren Mädchen aus einem Strohbündel angefertigt. Sie wurde als Frau in ein festliches Gewand gekleidet, auf dem Kopf trug sie einen Kranz und wurde mit Bändern geschmückt. Die kleineren Mädchen bereiteten den sog. "máj" vor – es handelte sich um kleine, mit ausgeblasenen Eiern, Bändern und Papierblumen geschmückte Bäumchen. Als alles vorbereitet war, wurde der Tod auf eine Mistgabel aufgespießt. Die Mädchen zogen singend durch das Dorf. Als das letzte Haus besucht wurde, wurde in diesem Haus der Tod entkleidet, das Strohbündel bekamen die Jungen, die es zerreißen durften. Dazwischen wurde ein Mädchen in das Kleid, das der Tod zuvor angehabt hatte, gekleidet. Sie trug ein Kreuz in der Hand, das mit einem Seidentuch umwickelt und mit Bändern geschmückt wurde. Der Umzug setzte fort, an seiner Spitze ging das Mädchen mit dem Kreuz, andere Mädchen mit "máj" folgten ihm, es wurde gesungen. Bei der Kapelle bildeten die Mädchen einen Kreis, in der Mitte stand das Mädchen mit dem Kreuz. Es wurde ein Lied gesungen, die einzelnen Mädchen wurden nacheinander bei ihrem Namen gerufen, sie hinkten zum Kreuz und wieder zurück. Als alle gerufen worden waren, kehrte der Umzug ins Haus, in dem der Tod angefertigt worden war, zurück. Da gab es ein Mahl für sie – Buchteln, Erbsen (sog. "pučálka"), Kaffee, manchmal Bier.
Geschichte:
Das Todaustragen wurde mehrmals von kirchlichen Synoden verboten, das älteste schriftlich erhaltene Verbot in den Böhmischen Ländern stammt aus dem Jahre 1366 (Prager Erzdiözese), weitere stammen aus den Jahren 1371 und 1384. Der Brauch fand am vierten Fastensonntag statt, es nahmen viele Leute (auch Kleriker) teil. Der Tod (Figurine) wurde aus der Stadt heraus getragen, er wurde ausgelacht, im Umzug wurde getanzt und gesungen, dann wurde der Tod ins Wasser geworfen, damit er den Lebenden nicht schaden konnte.
Es gibt mehrere schriftliche Quellen, die den Brauch in allen Teilen Böhmens, Mährens und Schlesiens bis zum 18. Jahrhundert belegen. Im 16. Jahrhundert wurde zum ersten Mal die Verbindung mit dem Sommereinholen erwähnt, am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde zum letzten Mal die Teilnahme Erwachsener am Brauch erwähnt. Im 19. Jahrhundert handelte es sich bereits um einen Kinderbrauch, er wandelte sich auch zum Heischebrauch. Zum Erlöschen des Brauches kam es ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich. Ende des 19. Jahrhunderts kam es zur künstlichen Erneuerung des Brauches, heute wird er meistens von Folklore-Ensembles oder als Spiel in der Schule durchgeführt.
Der Tod (Symbol des Todes ist meistens eine Puppe weiblichen Geschlechts) wurde rituell aus dem Dorf/der Stadt getragen und dann verbrannt, ins Wasser geworfen, auf einem Baum aufgehängt, begraben oder an einem unzugänglichen Ort aufgestellt.
Fragen über den Ursprung des Brauches können – wegen des gegenwärtigen Standes historischer Informationen – nicht beantwortet werden. An vielen Orten war das Todaustragen mit einem anderen Brauch – mit dem Sommereinholen – verbunden. Beide Bräuche wandelten sich von einer von allen Mitgliedern der Gemeinde getragenen Aktivität in einer Aktivität der Kinder, seit dem 18. Jahrhundert vorwiegend der Mädchen. Die tschechischen Volkskundler Vladimír Scheufler und Jaroslava Scheuflerová verwerfen die Hypothese über die pandemiale (als Reaktion auf die Pest-Pandemie im 14. Jahrhundert), die fränkisch-nürnbergische und die Wormser Herkunft des Brauches, sie bezweifeln auch, dass es sich um einen germanischen Brauch gehandelt habe. Germanische Elemente, die sich im Laufe der Jahrhunderte in den Brauch eingeschlichen haben mochten, wollen sie aber nicht ganz in Abrede stellen. Sie können auch die vorchristliche Herkunft des Brauches sowie allfällige Zusammenhänge mit den betreffenden Gliedern des Indikulums nicht ausschließen. Nach ihrer Meinung stellen das Todaustragen und das Sommereinholen allgemeine menschliche Aktivitäten dar, denen das westslawische Ethnikum die charakteristische Form verlieh und in eine für den Inhalt beider Bräuche geeigneten Zeitraum, d.h. in der Mitte der Fastenzeit, verlegte, wobei christliche Impulse unbestreitbar sind.
Referenzen
Čeněk Zíbrt: Veselé chvíle v životě lidu českého. Praha 2006.

