Carnaval de Dunkerque

Der Karneval von Dünkirchen gehört zu den traditionsreichsten Karnevalsveranstaltungen in der Region Hauts-de-France im äußersten Norden Frankreichs. Zusammen mit Bailleu und Le Portel gehört der Ort zu den Hochburgen des nordfranzösischen Karnevals. Neben den Ursprüngen, die allen Karnevals-, Fastnachts- und Faschingsfesten gemein sind, pflegt der Dünkirchener Karneval dabei auch eine besondere seemännische Tradition.

Ein erster Maskenzug, der durch die Stadt führte, ist 1676 urkundlich belegt. Während des 17. und 18. Jahrhunderts veranstalteten die Kapitäne der Fischereiflotte ein großes Festmahl, um die Fischer und Matrosen vor der bevorstehenden sechsmonatige Reise zu den isländischen Fanggründen mit einem letzten Mahl zu erheitern. Dies war wohl auch insofern nötig, da viele Matrosen von den gefährlichen Reisen nicht lebend zurückkehrten. Diese Feierlichkeiten waren die Ursprünge der Visschersbende ("Fischerbande") und zunächst unabhängig vom maskierten Karneval. Erst später wurde die Seemannstradition kulturell mit dem gewöhnlichen Karneval vereinigt.

Der Karnevalsumzug in Dünkirchen ist ein Umzug verschiedener unabhängiger verkleideter und maskierter Gestalten durch die Stadt. Er ist einer der Höhepunkte des Straßenkarnevals und eine der ältesten bekannten Manifestationen des Karnevals von Dünkirchen. Die Karnevalisten ("Carnavaleux") marschieren durch die Straßen. Sie folgen einem Tambourmajor, der mit einer historischen napoleonischen Uniform bekleidet ist und eine Blasmusikkapelle anführt. Der Tambourmajor bestimmt die Strecke und die Musik. Der Zug durch die Straßen wird immer wieder durch die Bildung von Menschenketten ("bandes"), unterbrochen.
Die Zugteilnehmer selbst sind nicht einheitlich kostümiert, wie etwa die Garden der Mainzer Fastnacht, die Verkleidungen fallen eher bunt und originell bis zufällig aus. Oft haben sie jedoch lose die Seefahrt zum Oberthema. Ein immer wieder auftauchendes Motiv ist der "Zulu" ("Feigemann"), ein Mann mit Socke, einem Fisch oder einer Spinne, welche an einem Schirm oder langen Stock hängt. Männer in gendertypischen "Frauenkleidung" sind ebenfalls ein gängiges Motiv.

Bereits zu Beginn des Jahres veranstalten die über 50 Karnevalsvereine in der großen Festhalle der Stadt mehrer Bälle, zu denen aber nicht nur Mitglieder Zugang haben.

Den Höhepunkt des Karnevals bildet der Heringswurf ("le jet de harengs") am historischen Rathaus der Stadt. Der Hering gehörte bis in die Neuzeit zu den wichtigsten Exportgütern der Küstenstadt.