Fasnetsküchle holen
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Beschreibung
Schon am Sonntag nach Dreikönig fanden sich die ledigen Handwerksgesellen in einem Wirtshaus zusammen, wählten vier Platzmeister, einen Oberfähnrich und einen Unterfähnrich. Jeden Sonntag bis zur Fasnet gings nun im großen Zug mit Trommeln und Pfeifen durch die Stadt. Die Platzmeister trugen schwarze Mäntel, zwei gingen vorn, zwei hinter dem Zug. Es ging zu einem Wirtshaus, wo der Zug hielt und der Oberplatzmeister seinen Spruch, Abdankung genannt, aufsagte: „Dieweilen wir auf den heutigen Tag einen Fasnachtstag und Umzug gehalten, so wollen wir keinen neuen nit machen und keinen alten nit abgehen lassen. Und sodann ist unser Herr Wirt zugegen, er hat zwei-, dreierlei Bier, Wein und Branntwein im Keller liegen; und wenn das eine Faß nicht mehr lauft, so wollen wir ein andres anstechen. So dank euch Gott aller Ehren!“
Nach dieser Abdankung fingen Trommeln und Pfeifen an, und alle tanzten vor dem Wirtshaus. Die Wahl der Fähnriche geschah durch das „Schlagen“. Wer am meisten Kanten schlug (Kannen Bier und Wein bezahlte), wurde Fähnrich; das war ein hohes Ehrenamt, weil das Fahnenschwingen bei Umzügen als das Wichtigste galt. Die Fahne wurde überall geschwungen, wo auch der Nachtwächter zu rufen pflegt: vor dem Pfarrhaus, dem Schultheißen, dem Bürgermeister etc. Am Fastnachtsdienstagmorgen ging dann der Zug nach Sießen, 30-40 Gesellen, voraus lief der Hanswurstel, der mit einer ausgestopften armlangen ledernen Wurst die Leute aus dem Weg zu treiben hatte. Dort angekommen zog man dreimal um den Brunnen herum, wobei der Fähnrich ebenso vielmal die Fahne über den Brunnen schwang, zu Ehren der Jungfrau Maria, deren Bild auf dem Brunnenstock stand, dann ging es in die große Handwerksstube des Klosters. Da wurden nun eine Unmenge Küchlein aufgetragen, dazu jedem Gesellen vier Kanten Wein. Messer und Gabeln lagen dabei, durften aber unter Strafe nicht benutzt werden. Man trank auf die Gesundheit der Priorin, der Subpriorin, der Oberschaffnerin und der Unterschaffnerin und dann auf den ganzen Konvent. Und der Platzmeister hielt einen Spruch, darin alle Verdienste des Klosters aufgezählt wurden; dann kam die Danksagung. Nach dieser Rede brachte eine Klosterfrau einen wunderschönen Strauß auf einem Teller für den Platzmeister. Zum Abschluß des Festes wurde der Hanswurstel im Beisein der Klosterfrauen und ihres Beichtigers verhauen, was viel Ergötzen brachte.
Der Brauch ging darauf zurück, dass Handwerksgesellen, die auf ihrem Heimweg Feuer im Kloster bemerkten, hinzuliefen und beim Löschen halfen, vom Kloster Fasnetsküchle versprochen bekamen. Seither wurde der Brauch sehr wichtig genommen und mit großer Feierlichkeit begangen.