Faschingsumzug

Ablauf:
Der Faschingsumzug in Milevsko, bei dem die Maskierten durch die Stadt ziehen, findet am Samstag vor dem Aschermittwoch statt. An den Umzug, der vor dem Kulturhaus endet, knüpft ein Kulturprogramm an. Es wird die schönste Maske ausgezeichnet, Musikgruppen treten auf und es wird getanzt.

Geschichte:
Der Faschingsumzug von Milevsko ist die bedeutendste ethnographische Veranstaltung in Milevsko. Er wurde früher am Faschingsdienstag veranstaltet. Die Maskenzüge fanden in ihrer jetzigen Gestaltung seit dem Jahre 1862 statt. Sie entwickelten sich aus den mittelalterlichen Volksspielen, die in der Region stattfanden. Das Faschingsende wurde in Milevsko bereits seit dem Mittelalter mit Bacchus gefeiert. Er ging am Faschingsmontag und Faschingsdienstag durch die Stadt und die Gaststätten. Am Aschermittwoch wurde er im Bach, der ursprünglich durch den Hauptplatz lief, später dann im Teich Kuklík oder im Fischbehälter bestattet. Der Bacchus-Zug bestand aus komischen Figuren: der Frau des Bacchus mit Kind, einem Totengräber, einem Küster, einem Priester, Trauersängern, Ministranten und dem Wahnsinnigen "nach Torschluss". Bacchus wurde auf einer Karre gefahren. Die Beerdigung von Bacchus im Teich oder im Bach bei großer Kälte hatte für den Bürger, der den Bacchus spielte, manchmal schlimme Folgen. Als einer der Bacchus-Darsteller wegen Erkältung sogar starb, verboten die Behörden den Bacchus-Umzug. Der letzte fand im Jahre 1864 statt. Schon vor diesem Jahr schlossen sich allerdings verschiedene andere komische Figuren dem Bacchus an. Sie wurden zum Bestandteil seines Zuges und bildeten im Jahre 1862 schon einen ganz bunten und zahlreichen Maskenzug. Nach dem Verbot des Bacchus hatten die Maskenzüge jedes Jahr einen bestimmten Charakter. Im Laufe der Zeit wurden einige Figuren zum unerlässlichen Bestandteil des Maskenzuges, und auch Bacchus erschien wieder im Zug.
Die Veranstaltung von Faschingsumzügen war für die Teilnehmer eine besondere Auszeichnung und ausschließlich für die Einwohner von Milevsko bestimmt. Über jeden Teilnehmer, der im Maskenzug teilnehmen wollte, stimmte ein Komitee ab, das die Bürger im Laufe der Zeit bildeten.
Der 1. Weltkrieg unterbrach die Veranstaltung von Maskenzügen für lange Zeit. Die Maskenzüge wurden erst im Jahre 1933 erneuert. Der letzte Maskenumzug vor dem 2. Weltkrieg fand im Jahre 1939 statt. Der erste Faschingsumzug nach dem Krieg fand in Milevsko wieder im Jahre 1946 statt. 1963 wurde der Maskenzug abgesagt und erst 1969 erneuert. Die Umzüge werden seit dieser Zeit jedes Jahr von dem Maskenverein veranstaltet. Der Maskenzug geht durch die ganze Stadt und endet auf dem Hauptplatz, wo die Abschlussveranstaltung stattfindet.
Nach alter Gewohnheit wurden Leute in der Woche vor dem Maskenzug zum Umzug eingeladen. Am Schmutzigen Donnerstag/Fettdonnerstag gingen einige Maskierte durch die Stadt und luden zum Besuch am Faschingsdienstag ein. Der Charakter des Maskenumzuges bezog sich immer auf zeitgenössische Probleme oder auf verschiedene Ereignisse in der Stadt.
Die typischen Masken in Milevsko waren: Großmutter mit Rückenkorb, Lulatsch, Bacchus, Würstelverkäufer, Friseure, Mann mit Bär, Hühnerhof und viele andere. Im Laufe der Zeit kamen immer neue Masken hinzu.
Das Tschechoslowakische Filmwochenblatt drehte eine Reportage von den Maskenzügen in den Jahren 1934 und 1935. Dabei handelte es sich um Stummfilme. 1947 wurde ein Tonfilm produziert.