Fastnacht

Möhringen/Tuttlingen

Tuttlingen

Baden-Württemberg

Deutschland - Germany

Dieses Jahr

13.02.2024 (Fastnachtsdienstag) - 13.02.2024 (Fastnachtsdienstag), 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn) - 14.02.2024 (Aschermittwoch = Fastenbeginn), 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 11.02.2024 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag) - 12.02.2024 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 08.02.2024 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

Nächstes Jahr

04.03.2025 (Fastnachtsdienstag) - 04.03.2025 (Fastnachtsdienstag), 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn) - 05.03.2025 (Aschermittwoch = Fastenbeginn), 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi) - 02.03.2025 (Fastnachtssonntag = Quinquagesima / Estomihi), 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag) - 03.03.2025 (Fastnachtsmontag = Rosenmontag), 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht) - 27.02.2025 (Donnerstag vor der Fastnacht = Weiberfastnacht)

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Geografie

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Ort

Möhringen/Tuttlingen

Kreis

Tuttlingen

Region

Baden-Württemberg

Staat

Deutschland - Germany

Beschreibung

Maskenreicht / Schemengericht

Das „Schemengericht“ findet am „Schmotzigen Duschtig“ (Fasnachtsdonnerstag) um 14.01 Uhr in den Räumen des historischen Möhringer Rathauses statt. Der Vorsitz des „Schemengerichtes“ wird von drei „Richtern“ übernommen, die das „Häs“ (Narrenkostüm) des „Plätzle-Hansele“ und darüber einen Richterumhang aus schwarzem Leinen mit hunderten weiß-roter „Filzplätzle“ tragen. Das Gesicht der „Richter“ verbirgt sich hinter einer „Scheme“ (Maske) aus Holz mit scharfen, furchteinflößenden Zügen. Auf dem Kopf tragen sie eine rote Haube und darüber einen schwarzen Spitzhut. Der Ablauf des „Schemengerichts“ ist einer öffentlichen Gerichtsverhandlung nachempfunden. Neben den drei Richtern gibt es einen Fürsprech („Baaremer Hansele), einen Ankläger (Plätzle-Hansele), ein ausführendes Organ (Plätzle-Hansele) und einen Büttel, der eine historische Polizeiuniform trägt und den Angeklagten (meist ein mehr oder weniger prominenter Möhringer Bürger) vorführt.
Daneben findet am selben Tag der traditionelle Rathausempfang statt. Zu diesem Empfang werden prominente Persönlichkeiten der näheren und weiteren Politik und des öffentlichen Lebens eingeladen. Der Empfang wird weitgehend vom Ortsvorsteher gestaltet, der die einzelnen Persönlichkeiten begrüßt und dabei glossiert. Bei den Badenern besonders beliebt sind dabei Klischees über die Württemberger. Unterbrochen wird diese Veranstaltung von den Vorführungen verschiedener „Kinderscherbelgruppen“.
Im Rahmen des Rathausempfangs übergibt der Bürgermeister dem „Zunftmeister“ die Rathausschlüssel.
Nach der „Schlüsselübergabe“, gegen 18.00 Uhr, gibt der Ortsvorsteher das Zeichen zum Aufbruch. Nun wird der „Narrenbaum“ aufgestellt. Die „Zunftgarde“, verschiedene „Hansele“, der „Fanfarenzug“ und die Stadtkapelle begleiten den auf einen langen Anhänger montierten „Narrenbaum“. Auf dem nun erleuchteten Hechtplatz hat sich inzwischen eine große Menschenmenge versammelt, die sich vor allem aus erwachsenen „Hemdglonkern“ und „verstreuten alten Schachteln“ zusammensetzt. Während der „Narrenbaum“ geschmückt wird, schlagen die „Hemdglonker“ rhythmisch auf ihre Blechgefäße ein. Dann wird der Baum von den Naturfreunden aufgestellt. Sobald der Baum aufgestellt ist, verteilen sich die Menschen in die umliegenden Gasthäuser. Ab 19.30 Uhr erscheinen die „alten Schachteln“, die mit altertümlichen Röcken und Kostümjacken bekleidet sind, eine niedliche Plastikmaske und einen altmodischen Hut tragen. Die „alten Schachteln“ karikieren die Schwächen der anwesenden Männer. Erst nach Mitternacht wird die Maske – meist ohne Zeugen – abgenommen. Das Fest endet erst am frühen Morgen.

