Farsang / Fasching

Helemba

Nové Zámky

Nitriansky Kraj

Slovenská Republika - Slovak Republic

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi)

Nächstes Jahr

04.03.2025 (Fastnachtsdienstag)

Turnus

jährlich

Festausübung

N
aktuell

Allg. Festbeschreibung

Geografie

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Ort

Helemba

Kreis

Nové Zámky

Region

Nitriansky Kraj

Staat

Slovenská Republika - Slovak Republic

Beschreibung


Auf der slowakischen Seite des Flusses Ipoly liegt der Ort Chl'aba/Helemba, der überwiegend von ungarischen Minderheiten bewohnt wird. Nicht weit davon entfernt, auf der ungarischen Seite der Ipoly, liegt Ipolydamásd, wo mehr Slowaken leben. Diese beiden Ortschaften feiern seit 1996 wieder gemeinsam den Fasching, der nach 1925 nicht mehr zusammen gefeiert wurde.

Zwischen 1904 und 1910 bis etwa 1925 begann der Fasching damit, dass am Faschingssonntag Maskierte in den Orten herumzogen und heischten. Die "Maschkaras" (Maskierten) waren Menschen, die aus ausgetrockneten Kürbissen, aus Strümpfen und aus bemaltem Papier angefertigte, mit einem Ochsenhorn geschmückte Masken trugen. Männer verkleideten sich als Frauen und Frauen trugen Männerkleider. So wurden sie von den Dorfbewohnern mit Eiern, Speck, allerlei Essen und Wein beschenkt. Wo sie nichts bekamen, stahlen sie Eier. Freigiebige Ortsbewohner spiessten ein ganzes geräuchertes Kolbász (ungarische Wurstart) oder eine ganze Speckseite auf die Hörner der "Maschkaras". Wenn sie genug Speisen und Wein beisammen hatten, kehrten sie zum Haus zurück, wo sie sich schon an ein paar Tagen vor Fasching versammelt und wo sie sich verkleidet hatten. Sie aßen, tranken und feierten bis zum Begräbnis der Fasching ausgelassen.

Die Erneuerung des Brauches im Jahr 1996, dessen Ausübung vom Dreikönigstag bis zum Aschermittwoch dauert, zog Änderungen mit sich.
Die wichtigste und spektakulärste Neuheit des Faschings ist das Feuerspringen. An verschiedenen Orten in Helemba und Ipolydamásd stellt man Heuballen oder kleinere Heuhaufen auf. Alle Ballen und Haufen werden von den "Maschkaras" aufgesucht, angezündet, leidenschaftlich umtanzt und übersprungen. Der Tanz wird von Musik - Ziehharmonika, Schlagzeug, Glocken und Schellen - begleitet. Den größten Heuballen stellt man auf dem Hauptplatz von Helemba auf, wo die Faschingsteilnehmer ihre Kostüme und Masken ausziehen und ins Feuer werfen. Damit wollen sie zeigen, dass ihre Herzen und Seelen durch das Überspringen des Feuers gereinigt wurden.
Eine weitere Neuheit des Faschings ist das Verbrennen der "Kiszebaba", einer Strohpuppe. Die Faschingsteilnehmer schmeißen von der Brücke an der Ipoly zwischen Helemba und Ipolydamásd die brennende Strohpuppe in den Fluss. Damit vernichten sie symbolisch den Winter. Danach ziehen sie tänzelnd, singend und jauchzend in eines der Dörfer, wo sämtliche Feiernde vom Dorf bewirtet werden. In einem Jahr ist Helemba dran, im anderen Ipolydamásd. Vor dem großen Faschingsessen und dem Ball unterhalten sich die Leute mit Spielen, Anekdoten und Sprüchen. Während und nach dem Essen wird stets musiziert. Die Feier dauert bis zum Abend des Faschingsdienstags.

Am Abend des Faschingsdienstags verabschiedet man sich dann vom Fasching in Person des "Farsang Tóbi" - einer Puppe. Das Faschingsbegräbnis, gespielt von den Mitgliedern des "Pávakör" (des Kreises, der den Fasching und das Begräbnis heute organisiert.), läuft wie folgt ab:

Am Faschingsdienstagabend, wenn noch eifrig getanzt wird, kommt der Richter zu den Tanzenden mit einem Stock in der Hand, klopft damit auf den Boden und bittet die Feiernden um Aufmerksamkeit (die Musik verstummt). Er sagt folgende Reime auf:

"Sehr gehrte Gäste, ich bitte um Ruhe!
Ich kam als Warnender zu euch.
Es ist Faschingsdienstag, ihr habt viel gefeiert,
Seit drei Tagen dreht ihr Jungs die Mädchen.
Es naht Mitternacht, die Fastenzeit kommt,
Bald erklingt auch die Glocke warnend:
Begrabt den Fasching würdig.
Dann geht ihr alle mit eueren Paaren nach Hause,
Fastet vierzig Tage, damit ihr abnimmt,
Weil euere Kleidern vom letzten Jahr passen nicht mehr an euch.
Jetzt fängt ihr aber das Faschingsbegräbnis an,
Beweint ihr Frauen den Leichnam dieses Jünglings."

