Fasnet

Haigerloch

Zollernalbkreis

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag) - 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag) - 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag), 06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie) - 06.01.2024 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

Nächstes Jahr

02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag) - 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag) - 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie) - 06.01.2025 (6.1. Dreikönig /Epiphanie), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

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Ort

Haigerloch

Kreis

Zollernalbkreis

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Geschichte

Die Haigerlocher Fasnet hat eine lange Tradition. Der erste urkundliche Beleg findet sich in Aufzeichnungen des Stadtrechts von 1457, dem „Haigerlocher Stadtbüchle“. Dort steht geschrieben, dass die Bürger am „äschrigen Mittwoch“ von der Herrschaft Geld für die gemeinsame Zeche bekamen. Aus dem 17. Jahrhundert sind weitere Bräuche überliefert: Bis 1606 lassen sich Fastnachtsumzüge zurückverfolgen, und seit 1652 ist die Verteilung von Fasnetsküchle als herrschaftliche oder als kirchliche Geste bekannt. Eine organisierte Fastnacht lässt sich ab 1885 nachweisen. Damals gab es einen Narrenvorstand, der für die Organisation der närrischen Aktivitäten zuständig war.
Mit dem Beitritt zur Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) im Jahr 1930 benannte man den „Carneval-Verein Haigerloch“ in „Narrenzunft Haigerloch“ um.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter
www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan
entnommen werden.

Das „Häs auslufta“
Am „Obersta“, der obersten und letzten der zwölf Rauhnächte, am 6. Januar, beginnen sich nach dem Mittagsläuten in vielen Narrenorten im schwäbisch-alemannischen Raum die Narren zu regen. In Haigerloch treffen sich nach Einbruch der Dunkelheit die Hästräger und andere Narren in der Unterstadt. Von dort ziehen sie mit Rätschengeschnarre und karbadschenschnellend stadteinwärts. Begleitet von Musikanten, die zum ersten Mal wieder den Narrenmarsch, den „Bräutelmarsch“, erklingen lassen, wird die neue Fastnacht begrüßt. Auch in den Wirtshäusern wird gefeiert. Den Abschluss des ersten Fasnachtstag im neuen Jahr bildet ein Narrenhock, bei dem die Musikanten spielen.

Kinderfasnet
Am „Auseliga Dauschdeg“ (Donnerstag vor Fastnacht) findet traditionell die Kinderfastnacht statt. Dabei werden die Kindergartenkinder besucht und die Schulkinder vom „Joch“ der Lehrer befreit.
Die Dominos, verwegene Gesellen, die ihr „Handwerk“ zum Teil schon jahrzehntelang beherrschen, belohnen dabei die Kinder für aufgesagte Fasnetssprüche mit an einem Spazierstock aufgereihten Brezeln, Orangen, Bonbons und manchmal auch einer Wurst. Diese sechs bis acht Figuren sind nur an diesem Tag aktiv und tragen rote, schwarze oder gelbe kuttenartige Gewänder mit Kapuze und Stofflarve.
Die Spenden für die Beschenkung der Kinder kommen durchweg von den Haigerlocher Geschäftsleuten und der Stadtverwaltung.
Sind die Kinder „befreit“, ziehen sie mit den Dominos unter dem Absingen von Fastnachtssprüchen zum Marktplatz. Auch hierbei werden an die Kinder die oben erwähnten Spenden ausgeworfen. Am Marktplatz löst sich dann der Zug auf, damit die Kinder Zeit haben, sich für den nachmittäglichen Umzug vorzubereiten. Die Dominos gönnen sich derweil eine Ruhepause, um dann anschließend das Rathaus „stürmen“ zu können. Die Mitarbeiter der Verwaltung warten schon darauf, mit dem Eintreffen der Dominos ihre dienstliche Tätigkeit beenden zu können.