Geschichte:
1958, bei der Vorbereitung zur 650-Jahr-Feier der Stadt, entdeckte man in der Zimmerischen Chronik eine Notiz: 1549 kehrte ein Rottweiler Apotheker von seiner Reise zurück und stieg in den Fluss, um seine schmutzigen Stiefel zu waschen. Doch wagte er sich dabei zu weit hinein, und so stieg er nicht nur mit sauberen Stiefeln sondern auch mit völlig durchnässter Kleidung wieder ans Ufer. Hätte er nicht unter Schutz des Rottweiler Stadtrechts gestanden, so wäre er dafür vors Möhringer Schemengericht zitiert worden. Denn es findet sich in der Zimmerischen Chronik folgender Hinweis: „er wer diser ainigen that halben fürs schemengericht geen Meringen citiert worden.“ Zwar gibt es etliche Narrengerichte, doch ist die schriftliche Erwähnung eines Schemengerichts einmalig. Den alten Brauch übernahm man 1959 in die Fastnachtszeremonie, nachdem 1958 der Verfasser des Möhringer Heimatbuches, Fritz Bühler, eine bislang nicht beachtete Passage der Zimmerschen Chronik entdeckte, die von der Existenz eines Möhringer „Schemengerichts“ berichtet.
Seither tagt dieses Gericht, bestehend aus drei Richtern, einem Ankläger und einem Fürsprecher, jedes Jahr am Schmutzige Dunschtig. Jeder, der im Laufe des Jahres etwas besonders Närrisches getan oder erlebt hat, wird vor das Gericht zitiert und verurteilt. Die Strafe besteht aus einer närrischen Tat und „Schlägen“ mit der Saubloder. Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN fand 1925 statt.

Fastnachtsonntag

Am Fastnachtssonntag findet in Möhringen ein Fastnachtsumzug statt. Die Gestaltung der Wagen und der Kostüme der Teilnehmer steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Am Fastnachtsumzug wesentlich beteiligt sind die Möhringer Narrenfiguren „Kühltalmadleile“, „Konzenburggoascht“ und die „Möhrin“.
Die „Möhrin“ ist eine lustige Verballhornung des Möhringer Wappens, auf dem ein Mohr dargestellt ist. Ihr Gesicht ist hinter einer schwarzen Holzmaske verborgen, auf dem Kopf trägt sie eine Krone. Sie ist bekleidet mit einem langen blauen Rock und einer weißen Bluse (die für die Stadtfarben stehen), trägt das Stadtwappen auf der Brust und Schmuck. Sie wird vom „Narrasoma“, d.h. den Kindern, begleitet.
Nach dem Umzug verteilen sich Beteiligte und Zuschauer auf die umliegenden Gasthäuser, bis gegen 19.00 Uhr die ersten „Scherbelgruppen“ dort eintreffen. Die Mitglieder der „Scherbelgruppen“, die in aufwendig gestaltete Kostüme gekleidet sind, karikieren Versäumnisse und Missgeschicke, die sich im vergangenen Jahr in der Gemeinde ereignet haben. Diese Vorträge werden musikalisch begleitet. Jedes Mitglied einer „Scherbelgruppe“ hat Anspruch auf ein Freigetränk.

