Carnaval

Cádiz, die älteste Stadt Europas, fasziniert jedes Jahr mit buntem Treiben und ausgelassenen Karnevalsumzügen.
Zehn lange Tage herrschen Freude, Fest, Gesang und Tanz rund um die Uhr und auf allen Plätzen in der kleinen Stadt im Süden Andalusiens. Die Vorbereitungen jedoch nehmen ein Vielfaches an Zeit in Anspruch. Schon Monate vor dem großen Ereignis widmen sich die Gaditanos, so der Name der Einwohner von Cádiz, der Herstellung ihrer Kostüme, dem Verfassen und Einstudieren ihrer Gesänge und Spottlieder.
Cádiz kann sich durchaus in den Reigen der Karnevalshochburgen wie Rio de Janeiro, Nizza, Venedig und Teneriffa einreihen. Der Karneval, wie ihn die Gaditanos heute feiern, entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert. Französische, flämische, genuesische und venezianische Kaufleute exportierten neben ihren Waren auch Sitten und Gebräuche aus den jeweiligen Heimatländern. Von der anderen Seite des Atlantiks wurden die Rhythmen der Karibik ans Ufer gespült. Aus der Vermengung von venezianischen Masken, französischen Tänzen und karibischen Klängen erhielt der Karneval von Cadiz seine eigene Prägung.
Die Vorbereitung für den Karnaval beginnt mit dem Wettstreit der Karneval-Musikgruppen, den Chören, Quartetten, Chirigotas und Comparsas. Drei Wochen dauert dieser Wettkampf, und die Sänger, fantasievoll verkleidet, tragen ihre Lieder, die aktuelle Themen aufgreifen, oft mit beißendem Spott vor. Nach dem Finale des Gesangswettbewerbs im Teatro de Falla, das die ganze Nacht (Donnerstag auf Freitag vor Aschermittwoch) dauert, und mit großem Interesse auf den Bildschirmen in ganz Spanien verfolgt wird, beginnt der eigentliche Karneval.
Die Gesangsgruppen ziehen durch die mit Menschen gefüllten Straßen der Altstadt und singen dort weiter. Die ganze Stadt feiert ausgelassen. Seit einigen Jahren ist es Sitte, sich kulinarisch auf das kommende Karnevalstreiben einzustimmen. Honigpfannkuchen, Austern und Seeigel werden in großen Mengen an die Besucher verteilt, die an diesem Wochenende aus allen Teilen Spaniens und aus der ganzen Welt eintreffen, um am Spektakel am nächsten Tag dabei zu sein. Der Umzug am Sonntag schlängelt sich durch die Avenida, im neueren Teil von Cádiz und braucht für die dreieinhalb Kilometer über vier Stunden. In den folgenden Tagen, bis zum nächsten Umzug gibt es in der ganzen Stadt Bühnen und Plattformen, auf denen gesungen, getanzt und gefeiert wird. Der zweite Umzug am Sonntag nach Aschermittwoch führt durch die Altstadt. Die so genannten "illegales" verstärken bei diesem Umzug die Kostümgruppen der Karnevalsvereine. Die "illegales" sind Gruppen von Nachbarn, Arbeitskollegen, Verwandten und Freunden, die die Gelegenheit wahrnehmen, sich aktiv am karnevalesken Treiben zu beteiligen. Der Verbrennung der Hexe Piti am Caleta-Strand folgt das Abschlussfeuerwerk am Castillo San Sebastian als letztes Spektakel.