Nach dem traditionellen Mittagessen, einer kräftigen Erbsensuppe, geht es dann mit den Kindern zum Umzug. Dieser Umzug, angeführt von der Stadtkapelle Haigerloch, endet in der Wittnau-Halle, wo dann der Kinderball mit Vorführungen und unter musikalischer Begleitung der Stadtkapelle stattfindet.

Fasnetausrufen
Nach der Kinderfastnacht wird am „Auseliga Dauschdeg“ abends auf dem Marktplatz die Fastnacht ausgerufen. Stadtkapelle, Hästräger und „Bräutelgesellschaft“ treffen sich zusammen mit dem Bürgermeister am unteren Stadteingang, um dann mit den Klängen des „Bräutelmarsches“ zum Marktplatz zu marschieren. Der Bürgermeister wird dabei auf die „Bräutelstange“ gesetzt. Die Dominos tragen im Zug das Symbol der Haigerlocher Fasnet, eine Puppe, bekleidet mit dem Häs der Haigerlocher Narren, an eine Fahnenstange zum Marktplatz.
Auf dem Marktplatz angekommen, ruft der Ratschreiber der „Bräutelgesellschaft“ nach vorgeschriebenem Ritual die Fastnacht aus. Der Bürgermeister muss dabei einen Eid auf alles schwören, was den Haigerlocher Narren heilig ist. Anschließend darf er seine Abdankungsrede halten. Der Zunftmeister der Narren übernimmt von ihm die Regierungsgewalt, zumindest bis Aschermittwoch und verspricht ihm dabei gerade das nicht zu halten, was der Bürgermeister in seiner Abdankungsrede von ihm verlangt hat.
Anschließend wird das Symbol der Fastnacht von den Dominos aufgerichtet. Mit Schunkelliedern wird dann die Machtübernahme gefeiert.
Die „Karbatschenschneller“ bekräftigen das übernommene Regiment. Unter den Klängen des „Bräutelmarsches“ wird der Zunftmeister auf die „Bräutelstange“erhoben“ und dreimal um den Marktbrunnen getragen. Daran anschließend ziehen die Narren mit der Stadtkapelle zur Oberstadt, wo dann der Tag beim Ball der „Bräutelgesellschaft“ und des Sportvereins gebührend gefeiert wird.

Fasnetsmontag

Der Hauptfasnetstag ist in Haigerloch der Fasnetsmontag, an dem auch der Narrenumzug stattfindet.
Im Laufe des Montagvormittags treffen sich alle närrischen Gruppen auf dem Marktplatz, dem für die Haigerlocher Fastnacht so bedeutungsvollen Ort.
Die Stadtkapelle und die Lumpenkapelle des Sportvereins spielen für die versammelten Narren auf und an die einzelnen Gruppen werden Lose ausgegeben, die dann beim Zunftball am Abend gezogen werden.
Nachmittags treffen sich alle Gruppen in der Unterstadt und stellen sich zu einem Umzug auf, den die Maskenträger gefolgt von der Stadtkapelle anführen. Dem Umzug voran geht der Stadtbutz mit seinem Reisigbesen. Wie andernorts der Narrenpolizei hat diese Einzelfigur eine ordnende Funktion. Mit seinen schmalen dunklen Fransen gehört der Stadtbutz, der aus dem 19. Jahrhundert stammt, zur Gattung der Blätzle- und Spättlegewänder und ähnelt damit dem „Fossli“ aus dem schweizerischen Siebnen. Zur Figur gehört auch eine dem Rottweiler ähnliche Holzlarve.
Der Umzug endet in der Wittnau-Halle mit närrischem Treiben, das sich anschließend wieder ins Stadtzentrum verlagert.
Am Abend findet in der Wittnau-Halle dann der Zunftball statt. Mit ihm klingt auch die Saalfastnacht in Haigerloch aus.