Geschichte des Umzuges:
Erstmals erwähnt wurde dieser Umzug in den 1920er Jahren. Möglicherweise existiert er jedoch schon wesentlich länger.
Die Figur der „Möhrin“ entstand 1927 anlässlich einer Maskenprämierung und ist seit dem fester Bestandteil der Möhringer Fastnacht. Die „Kühltalmadeile“ treten seit 1953 bei der Möhringer Fastnacht auf. Sie wurde von dem Tuttlinger Maler Hugo Geiler gestaltet. Über den Ursprung dieser – positiv besetzten – Figur existieren widersprüchliche Angaben. Die eine besagt, dass die „Kühltalmadeile“ ein kräuterkundiges Weib gewesen sei, das vorüberziehenden Wanderern heilende Kräuter überreichte. Die andere Quelle beschreibt sie als Geist einer wegen Kindsmord unschuldig verurteilten Wahrsagerin, der im Kühltal umging.
Ebenfalls 1953 von Hugo Geiler gestaltet wurde die – negativ besetzte – Figur des „Konzenburggoascht“, der auf eine Gestalt der Möhringer Sagenwelt zurück geht: Die Sage berichtet, dass auf der Ruine der Konzenburg, etwa vier Kilometer nördlich von Möhringen, ein Geist umging, der vorüberziehenden Fuhrleuten böse gesinnt war und ihre Pferde erschreckte.
Die Aufnahme der Narrenzunft in die VSAN war im Jahr 1925.

Fastnachtsmontag

Am Fastnachtsmontag findet am frühen Nachmittag für den „Narrensoma“ (d.h für die Kinder) ein Umzug von der alten Schule zur Angerhalle statt. Kinderscherbelgruppen treten auf, und die Möhringer Narrenzunft organisiert verschiedene Spiele.

Hansele-Rennen/ Fastnachtsdienstag

Am Fastnachtsdienstag um 13 Uhr beginnt das Hansele-Rennen. Davor werden die Hansele im Gasthaus vom Hanselevater noch einmal an die Spielregeln erinnert und ermahnt, dann kontrolliert er die Häs auf Tradition. Er nimmt einen Schellenriemen und gibt so das Zeichen für den Aufbruch. Das Hansele-Rennen besteht aus sechs Touren, die an sechs Ruheplätzen unterbrochen werden, und geht bis ca. 18 Uhr. Dabei tänzeln und springen sie durch die Straßen und sprechen ihre Narrenverse. Während die Hansele durch die Straßen ziehen, werden sie von Kindern umringt, die ihnen Fastnachtsverse zurufen:

„De Frösch, de Frösch / dees isch a luschtigs Chor, / se lant se net rasiera, / se hont jo konne Hoor!“ oder:

„Hansele, du Lumpahund, / hescht net gwißt, daß Fasnet kunnt; / hettsch dirs Muul mit Wasser griiba, / wär dirs Geld im Beutel gbliiba.“

Die Plätzlehansele, so genannt nach den sternförmig aufgenähten Filzstreifen an ihrem Weißnarrenhäs, halten mit ihren Saubloderen am Geißelstock die allzu aufdringlichen Kinder fern.
Wenn die Kinder oft und laut genug geschrien haben, verteilen die Hansele Wecken, Würste, Orangen und Gutsele.

Damit die Hansele auf ihren Touren auch immer genug zu verteilen haben, bringen ihnen die Säcklebua (das können auch Mädchen sein), Schüler, die dieses Ehrenamt mit Stolz ausüben, Nachschub in die Gasthäuser, die als die 6 Ruheplätze dienen.
Um 19 Uhr darf kein Hansele mehr unterwegs sein, also gehen die Hästräger vorher schnell nach Hause, um sich umzuziehen und dann weiterzufeiern. Dann verschwinden die Hästräger in einer Wirtschaft.