Man trägt die Puppe (Farsang Tóbi) hinein, dahinter folgen die Klageweiber. In den Taschen der Frauen steckt eine Flasche Pálinka, woraus sie ab und zu einige Schlücke nehmen.

Frau 1:
Ah! Ah! Was ist mit dir geschehen Du schöner Recke, dass man dich so trägt, wie einen Stück Holz? Vorhin hast du noch Pálinka (= ungarischer Schnaps) aus einer Kanne getrunken. Ah!

Frau 2:
Mein lieber Freund, was wird nun mit diesem Kleinen.

Klageweib 1:
Ombaj! Ombaj! Mache deine schielenden Augen auf,
Lasse mich noch einmal mit dir sprechen.
Gestern hast du noch einen Kübel voll Nokedli (= ungarische Nudelart) gegessen.
Danach hast du noch eine ganze Menge Wein darauf gesaufen.
Ombaj! Ombaj!

Klageweib 2:
Oh, was wird aus uns ohne dich...!
Wer isst unser tägliches Brot?
Letzte Woche haben wir den Schnitzelstuhl abgeschnitten,
Währendessen du zehn Krähenneste ausgeraubt hast.

Klageweib 3:
Du warst so hässlich, dass deine Mutter dich
mit einem Flaschenkürbis geküsst hat.
Man hat dich unter einem Sieb getan,
damit die Katze dich nicht holt.

Der Kantor kommt mit dem Priester hinein:

Gruß: Grüße euch Gott.

Priester (singend):
Meine Schwester und Brüder! Gebet Acht!
Jetzt, wo der Fasching zu seinem Ende neigt,
Die Stunde des Abschieds ist zu euch gekommen.
Verabschiedet euch meine Schwester und Brüder von diesem Jüngling,
vom Farsang Tóbi,
Wer drei Tage lang tanzte,
Und, keine Rede, recht viel trank.

Kantor (+ Chor):
Dir erging es gut, Du schöne Blume,
Weil du gelangest zu einem großen Glück.

Priester:
Vergebe dir Gott deine Sünden
Weil du vielen Mädchen den Kopf verdreht hast.
Das viel Getränk, das dir den Hals hinunterging;
Die viele Bohnensuppe und Nokedli, die du mit mir gegessen hast.

Kantor (+ Chor):
Dir erging es gut, Du schöne Blume!

Priester:
Du hast in deinem Testament folgendes überlassen:
Mein Sarg soll nicht abgenagelt sein,
Unter meinem Kopf soll der Platz mit Speck ausgelegt werden,
Das Einlassseil soll auch aus Speck sein,
Man soll meinen Ruheplatz mit Rotwein begießen,
Damit die Ameisen meine Fußsolen nicht kitzeln.

Kantor (+ Chor):
Dir erging es gut, Du Schöne...!

Priester:
Meinen Sarg sollen Jungfrauen tragen,
An meinem Begräbnis soll man mit Kürbis läuten,
Meine Schadensersatzkarte überlasse ich dem "Pávakör",
Damit die Frauen im Jahr hacken können.
Gott sei mit euch, ich werde jetzt ruhen,
Bis zum nächsten Fasching werde ich euch nicht sehen.

Kantor:
Dir erging es gut...!

Priester:
Jetzt meine Schwester und Brüder sollen wir den Körper tragen,
Und die Krankheit mit ihm begraben.
Es soll das Licht der Frühling unter uns kommen,
damit wir das ganze Jahr in Gesundheit arbeiten können

Kantor:
Dir erging es gut...!
(Er rennt hinaus, währendessen ruft er:)
Küsst Farsang Tóbi das letzte Mal der Reihe nach,
Nur passt auf, dass ihr nicht auf seine Jugend fällt,

Frauen: (gehen klagend hinaus und suchen den Kantor)
Armer Kantor! Armer Kantor!

Damit ist der Fasching beendet und die Feiernden gehen nach Hause.

Im Sommer 2000 ist die Brücke zwischen Helemba und Ipolydamásd eingestürzt und trotz größter Bemühungen der zwei Dörfer, die Brücke und den gemeinsamen Fasching wieder herzustellen, konnte die Brücke immer noch nicht erneuert werden. So feiern die zwei Dörfer seit 2000 getrennt Fasching.