Fasnetsverbrennnen

Am Fastnachtsdienstag endet mit dem „Fasnetsverbrennen“, dem ein Fackel- und Lampionumzug vorangeht.
Nach Einbruch der Dunkelheit treffen sich die Aktiven und der Narrensamen am Ortsausgang in der Unterstadt. Der Zug bewegt sich dann, angeführt von der Stadtkapelle, in Richtung Marktplatz. Dabei wird die Fastnacht in Form einer Puppe mitgetragen.
Auf dem Marktplatz angekommen, wird zunächst das am „Auseliga Dauschdeg“ aufgestellte Symbol der Fastnacht eingeholt. Dann wird der Zug, unter lautem Wehklagen der Teilnehmer in Richtung Oberstadt fortgeführt.
Beim Feuerwehrhaus wurde bereits ein Feuer gezündet. Vor der endgültigen Verbrennung findet die „Trauerzeremonie“ statt, dann wird die Fastnacht den Flammen übergeben. Die Stadtkapelle spielt dabei den „Bräutelmarsch“ in seiner schaurigsten Form.
In einem Gasthaus trifft man sich dann schließlich nochmals zum „Leichenschmaus“ und „Kehraus“.

Bräuteln

Am Fastnachtsmontag eines Schaltjahres wird in Haigerloch das traditionelle Bräuteln durchgeführt. Organisiert und abgehalten wird das Bräuteln von der Bräutelgesellschaft, einer Abteilung der Narrenzunft Haigerloch, die aus ledigen jungen Männern ab 16 Jahren, den Bräutelbuben, besteht.
Bereits am vorausgegangenen „Auseliga Dauschtig“ haben diese in der Stadt das Bräuteln ausgerufen und die Bräutlingen eingeladen.
Am Fastnachtmontag wird die Bevölkerung frühmorgens von der Stadtkapelle und der Bräutelgesellschaft geweckt. Dabei werden dem Zunftmeister, dem Bürgermeister, den Pfarrern, den „Goldenen Hochzeitspaaren“ und den Ehrenbürgern jeweils ein Ständchen gebracht. Anschließend geht es auf den Marktplatz, wo um 9.00 Uhr das eigentliche Bräuteln beginnt.
Zuständig für das Abholen der Kandidaten und den weiteren Ablauf sind die Bräutelbuben, junge ledige Männer in Tracht. Sie tragen weiße Strümpfe, eine Bundhose mit gestickten Trägern und Gürtel, ein weißes Hemd mit roten Maschen und auf dem Kopf ein rundes Käppi. Die Bräutlinge, das heißt, alle Männer, die in den letzten vier Jahren zugezogen sind, gebaut oder geheiratet haben, werden dort unter den Klängen des Bräutelmarsches auf der mit einem Sitzpolster versehenen ca. 3m langen Bräutelstange dreimal um den Brunnen getragen. Anschließend wird ihnen die linke Fußspitze im Brunnenwasser abgewaschen und nach Entrichten eines Obulusses im Wert von „1 1/2 schlecht gebratene Göckele“ ist der Bräutling in der Narrengemeinschaft aufgenommen. Während des Ritts auf der Stange werfen die Bräutlinge in der Regel Süßigkeiten, Orangen oder Brezeln an die umstehenden Zuschauer aus.
Zur Belustigung der Zuschauer versuchen manche Bräutlinge immer wieder den Ablauf zu stören, indem sie die Bräutelkasse oder die Bräutelstange zu entwenden oder gar die Bräutelbuben vom Marktplatz wegzulocken versuchen. Manche Bräutlinge benehmen sich auf der Bräutelstange derart ruppig, dass sie nach dem Kommando „Stang dreha“ mit dem ungepolsterten Teil der Stange vorlieb nehmen müssen oder gar nach dem Kommando „Nei mit em“ im kalten Brunnenwasser landen.
Das Bräuteln dauert bis Schlag 12.00 Uhr. Nachmittags um 14.00 Uhr findet dann ein Fastnachtsumzug, der Bräutelumzug, statt und zum Abschluss des Tages am Abend ein Bräutelball.
Die Bräutelgesellschaft hat eine Mitgliederzahl von 25 bis 30 Personen, die Zahl der Bräutlinge liegt bei rund 120 bis 140. Eingeladen werden rund 200 Bräutlinge, von denen ein Teil den Ritt auf der Stange nicht wagen will oder abwesend ist, und sich durch einen Obulus im Wert von „2 schlecht gebratenen Göckele“ freikaufen kann. Zu Spitzenzeiten bevölkern rund 400 bis 500 Zuschauer den Marktplatz, so dass in dem 3-stündigen Ablauf von einer vierstelligen Zahl ausgegangen werden kann.