Maskenfiguren:
Die Schemenrichter tragen ein Blätzlekleid mit vielen kreuzförmig aufgenähten schwarz-roten Filzstreifen, darüber einen schwarzen knielangen Richterumhang aus Leinen mit weiß-roten Filzstreifen. Die Holzscheme weist scharfe, furchterregende Züge auf: Die stechenden Augen sitzen unter gewaltigen Brauen, aus dem breitgezogenen offenen Mund ragen gefährliche Zähne. Auf der roten Leinenhaube mit weiß-schwarzen Filzplätzle sitzt ein schwarzer Spitzhut. Zusätzlich tragen die Schemenrichter zwei Schellenriemen mit silbrigen Glocken unter ihrem Umhang. Das Wort „Scheme“, ein anderer Begriff für Maske oder Larve, ist bereits recht früh belegt. Die Möhringer Stadtgeschichte erwähnt für das Jahr 1350 den Namen „Schemenhub“.
Der Möhringer Plätzlehansele stellt unter den Weißnarren eine Sonderform dar: Sein weißes Leinenkleid ist mit besonderen Plätzle besetzt. Drei sternförmig übereinander genähte Filzstreifen, abwechselnd ein roter und schwarzer Streifen obenauf, bilden ein solches Plätzle. Die Hansellarve ist aus braungetöntem Holz. Auffallend sind die gebogenen Augenbrauen und das Kränzle aus Rosshaar mit den Papierblumen daran. Über die Schultern hängen zwei gekreuzte Schellenriemen mit kleinen silberfarbenen Schellen. An einem Stock trägt der Hansele ein oder zwei Schweinsblasen.
Der Möhringer Hansele trägt ebenfalls ein weißes Leinenkleid, jedoch sehr kunstvoll bemalt. Verschiedenfarbige Rosetten sind über das ganze Kleid verteilt, Rosenornamente und Zackenbänder setzen Nähte und Säume ab. Ein Vollmond lacht auf dem Gesäß, die Hosenbeine bedecken oft lustige, aufeinander bezogene Paare. Auf dem Arm ist das Zunftzeichen des Hästrägers aufgemalt. In Anlehnung an ein noch existierendes 150 Jahre altes Hanselehäs sieht man häufig eine Höllenszene auf der Kittelrückseite. Das Maskentuch ist mit einer Lyra sowie karikierten Köpfen verziert. Die Holzmaske zeigt ein Gesicht mit lieblichen Zügen und ist mit einem Blumenkränzchen verziert. Die Schellen, die an den gekreuzt über den Schultern getragenen Riemen hängen, sind größer als beim Plätzlehansel. Weiße Handschuhe, schwarze Schuhe und Fuchsschwanz gehören ebenso zum Häs wie das Leinensäckchen, gefüllt mit allerlei guten Sachen für die Kinder.
Seit 1953 gibt es in der Möhringer Fasnet die beiden Einzelgestalten Konzenburggoascht und Kühltalmadleile. Beide Figuren sind Sagengestalten nachempfunden. Der Konzenburggoascht war der Sage nach ein gefürchteter Geist, der auf der nahe gelegenen Konzenburg umging und vorbeiziehende Fuhrleute erschreckte. Diese Fastnachtsfigur trägt ein bemaltes Leinengewand, auf dessen Kittelvorderseite die ehemalige Konzenburg zu sehen ist. Die Rückseite ziert die heutige Burgruine. Fuchs und Hase sitzen auf den Hosenbeinen. Die große Holzlarve zeigt ein wildes Männergesicht mit Flachbart und großen Eckzähnen. Den Kopf bedeckt eine Flachsperücke, und in der Hand hält der Konzenburggoascht einen knorrigen Wurzelstock.
Das Gegenstück zu diesem wilden Geist ist das Kühltalmadleile mit seinem gutmütigen, faltenreichen Holzgesicht. Auf dem Kopf befindet sich ein Baumrindenbündel. In seinem Korb trägt das einer heilkundigen Sagengestalt nachempfundene Kräuterweib Wurzeln und Heilkräuter mit sich herum. Das Leinengewand zeigt aufgemalte Pflanzen und Waldmotive. Die Perücke besteht ebenfalls aus Flachs. Konzenburggoascht und Kühltalmadleile treten an den Fasnetstagen stets gemeinsam auf.
Seit 1927 gehört auch die Möhrin zur Möhringer Fasnet. Die Figur entstand anläßlich einer Maskenprämierung in jenem Jahr und ist dem Möhringer Stadtwappen entnommen. Sie trägt eine weiße Bluse, einen langen blauen Rock. Das Möhringer Stadtwappen mit den Farben Schwarz-Weiß-Blau prangt auf der Brust. Die Holzlarve ist schwarz und trägt eine goldfarbene Krone.

Die Termine der aktuellen Fastnachtsveranstaltungen können aus dem unter
www.fasnacht.net ab Oktober jedes Jahres von der Vereinigung Schwäbisch-
Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) veröffentlichten Narrenfahrplan
entnommen werden.

Referenzen

Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, Hg. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Vöhrenbach 1999.