Eier-Aufleset
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12.04.2026 (1. Sonntag nach Ostern = Quasimodogeniti)Turnus
alle 2 Jahre
Festausübung
aktuell
Allg. Festbeschreibung
Geografie
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Region
Staat
Beschreibung
Am Sonntag nach Ostern ist in Effingen die Eier-Aufleset Brauch.
Maskenfiguren:
Hühnermuni - er fährt einen alten Kinderwagen, in dem ein Käfig mit weißem Huhn ist
Schneckenhäusler - sein Häs ist mit Schneckenhäusern besetzt
Tannenchrisler - "wandelnder Wald"
Strohmuni - kugelrund, mit Stroh ausgestopft, fällt leicht um
Stechpälmer, Hobelspänler, Spiilchärtler
All diese Figuren werden von Männern verkörpert.
Organisator des Eierlaufs ist der Turnverein; er richtet auch die beiden mit Bändern geschmückten Triumphbögen aus jungem Tannengrün her, die an den beiden Dorfeingängen aufgestellt werden. Am Sonntagmorgen werden auf einer etwa hundert Meter langen Strecke der Dorfstraße in Abständen von einem Meter paarweise Sägemehlhäufchen angelegt, auf welche man später die Eier setzt; je neunmal zwei rohe, weiße und beim zehntenmal zwei gekochte, farbige Eier. Am unteren Ende der beiden Eierreihen wird eine Kornwanne aufgestellt, die mit Spreu gefüllt ist.
Um halb drei Uhr geht dann plötzlich ein Heidenspektakel los, denn der ganze vermummte Tross kommt ins Dorf gebraust: voraus der Reiter, weiß gekleidet und mit Bändern geschmückt als Verkörperung des Winters; hinter ihm folgt in gleicher Zier der Läufer, der im Wettkampf den Läufer darstellen wird. Dann treten der Pfarrer in Rock und Zylinder und die Herren des Fünferrats auf, die für den Ablauf des Spiels verantwortlich sind. Es folgt ein recht derbes Brautpaar unter einem Sonnenschirm, die alte Frau und der Hienermaa und die oben genannten Figuren.
Wenn der Pfarrer den Wettlauf eröffnet, sprengt der Reiter davon. Er muss durch die vier Nachbarsdörfer reiten und sich am letzten Ort in der Dorfwirtschaft einen Trunk genehmigen - das hat seinen besonderen Grund.
Unterdessen rennt der Läufer zwischen den Eierreihen das Dorf hinauf, hebt das letzte Ei auf, eilt zur Wanne zurück und wirft es aus kurzer Distanz hinein. So rennt er hin und her, wobei die Strecke immer kürzer wird.
Während dieser Zeit treiben die Maskierten ihren Unfug auf den Straßen und stören den Eieraufleser bei seiner Arbeit. Eine geschickte Regie hinter den Kulissen sorgt dafür, dass der Reiter erst dann ins Dorf zurückkehrt, wenn der Läufer seine Arbeit erledigt hat. Schließlich verkörpert letzterer ja den Frühling und muss deshalb unter allen Umständen den Sieg davontragen, Nach Abschluss des Wettkampfes versammelt man sich unter der Kanzel, und der Pfarrer verliest die Eierpredigt - eine satirische Rede, die natürlich vor allem für die Effinger von brisanter Aktualität ist. Schließlich endet das Fest in den Dorfwirtschaften bei fröhlichem Beisammensein, während die Mitwirkenden zum traditionellen Eiertätsch geladen sind.
Die ältesten Nachrichten über die Eierleset reichen in den Kantonen Aargau und Baselland nur bis ins letzte Jahrhundert hinein; von Basel gibt es jedoch bedeutend ältere Berichte über diesen Brauch. Nach Paul Koelner geht der Eierlauf hier auf das 16. Jh. zurück und spielte sich ursprünglich auf dem Petersplatz und auf dem Münsterplatz ab, jedoch ohne Maskentreiben.
Der Brauch soll auf eine Sage zurückgehen, nach der ein König in Savoyen, der sich zwischen zwei Bewerbern um die Hand seiner Tochter nicht entscheiden konnte, zwischen den beiden solch ein Eierlesen veranstaltet haben soll.
Vgl. das Eierspringen in Altenschwand am Ostermontag mit seinem ähnlichen Ablauf.
Referenzen
Ludwig Vögely: Eier-Aufleset in Effingen. In: Badische Heimat/Mein Heimatland 49/1969, S. 113-115.
Edith Schweizer-Völker: Butzimummel, Narro, Churri. Bräuche in der Region. Basel 1990. S. 63 f.