Das Bräuteln ist in Haigerloch erstmals im Jahre 1860 belegt und wird bis heute in nahezu unveränderter Form abgehalten. Es handelt sich dabei um einen in einigen Hohenzollerischen Städten üblichen Brauch, der möglicherweise auf alte Fruchtbarkeitsriten zurückgeht, vielleicht aber auch die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg, zur Aufmunterung der Lebenslust im allgemeinen und der Heiratslust im besonderen.
Heute wird das Bräuteln als Aufnahmeritus in die örtliche (Narren-) Gemeinschaft gesehen.

Maskenfiguren:
Die beiden wohl interessantesten Figuren der Haigerlocher Fasnet sind die unter dem Sammelbegriff Grombiradrucker zusammengefassten Maskentypen Bischöfle und Rottweiler. Woher dieser Sammelbegriff stammt, ist nicht klar. Bischöfle und Rottweiler zählen zu den ältesten Masken der schwäbisch-alemannischen Fasnet und gehören zum spätbarocken Typus der geschlechtslosen Glattlarven. Der Rottweiler hat seinen Ursprung in der Zeit um 1750 und trägt eine ausdrucksvoll gestaltete Larve. Vermutlich stammen beide Masken aus der Werkstatt der Rottweiler Dominikaner. Die Ausstattung mit dem Rokokohütchen samt kokett aufgeschlagenem hinterem Hutrand und Federbusch deutet jedenfalls auf eine Rottweiler Eigenart hin.
Die Figur des Bischöfle ist möglicherweise mit dem Brauch des Kinderbischofs verknüpft, der jeweils am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) begangen wurde. So soll an der Fasnet 1763 ein Maler als Bischof verkleidet durch Rottweils Wirtshäuser gezogen sein, um die Narren zu „firmen“, der Verbindungen nach Haigerloch hatte.
Das Häs beider Figuren ist identisch: Hose und Kittel bestehen aus grober, ungebleichter Leinwand, wobei der hüftlange Kittel nach unten hin zipfelig geschnitten ist. Auf dem Leinengewand sitzen rautenförmige Fleckle, die in den Farben Gelb, Rot, Grün, Blau, Braun sowie Schwarz gehalten sind. Die Kanten und Nähte des Kittels ziert eine schmale schwarz-rot-schwarze Borte.
Zu den Einzelfiguren der Haigerlocher Fasnet gehören weiter die Weißnarren Remple und Uhrafidla. 1976 nach fotografischen Vorlagen alter Maskenfiguren reaktiviert, laufen sie heute im Umzug mit und verteilen Bonbons an die Kinder. Der Remple trägt eine bärtige Maske, während der Uhrafidla sein grinsendes Vollmondgesicht zeigt. Seinen Namen hat der Uhrafidla von der auf seiner Hosenrückseite aufgemalten Uhr.
Die Fledermaus, eine weibliche Fasnetfigur ohne Maske, trägt einen schwarzen knöchellangen Rock, ein weißes Leinenhemd, dessen Ärmel und Halsabschluss mit Spitzen besetzt sind und einen hüftlangen Schleier aus Vorhangstoff mit bunten Seidenbänder. Auf dem Kopf ist dieser zu zwei Ohren zusammengerafft.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.